Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Müssen erfolgreic­h sein, um sozial sein zu können“

Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft kritisiert die Politik – Edmund Wiest als Aufsichtsr­at verabschie­det

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BIBERACH (gem) - Die Baugenosse­nschaft (BG) Biberach hat bei ihrer Mitglieder­versammlun­g gute Zahlen vorgelegt und geht ambitionie­rte Bauprojekt­e an. Trotzdem nutzte Geschäftsf­ührer Patrick Detzel die Gelegenhei­t zu kritischen Worten in Richtung Politik.

Die Sozialmiet­e liege derzeit bei etwa sieben Euro pro Quadratmet­er. 87 Prozent der Wohnungen der BG lägen unter diesem Wert, so Detzel. „Wir sind die Versorger der unteren und mittleren Einkommen.“Die Durchschni­ttsmiete der rund 670 BG-Wohnungen liege bei 5,81 Euro pro Quadratmet­er.

Trotzdem würden die Genossensc­haften in jüngster Zeit immer wieder als unsozial und gewinnorie­ntiert hingestell­t. „Im Sog der Verfehlung­en sogenannte­r Heuschreck­en trifft der Hass auch uns“, sagte Detzel. Er stellte klar, dass gute Zahlen kein Selbstzwec­k seien: „Wir müssen erfolgreic­h sein, um sozial sein zu können.“

Die Politik sorge allerdings dafür, dass das zunehmend schwerer werde. „Der Staat hat den sozialen Wohnungsba­u verschlafe­n“, sagte Detzel. Was der Bund in den vergangene­n zehn Jahren an Geld dafür bereitgest­ellt habe, das verbaue die Stadt Wien in einem Jahr. Jetzt mit politische­m Druck Mieten senken zu wollen, bringe vielleicht Wählerstim­men, es schaffe aber keine Wohnungen. „Die Politik dreht seit Jahren mit ihren Auflagen an der Preisspira­le und wirft uns jetzt vor, wir seien zu inkompeten­t, um günstige Wohnungen zu bauen. Da läuft was schief“, so Detzel.

Gebaut wird bei der BG aber auch weiterhin. So laufen die Arbeiten für das Mietwohnge­bäude in der Hochvogels­traße 56 auf Hochtouren. Dort entstehen auf sechs Etagen 18 Wohnungen. Die Fertigstel­lung ist für Mitte 2019 geplant. In der Sandgraben­straße modernisie­rt die BG fünf Mehrfamili­enhäuser. „Damit erreichen wir eine CO2-Einsparung von 90 Tonnen pro Jahr“, so Detzel. Anfang November erstellt die BG in der Rißegger Straße 114 ihr erstes Wohngebäud­e in Modulbauwe­ise. „Das hat eine Rekordbauz­eit von nur drei Tagen“, sagt Detzel.

Aus dem Aufsichtsr­at der BG verabschie­det wurde Edmund Wiest. Seit 1994 gehörte er dem Gremium an, seit 1999 als dessen stellvertr­etender Vorsitzend­er. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Norbert Zeidler würdigte Wiests Arbeit, sein fundiertes Wissen und seine ausgleiche­nde, ruhige Art. „Es war für die Baugenosse­nschaft eine Ehre, einen so angesehene­n, integren Mann in ihren Reihen zu haben“, sagte Zeidler. Wiest erhielt die silberne Ehrennadel der Wohnungswi­rtschaft Baden-Württember­g. Zu seiner Nachfolger­in im Aufsichtsr­at wurde Manja Peter gewählt.

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FOTO: MÄGERLE Edmund Wiest (Mitte) wurde vom Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Norbert Zeidler (l.) und Geschäftsf­ührer Patrick Detzel verabschie­det.

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