Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Schüler nutzen den Kummerkast­en

Seit einem Jahr ist Slava Sandel Schulsozia­larbeiteri­n an der Umlachtals­chule

- Von Birgit van Laak

UMMENDORF - Bei großen Problemen, aber auch bei kleinen Sorgen des Alltags, hilft es, jemanden zum Reden zu haben. Jugend-Aktiv-Mitarbeite­rin Slava Sandel ist seit einem Jahr eine solche Anlaufstel­le für die Schüler der Ummendorfe­r Umlachtals­chule. Die Schulsozia­larbeiteri­n hat ein offenes Ohr, berät und sucht nach Lösungen. Die Kinder und Jugendlich­en nutzen das Angebot. „Der Laden brummte von Anfang an“, sagt die 37-Jährige.

Als Slava Sandel im vergangene­n Oktober ihre Stelle in Ummendorf antrat, stellte sie einen Kummerkast­en auf. Bald lagen die ersten Zettel darin. Wenn Schüler sie auf diesem Weg bitten, sich bei ihnen zu melden, muss es nicht zwangsläuf­ig um massive Probleme gehen. Es gebe auch Kleinigkei­ten, die Kinder und Jugendlich­e belasteten, sagt die Schulsozia­larbeiteri­n. „Ein Mädchen ist verliebt und hat niemanden, mit dem es darüber reden kann, oder ein Kind ist so schüchtern, dass es sich nicht traut, vor der Klasse zu sprechen.“Solche Sorgen füllten den Alltag der Schüler. Dann seien sie froh, wenn sie ein offenes Ohr fänden. „Wir schauen gemeinsam, wie das Kind oder der Jugendlich­e damit umgehen kann und was wir tun können“, erläutert sie. Das gilt auch für die größeren Probleme. „Wenn jemand Mist gebaut hat, suchen wir Wege, wie es jetzt weitergeht“, nennt sie ein Beispiel. Berater und Vermittler, so schildert die Schulsozia­larbeiteri­n ihre Rolle. Dazu gehört auch eine enge Kooperatio­n mit dem Kollegium und der Schulleitu­ng, damit sich nachhaltig­e Verbesseru­ngen im Schulallta­g erreichen lassen.

Ihre Arbeit hat drei Schwerpunk­te: Interventi­on, Prävention und die Vernetzung nach außen zum Beispiel mit Vereinen und Institutio­nen. Die Interventi­on, also das Eingreifen bei akuten Problemen, kann die unterschie­dlichsten Gründe haben: Mobbing oder Streit unter Schülern etwa. Durch ihr Studium ist Sandel auf die ganze Palette der Fälle, die auftreten können, vorbereite­t, von Schulschwä­nzen über Sucht und Gewalt bis zur Kindeswohl­gefährdung.

Den zweiten Schwerpunk­t von Slava Sandels Arbeit stellt die Prävention dar. „In der Prävention­sarbeit bekommen die Schüler einen Input fürs Leben“, berichtet sie. Die Themen lauten zum Beispiel Gewaltpräv­ention, Stressbewä­ltigung oder Cybermobbi­ng. Für die Achtklässl­er hat Sandel eine Suchtpräve­ntionswoch­e veranstalt­et, für die Fünft- und Sechstkläs­slerinnen gab es eine Mädchenrun­de, in der es um Frauenthem­en und um die Fähigkeit, sich selbst anzunehmen, ging. Ein Tag mit interaktiv­en Spielen diente dazu, die Teamfähigk­eit der Klassen zu verbessern.

Auch den Eltern macht die Schulsozia­larbeiteri­n Angebote. So stand Cybermobbi­ng im Mittelpunk­t eines Abends, den sie gemeinsam mit dem Kreismedie­nzentrum veranstalt­ete. Die Väter und Mütter hätten die Chance genutzt, auch ihre Fragen zu Handyregel­n für Kinder loszuwerde­n, erzählt Sandel. Anregungen seien dankbar aufgenomme­n worden. Auf den Vorschlag, ein Kästchen einzuführe­n, in dem das Mobiltelef­on abends bleibt, habe sie später viel positive Rückmeldun­gen bekommen.

Der lockere Rahmen von Elternaben­d und -frühstück hat auch den Zweck, den Vätern und Müttern die Hemmschwel­le zu nehmen, sich bei Problemen und Sorgen bei der Schulsozia­larbeiteri­n zu melden. „Es kostet die Eltern Mut, bei mir zu klopfen – so ticken Erwachsene eben“, weiß die 37Jährige aus Erfahrung. „Sie kommen in der Regel erst, wenn es richtig brennt.“Genau das würde Slava Sandel gerne vermeiden. Sie hofft, dass Eltern wie Schüler weiter Vertrauen zu ihr aufbauen und sich Unterstütz­ung holen. Denn Schulsozia­larbeit setzt im Idealfall frühzeitig an.

„Die Eltern kommen in der Regel erst, wenn es richtig brennt.“Slava Sandel

 ?? FOTO: BIRGIT VAN LAAK ?? Slava Sandel trat vor einem Jahr die 50-Prozent-Stelle als Schulsozia­larbeiteri­n an der Umlachtals­chule an.
FOTO: BIRGIT VAN LAAK Slava Sandel trat vor einem Jahr die 50-Prozent-Stelle als Schulsozia­larbeiteri­n an der Umlachtals­chule an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany