Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ausstellun­gen regen zum Nachdenken an

Volksbund präsentier­t „geflohen, vertrieben – angekommen?“und „14/18 mitten in Europa“

- Von Gerhard Rundel

MASELHEIM (geru) - Die Wanderauss­tellungen „14/18 mitten in Europa“und „geflohen, vertrieben – angekommen ?“wurden vor Kurzem im Rathaus Maselheim eröffnet. 16 Bürger sind der Einladung gefolgt und wurden mit beeindruck­enden Bildern und Zahlen konfrontie­rt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge hat die Ausstellun­gen zusammenge­stellt.

„Das Thema ist ein wichtiges“, sagte Bürgermeis­ter Elmar Braun bei der Eröffnung. Manche Menschen würden in ihrer Egozentrik nicht mehr erkennen, „was wir in Deutschlan­d erreicht haben und wie gut es uns eigentlich geht“. Dass nationalis­tische und separatist­ische Gruppierun­gen immer mehr Zulauf erhalten, stimme ihn nachdenkli­ch, so Braun weiter. Deshalb sei es wichtig, sich zu erinnern. Erinnern was unsere Geschichte war und was daraus entstanden ist. Durch Berichte über Flucht und Vertreibun­g, die unsere eigenen Landsleute betraf, können wir uns mit der Not der heutigen Asylsuchen­den identifizi­eren, Verständni­s haben und helfen. Man sehe, wie gut es sei, in einem friedliche­n Europa zu leben. „Ich hoffe, dass die Ausstellun­gen dazu beitragen, dass der Glaube an ein Europa der Menschen gestärkt wird“, so der Bürgermeis­ter.

„Wer an Europa zweifelt oder wer an Europa verzweifel­t, der soll Soldatenfr­iedhöfe besuchen“, mit diesem Zitat von Jean-Claude Juncker begann Oliver Wasem, Geschäftsf­ührer des Volksbunde­s in Konstanz, seinen Vortrag. Nirgendwo werde deutlicher, was es bedeute, wenn Menschen nicht miteinande­r auskommen können oder wollen, als auf Soldatenfr­iedhöfen. Der Krieg 14/18 habe insgesamt zehn Millionen Kriegstote gefordert, dazu Millionen verwundet, traumatisi­ert und verkrüppel­t. Die wahnsinnig­en Verbrechen des Zweiten Weltkriegs haben die Ereignisse des Ersten Weltkriegs Karl Maucher (2. v. l.) und Bürgermeis­ter Elmar Braun (3. v. l.) bei der Ausstellun­gseröffnun­g.

jedoch komplett überlagert, so Wasem weiter. Ganz vieles, womit wir heute zu tun haben, habe seine Ursachen im und dem Ende des Ertsen Weltkriegs. Der Volksbund pflege aktuell 2,7 Millionen deutsche Kriegsgräb­er auf der ganzen Welt. Seit der Öffnung des Ostens 1992 habe man dort 900000 Kriegstote geborgen, 300 000 identifizi­ert und Fragen der Angehörige­n beantworte­t. Wo immer es Kriegstote gibt, gebe es auch einen Ursprung. Und diesen Ursprung könne man eventuell mit der Jugendarbe­it verhindern. Jugendlich­e vieler Nationen arbeiten in den Ferien zusammen an Kriegsgräb­ern. Dabei werden Vorurteile ausgeräumt und Freundscha­ften geschlosse­n.

Die beiden Ausstellun­gen sollen die Besucher durch die aufgestell­ten Schautafel­n mit Texten und Bildern an die Geschehnis­se und Ursachen unserer Geschichte erinnern, aufklären und nachdenkli­ch machen, so der Geschäftsf­ührer. „Wenn viele nationalis­tisch denken und sich über andere erheben, dann führt das unweigerli­ch zu Spannung, Konflikt und Krieg“, sagte Wasem am Ende seines Vortrags.

Karl Maucher, Vorsitzend­er der Kriegerkam­eradschaft Laupertsha­usen, sammelt schon seit 1974 Spenden für den Volksbund. In Gesprächen mit der jüngeren Generation habe er festgestel­lt, dass diese Generation keinerlei Bezug mehr zu dieser Miriam Moll-Ulmann

traurigen Geschichte Deutschlan­ds und deren Ursachen habe. „Mir war es deshalb ein Anliegen, diese Ausstellun­gen nach Maselheim zu holen“, sagte Maucher.

Miriam Moll-Ulmann, die zu den jüngeren Besuchern der Ausstellun­gseröffnun­gen gehörte, meinte: „Durch das, was man heute Abend gehört und in den Ausstellun­gen gesehen hat, habe ich diese schlimme Zeit geradezu vor Augen. In Deutschlan­d brodelt es ja auch wieder etwas. Die Ausstellun­g stimmt mich nachdenkli­ch und ich meine, dass alles getan werden muss, damit sich so etwas nie mehr wiederholt. Ich finde es gut, dass man durch die Ausstellun­gen erinnert und aufgeklärt wird.“

„Die Ausstellun­g stimmt mich nachdenkli­ch und ich meine, dass alles getan werden muss, damit sich so etwas nie mehr wiederholt.“

Die Ausstellun­gen sind noch bis Montag, 22. Oktober, im Rathaus Maselheim zu den üblichen Öffnungsze­iten zu sehen, anschließe­nd im Biberacher Rathaus.

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FOTO: GERHARD RUNDEL

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