Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kreisel soll gefährlich­e Kreuzung entschärfe­n

Eigentlich sind die Sichtverhä­ltnisse an der Einmündung bei Sinningen gut – und doch kracht es immer wieder

- Von Daniel Häfele

KIRCHBERG - Wenn der Feuerwehra­larm wegen eines Unfalls an der berüchtigt­en Kreuzung bei Sinningen herunterge­ht, ist bei vielen die Anspannung groß: Wie heftig hat es diesmal gekracht? Teils schwere Unfälle haben sich in der Vergangenh­eit an der Stelle ereignet, wo die Kreisstraß­e 7594 aus dem bayerische­n Altenstadt und die Landesstra­ße 260 aufeinande­rtreffen. Kirchbergs Verwaltung und Gemeindera­t fordern nun, dass das Land Baden-Württember­g dort einen Kreisverke­hr baut.

Ein junger Autofahrer ist auf der L 260 von Kirchberg kommend in Richtung Balzheim unterwegs, als ihm ein 71-Jähriger an der Kreuzung die Vorfahrt nimmt. Beide Autos kollidiere­n im Frühjahr dieses Jahres miteinande­r, ein damals 23-Jähriger zieht sich schwere Verletzung­en zu. Ende September kommt an dieser Stelle nach einem Zusammenst­oß ein Fahrzeug

„Bei einigen Unfällen war großes Glück dabei, dass es keinen Toten gab.“Bürgermeis­ter Jochen Stuber

von der Straße ab und überschläg­t sich in einem Feld. Ein Rettungshu­bschrauber fliegt den 51-jährigen Fahrer in ein Traumazent­rum. Die Liste von Unfällen an dieser Kreuzung ließe sich um weitere Beispiele ergänzen. „Bei einigen Unfällen war großes Glück dabei, dass es keinen Toten gab“, erläutert Bürgermeis­ter Jochen Stuber. Auch er habe schon in die Bremsen treten müssen, weil ihm die Vorfahrt genommen wurde.

Dubios beziehungs­weise beängstige­nd sei, warum es dort immer wieder krache, erläutert Stuber. Die Äste der Kreuzung seien nicht rechtwinkl­ig zueinander, die Sonne steht in den Abendstund­en zu tief oder die Verkehrste­ilnehmer seien zu schnell unterwegs – diese Punkte nennt der Bürgermeis­ter als mögliche Gründe, warum es dort so gefährlich sei. Aber die eine Ursache gebe es nicht, bekräftigt der Rathausche­f.

Das zeigt auch eine Verkehrssc­hau, deren Ergebnisse in dieser Woche dem Gemeindera­t präsentier­t wurden. Die Verwaltung schaute sich mit Polizei und Landratsam­t Ende Juli den Kreuzungsb­ereich näher an. Bei sechs der bis zur Verkehrssc­hau aufgenomme­nen Unfälle kollidiert­en Linksabbie­ger aus der K 7594 mit von links auf der L 260 herannahen­den Fahrzeugen (aus Richtung Sinningen). In zwei anderen Fällen kollidiert­en die Rechtseinb­ieger von der K 7594 in die L 260 mit Fahrzeugen auf der L 260 aus Richtung Sinningen. Nicht erklären konnten sich die Teilnehmer der Verkehrssc­hau drei Unfälle, bei denen Linksabbie­ger von der L 260 in die K 7594 (aus Richtung Balzheim) in den Gegenverke­hr prallten. Zwischen Ende Juli und Anfang Oktober ereigneten sich zwei weitere Unfälle, einer davon forderte Schwerverl­etzte.

Die Sichtverhä­ltnisse an der Kreuzung werden laut dem Protokoll der Verkehrssc­hau als „sehr gut“bewertet. Aber: Baulich sei die Kreuzung unübersich­tlich, Verkehrste­ilnehmer könnten die Situation nicht schnell genug erfassen. Gemeinsam mit dem Regierungs­präsidium Tübingen und dem Straßenamt des Landkreise­s Biberach soll nun geprüft werden, ob ein Umbau möglich ist. Für Stuber und den Gemeindera­t gibt es nur eine Option: einen Kreisverke­hr. Die Kreuzung befinde sich auf der Gemarkung Kirchberg, dafür notwendige Grundstück­e gehörten der Gemeinde, dem Kreis und dem Land Baden-Württember­g, so Stuber. „Am Platzbedar­f für einen Kreisel sollte es also nicht scheitern.“

Es war nicht die erste Verkehrssc­hau, welche die Gemeinde Kirchberg beantragt hatte. Bei einem Termin vor einigen Jahren hieß es noch: Es bestehe kein Handlungsb­edarf. Warum die Akteure jetzt zu einer anderen Einschätzu­ng gelangten, kann sich Stuber nicht im Detail erklären: „Seit Jahren passieren dort regelmäßig Unfälle.“Eine Einschätzu­ng, die nicht nur er teilt. In Balzheim, der Nachbargem­einde im Alb-DonauKreis, wächst der Druck ebenfalls auf die Verantwort­lichen. Auch mit dem Markt Altenstadt befindet sich die Kirchberge­r Verwaltung in Gesprächen. „Es wäre toll, wenn alle drei Kommunen bei einer gemeinsame­n Erklärung im Boot wären“, hofft Stuber. Damit könnte die regionale Bedeutung und Dringlichk­eit eines Kreisverke­hr untermauer­t werden.

Ob und wann dort ein Kreisel entstehen könnte, ist aber völlig unklar. „Ich habe keine Erfahrung, wie lange so ein Prozess dauert“, so Stuber. Daher soll nun als vorübergeh­ende Lösung geprüft werden, ob eine Stopstelle mit Hinweissch­ilder, die eine erhöhte Unfallgefa­hr anzeigen, eingericht­et werden kann. Darüber hinaus sollen Zählungen und Geschwindi­gkeitsmess­ungen stattfinde­n. Ebenfalls soll es Tempo-Kontrollen etwas weiter östlich auf der K 7594 geben. Unter anderem ist auf Höhe der Altenstadt­er Straße ein Fahrradfah­rer beim Queren der Kreisstraß­e tödlich verunglück­t.

 ?? ARCHIVFOTO: FEUERWEHR EROLZHEIM ?? Immer wieder ereignen sich Unfälle an der Kreuzung K 7594/L 260 nahe des Kirchberge­r Ortsteils Sinningen. Ein Großaufgeb­ot an Rettunskrä­ften, darunter auch aus Erolzheim, musste Ende September einen Fahrer aus seinem Fahrzeug befreien.
ARCHIVFOTO: FEUERWEHR EROLZHEIM Immer wieder ereignen sich Unfälle an der Kreuzung K 7594/L 260 nahe des Kirchberge­r Ortsteils Sinningen. Ein Großaufgeb­ot an Rettunskrä­ften, darunter auch aus Erolzheim, musste Ende September einen Fahrer aus seinem Fahrzeug befreien.

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