Schwäbische Zeitung (Biberach)
Reschkes letztes Hemd
Jacob Bruun Larsen, Dortmunds Senkrechtstarter, saß beim VfB nur auf der Bank – trotzdem war Stuttgart angeblich bereit, eine Rekordsumme zu bieten
STUTTGART - Es gibt gute Nachrichten für den Bundesligaletzten VfB Stuttgart und seinen neuen Trainer Markus Weinzierl, der am Samstag gleich gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund spielen darf (15.30/ Sky). Die Gäste plagen ein paar Verletzungssorgen. Abwehrchef Manuel Akanjj (Hüftleiden, drei Wochen Pause) fällt ebenso aus wie die Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Raphael Guerreiro und Offensivmann Marius Wolf. Luxusprobleme? Nicht ganz. Trainer Lucien Favre sagt: „Wir haben ein Luxusproblem im Mittelfeld, aber nicht in der Abwehr.“
Tatsächlich gäbe es etliche Borussen, mit denen der VfB sein eigenes Kardinalproblem im Angriff kurieren könnte. Den Dänen Jacob Bruun Larsen etwa, der in der Rückrunde noch in Stuttgart spielte, beim damaligen Rettertrainer Tayfun Korkut allerdings (nach einem ersten missglückten Einsatz als Rechtsverteidiger unter dessen Vorgänger Hannes Wolf) so gut wie nie spielte. Am Mittwoch sickerte nun durch, dass der VfB für den 20-Jährigen erstaunlicherweise dennoch quasi sein letztes Hemd bot – zumindest, wenn man Sportvorstand Michael Reschke glaubt. „Wir waren bereit, die höchste Ablöse der Vereinsgeschichte für ihn zu zahlen. Wir haben Dortmund zwölf Millionen Euro geboten“, sagte Reschke der „Bild“. „Aber Michael Zorc war überhaupt nicht gesprächsbereit, hat einen Verkauf kategorisch ausgeschlossen.“
Zorc widerspricht Reschke
Der BVB-Manager dementierte die Summe postwendend: „Ich war überrascht, als ich davon gelesen habe. Richtig ist, dass Reschke nicht nur einmal wegen Bruun Larsen an mich herantrat. Aber ich habe sofort die Tür zugemacht. Deshalb ist nie über Summen gesprochen worden, ich habe auch kein Angebot bekommen.“
Reschke steht auf Bruun Larsen. „Ich erlebe jetzt meine 40. Saison im Profi-Fußball – und habe keine fünf Spieler erlebt, die in diesem Alter schon so weit, so reif waren“, sagt er. Warum Korkut dieses Talent nicht nutzte, bleibt somit die Frage. Da darf man die Augen mal kneifen: Jacob Bruun Larsen hat unglaubliche drei Monate hinter sich.
Auf wen Markus Weinzierl steht – im aktuellen VfB-Team nämlich –, ist nach der heißdiskutierten KorkutEntlassung die wichtigere. „Ich kenne den Kader und die Qualitäten und bin der Überzeugung, dass das nicht Tabellenplatz 18 ist, sondern besser“, sagte der 43-Jährige.
Wieder mal werden die Karten neu gemischt in Stuttgart. Gespannt dürfen vor allem Holger Badstuber, Dennis Aogo und Erik Thommy sein, die
Weinzierl bereits aus seiner Zeit auf Schalke und in Augsburg kennt. ExNationalspieler Badstuber, beim 1:3 in Hannover wie der Rest der Truppe im Tief, hat an Weinzierl nicht die besten Erinnerungen. Zwar kam er in der Rückrunde auf Schalke zehnmal zum Einsatz – öfter als Aogo in der gesamten Saison (7). Behalten wollte Weinzierl ihn aber nicht. Die Lage dürfte schwierig bleiben für den Mann aus Rot an der Rot, zumal Pavard und
Baumgartl eine solide Saison spielen. Ob er als Sechser eine Alternative ist?
Thommy, der linke Flügelflitzer, der in der Rückrunde so fulminant durchstartete, diese Saison aber nur zweimal in der Startelf stand, könnte unter Weinzierl sein Comeback feiern. Zwar setzte der einst beim FCA auf andere, Thommy aber war damals blutjung. Der 24-Jährige hat sich entwickelt. Nicht im Larsen-Tempo, aber in seinem, und das war schnell genug.