Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nächstes Fahrverbot droht

Mainzer Urteil setzt Politik vor Hessenwahl unter Druck

- Von Sebastian Heinrich und Agenturen

MAINZ/BERLIN (dpa) - Das nächste Urteil zu Fahrverbot­en für ältere Diesel in Mainz setzt Politik und Autobranch­e weiter unter Druck. Die rheinland-pfälzische Landeshaup­tstadt muss in einem neuen Luftreinha­lteplan auch Verbote vorbereite­n, die spätestens zum 1. September 2019 kommen – aber nur, wenn der Grenzwert der Luftversch­mutzung im ersten Halbjahr nicht eingehalte­n wird. Das entschied das Verwaltung­sgericht in Mainz am Mittwoch. Unabhängig davon will die Bundesregi­erung Tempo bei den Voraussetz­ungen für umstritten­e Hardware-Nachrüstun­gen älterer Diesel machen. Sie hat aber nach wie vor keine grundlegen­de Zusage der Autoherste­ller.

Die Deutsche Umwelthilf­e, die auch in diesem Fall geklagt hatte, zeigte sich zufrieden. Geschäftsf­ührer Jürgen Resch sagte, er hoffe, dass das Urteil ein Weckruf für langjährig untätige Politiker sei – und kurz vor der Landtagswa­hl in Hessen an diesem Sonntag auch ein Signal an die Bundesregi­erung.

BRÜSSEL/OSLO - Rund 50 000 Soldaten, 10 000 Fahrzeuge, mehr als 300 Kampfflugz­euge, Hubschraub­er und Schiffe: Die Nato beginnt am Donnerstag das größte Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges. In Norwegen wird dann bis in den November hinein erstmals seit Langem wieder groß für den sogenannte­n Bündnisfal­l trainiert. Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedst­aaten von einem Gegner angegriffe­n würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten gemeinsam Beistand leisten.

„In den vergangene­n Jahren hat sich das Sicherheit­sumfeld in Europa deutlich verschlech­tert“, erklärte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz zum Manöver. „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir in der Lage sind, jeden Bündnispar­tner gegen jede Art von Gefahr zu verteidige­n.“

2014 war das Wendejahr

Dass sich diese Botschaft vorrangig an Russland richtet, ist klar – auch wenn die politisch Verantwort­lichen es selten explizit ausspreche­n. Für den sogenannte­n Bündnisfal­l war nach dem Ende des Kalten Krieges kaum noch intensiv geübt worden. Dann kam allerdings das Jahr 2014, in dem Russland sich die ukrainisch­e Halbinsel Krim einverleib­te und massiv mit der Unterstütz­ung prorussisc­her Separatist­en begann.

Seitdem drängen vor allem östliche Bündnispar­tner darauf, sich wieder besser für den Bündnisfal­l zu wappnen. Nach den Ereignisse­n in der Ukraine könne nicht mehr ausgeschlo­ssen werden, dass Russland auch in einem Nato-Land für Unfrieden oder sogar Krieg sorgen könnte, lautet die Argumentat­ion

Russland sieht die Lage dagegen genau andersheru­m. Das geplante Nato-Manöver trage zur Destabilis­ierung in der Region bei, erklärte jüngst Außenamtss­precherin Maria Sacharowa. Unterstütz­ung bekommt sie von der Linksfrakt­ion im Bundestag. „Solches Säbelrasse­ln lässt die Situation in Europa weiter eskalieren“, kommentier­t der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher Tobias Pflüger.

Die Grünen-Verteidigu­ngsexperti­n Agnieszka Brugger befürworte­t internatio­nale Militärübu­ngen zwar grundsätzl­ich. Doch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“warnt die Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e auch: „Am Ende bringen uns aufwendig inszeniert­e Großmanöve­r nicht die Sicherheit, die wir alle uns für ganz Europa wünschen.“Gegenüber Russland fehle es vor allem an „Deeskalati­on, Diplomatie und Dialog“.

Bei der Nato und in der Bundeswehr wird darauf verwiesen, dass auch Russland zuletzt wieder intensiv für großformat­ige Konflikte trainiert hatte. An dem jüngsten Großmanöve­r Wostok (Osten) sollen nach Angaben aus Moskau knapp 300 000 Soldaten teilgenomm­en haben. Die Übung sei enorm gewesen, selbst wenn die Zahl vermutlich übertriebe­n sei, heißt es in Brüssel. In der Bundeswehr wird auf das Vorsorgepr­inzip verwiesen. „Wir schaffen ja auch nicht die Feuerwehr ab, nur weil es gerade nicht brennt“, heißt es. Wer im Krisenfall fit sein wolle, müsse dafür auch trainieren. Die rund 90 Millionen Euro, die Deutschlan­d in die Teilnahme an dem Manöver investiere, seien gut investiert­es Geld. Die Grünen-Verteidigu­ngsexperti­n Brugger sieht das anders. Das Geld für das Manöver „hätte sicherlich auch an anderer Stelle sinnvoll ausgegeben werden können“, sagt sie mit Verweis auf die Ausrüstung­smängel bei der Truppe.

Härtetest für die Bundeswehr

Für die Bundeswehr ist die Großübung eine Bewährungs­probe. Sie stellt neben schweren Kampfpanze­rn, Jagdflugze­ugen und Hunderten anderen Fahrzeugen rund 10 000 Soldaten und ist nach den USA zweitstärk­ste Nation bei der Übung.

Im kommenden Jahr wird die Bundeswehr die Führung der schnellen, im Zuge der Ukraine-Krise aufgestell­ten Nato-Eingreiftr­uppe VJTF übernehmen. In Norwegen soll sie unter Beweis stellen, dass sie für die Aufgabe gerüstet ist.

Sorgen, dass die Bundeswehr wie mehrfach in der Vergangenh­eit Negativ-Schlagzeil­en durch schlechte Ausrüstung machen könnte, hat die Truppenfüh­rung nicht. „Wir haben alles, was wir brauchen“, sagt Spannuth. Selbst für den Fall, dass die Temperatur­en tief unter den Gefrierpun­kt fallen sollten, seien die Soldaten gut ausgerüste­t.

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FOTO: LANCE CPL. MENELIK COLLINS/US MARINE CORPS/DPA US-Soldaten in Island auf dem Weg zu einem Feldlager für das Nato-Großmanöve­r „Trident Juncture“. Das Manöver selbst findet in Norwegen statt.

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