Schwäbische Zeitung (Biberach)

Alles schon einmal da gewesen

„Hunter Killer“ist eine U-Boot-Story von Donovan Marsh mit jeder Menge Klischees

- Von Patrick T. Neumann

Das Jagd-U-Boot USS Arkansas unter Führung des unkonventi­onellen Kapitäns Joe Glass (Gerard Butler) sucht im Arktischen Ozean nach verscholle­nen Kameraden. Die Fahrt führt die Crew in die Gewässer direkt vor einem russischen Marine-Kommandopo­sten. Gleichzeit­ig wird ein NavySeal-Team unter Leitung des harten Hundes Bill Beaman (Toby Stephens) aus der Luft abgesetzt, um die Lage an Land zu erkunden. Bald ist klar: Es geht um einen Putsch. Der russische Verteidigu­ngsministe­r provoziert eine militärisc­he Konfrontat­ion mit den USA, um Volk und Militär hinter sich zu bringen. Es droht der Dritte Weltkrieg.

Nur die U-Boot-Besatzung und die Navy Seals können den Weltfriede­n retten – und möglicherw­eise der russische U-Boot-Kapitän Andropow (gespielt vom 2017 gestorbene­n Schweden Michael Nyqvist), den die USS Arkansas aus dem Eismeer gerettet hat. Gary Oldman als unsympathi­sch-kriegstrei­berischer oberster US-Militär und Caroline Goodall als US-Präsidenti­n (und HillaryCli­nton-Double) vervollstä­ndigen den gut besetzten Cast. Doch das war es auch schon mit den guten Nachrichte­n. U-Boot-Jagden im Eismeer, eine russisch-amerikanis­che Konfrontat­ion, die Bedrohung des Weltfriede­ns – all das gab es nämlich schon, und zwar mehr als einmal. Während der 121 Minuten Filmlänge hat man ständig ein Déjàvu.

Keinen neuen Dreh gefunden

Es ist sicherlich nicht verboten, sich an Bewährtem zu versuchen, sonst gäbe es längst keine James-BondReihe mehr oder Western. Dabei ist aber das Wie entscheide­nd. Findet man einen neuen Dreh, eine neue Optik, eine neue Art des Umgangs mit dem Altbekannt­en? Findet man gerade im Actionkino einen Weg, diesen geballten männlichen Ernst ironisch zu brechen? All das haben die Macher von „Hunter Killer“nicht im Ansatz versucht.

Keine Frage, der Film ist optisch auf der Höhe der Zeit. Es gibt ordentlich viel Knallerei und schnelle Schnitte. Aber sonst: Die Charaktere sind eindimensi­onal. Harte Männer sind harte Männer mit den dazugehöri­gen Sprüchen, keine Spur von 007-Ironie à la Daniel Craig. Dazu kommen jede Menge Filmklisch­ees.

Frauen spielen sowieso nur die zweite oder eher dritte Geige. Die Feindbilde­r sind so klar verteilt wie in den seligen Zeiten des Kalten Krieges. Und die Kamerafahr­ten durch das enge U-Boot, in dem die Männer nicht nur arbeiten, sondern leben und leiden, hat man in Wolfgang Petersens „Das Boot“auch schon klaustroph­obischer gesehen.

Fans des Genrekinos mögen „Hunter Killer“als zeitlos bezeichnen, denn der Film könnte auch in den 70er-, 80er- oder 90er-Jahren spielen. Man könnte das aber auch einfach nur altmodisch nennen. (dpa)

Hunter Killer. Regie: Donovan Marsh. Mit Gerard Butler, Gary Oldman, Toby Stephens, Michael Nyqvist. USA 2018, 121 Minuten, FSK ab 16.

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FOTO: DPA Die Hauptfigur Joe Glass, gespielt von Gerard Butler, gibt sich unkonventi­onell.

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