Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Es steckt sehr viel Arbeit dahinter“
Wie sich die Darsteller des Amateurtheaters auf das Stück „Der Inspektor“vorbereiten
OCHSENHAUSEN - Die Generalprobe ist vorbei, alles ist gut verlaufen: Die Schauspieler des Amateurtheaters (ATO) sind bereit für die Aufführungen von „Der Inspektor“im Schrannensaal der Musikschule in Ochsenhausen. Premiere ist am Freitag, 26. Oktober. Im Vorfeld sprach SZ-Mitarbeiter Ferdinand Leinecker mit dem Regisseur Jan Sandel und dem ATO-Vorsitzenden Boris Kappler, der auch Produktionsleiter und Darsteller in diesem Stück ist, darüber, was die Besucher erwartet.
Wer ist eigentlich „Der Inspektor“?
Jan Sandel: Ist es ein Polizeiinspektor? Ein Hochstapler und Betrüger? Vielleicht ein Racheengel? Diese Frage beantwortet das Stück nicht direkt, der Zuschauer muss diese Frage letztendlich für sich selbst beantworten. Klar ist nur, dass eine junge Frau auf grausame Weise umgekommen ist und dass alle Stückpersonen schuldhaft darin verstrickt sind.
Sie haben schöne historische Kostüme und auch zeitgenössisches Mobiliar vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Boris Kappler: Ja, das Stück spielt im April des Jahres 1912 in der englischen Provinz, eine Woche vor der Jungfernfahrt der Titanic. Es spiegelt darin den uneingeschränkten Glauben an den technischen Fortschritt und eine Welt ohne Kriege. Jedoch werden diese kapitalistischen Zukunftsfantasien alsbald ad absurdum geführt (Untergang der Titanic und Erster Weltkrieg). Mangelndes soziales Verantwortungsbewusstsein des Unternehmertums gegenüber der Arbeiterklasse Anfang des letzten Jahrhunderts prangert der Autor mit diesem Stück ebenso an, wie er die Hoffnung hegt, dass nachfolgende Generationen sich bis in die aktuelle Zeit dagegen auflehnen und kämpfen.
Wie viel Arbeit steckt hinter einem solchen Stück von der Planung bis zur ersten Aufführung? Und wie ist es möglich, so viel Text zu lernen?
Boris Kappler: Die Herangehensweise ist hier bei den Schauspielern ganz unterschiedlich. Während der eine beim Lernen absolute Ruhe braucht
und sich mit dem Textheft in die Badewanne legt, lernt der andere am besten, indem er seine „Gänge“und Bewegungsabläufe mit Text zu Hause nachvollzieht. Wieder andere legen
bei Autofahrten eine CD ein mit Tonaufnahmen, die bei Textproben gemacht wurden, um so den Text und die Stichworte immer wiederholen zu können. Von der Planung bis zur Premiere steckt sehr viel Arbeit dahinter.
Im vergangenen Jahr wurde die Komödie „Currywurst mit Pommes“gezeigt und in diesem Jahr dieses eher ruhige Stück „Der Inspektor“. Inwiefern ist dieser Kontrast beabsichtigt?
Jan Sandel: Wir möchten bewusst das breite Spektrum des ATO zeigen – nach herzerfrischenden Komödien mit großer Besetzung wie „Currywurst mit Pommes“im vergangenen Jahr jetzt ein eher nachdenklich stimmendes Kammertheater, das einem stellenweise wirklich unter die Haut geht. Es ist ein großartiges Stück, mit welchem die Schauspieler des ATO ihr Publikum sicher wieder begeistern werden.