Schwäbische Zeitung (Biberach)
Oberschwaben soll an Bedeutung gewinnen
Minister Wolf reagiert auf Kritik aus der Region – Oberschwaben Tourismus tagte in Bad Buchau
BAD BUCHAU (beß/hey) - Urlauber suchen vor allem das Naturerlebnis. Das war eine der zentralen Aussagen bei der Jahrestagung der Oberschwaben Tourismus GmbH, zu der sich rund 80 Teilnehmer im Gesundheitszentrum Bad Buchau trafen – einer der tourismusstärksten Gemeinden im Verband, wie der Vorsitzende des OTG-Beirats, Jürgen Kniep, betonte. „Mehr Geschichte pro Quadratmeter als in Bad Buchau gibt es nirgends“, sagte Kniep. Und es biete mit dem größten Moor Südwestdeutschlands eine Attraktion.
Das OTG-Ferienland verzeichnet laut Kniep insgesamt kontinuierliche Zuwächse und gewinne immer mehr an Bedeutung in der Landestourismuskonzeption. So erwähnte Tourismusminister Guido Wolf jüngst bei einer von fünf Regionalkonferenzen, er wolle das Tourismuskonzept in Baden-Württemberg neu und möglichst breit ausrichten. Während seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit sei immer wieder Kritik an ihn herangetragen worden, weil die Region Oberschwaben und Württembergisches Allgäu sich nicht in der Tourismuspolitik wiedergefunden hätten. In der Neufassung „werden sie sich wiederfinden und eine wichtige Rolle spielen“, betonte Wolf.
Derweil verwies Kniep auf um fünf Prozent gestiegene Übernachtungszahlen; Gästezahlen und Verweildauer seien über dem Landesdurchschnitt. Bei den Auslandsankünften habe man acht Prozent mehr Gäste verzeichnet und bei den Übernachtungszahlen um zwölf Prozent zugelegt. Das Thema Digitalisierung, ein weiterer Schwerpunkt der Tagung, löse ein ambivalentes Gefühl aus: „Da steckt Potenzial drin. Aber auf welches Pferd soll man setzen?“Er warnte davor, „Geld zu verbrennen“. Jonas Pürckhauer von der IHK Ulm betonte, es sei wichtig, im Internet präsent und vor allem auffindbar zu sein. Aber auch der stationäre Bereich biete weiterhin Wachstumschancen, „wenn man die richtigen Investitionen tätigt.“
Urlauber suchen Naturerlebnis
„Deutsche wollen Natur erleben“, konstatierte Mathias Behrens-Egge, Geschäftsführer der BTE Tourismusund Regionalberatung Hannover: Für 80 Prozent der Urlauber sei das ein Generalmotiv, gute Luft, Stille und Landschaft der meistgenannte Dreiklang. Wichtig für die Zukunftsfähigkeit ist für Behrens-Egge die Nachhaltigkeit. Er empfahl der Region Oberschwaben-Allgäu, sich zum Thema Naturtourismus aufzustellen und sich statt mit breiter Vielfalt („schön ist es überall“) durch Spitzenleistungen von anderen Regionen abzuheben. Der Federsee und der Wackelwald seien Naturangebote mit hohem Potenzial zur Alleinstellung für die gesamte Region. Idealerweise finde sich auch ein starkes Bildmotiv wie der Federseesteg. Möglich sei auch die Verzahnung des Naturthemas mit anderen Bereichen wie Gesundheit, Wandern, Radfahren und regionaler Küche. Neue Veranstaltungsreihen zu diesen Themen seien erfolgversprechende Strategien.
Großer Nachfrage erfreue sich derzeit alles, was sich in luftiger Höhe oder am beziehungsweise im Wasser abspiele: Baumwipfelpfade, Baumhotels, Kanufahren oder Radeln am Fluss. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe von naturtouristischen Anbietern wurden die Ideen vertieft und die gemeinsame Vermarktung unter dem Dach der OTG geprüft.
Das Thema Natur gehört auch zu den Kernthemen der baden-württembergischen Tourismus Marketing GmbH, berichtete OTG-Geschäftsführerin Daniela Leipelt. Motto des Themenjahres 2020 ist „Wilder Süden“. Gesucht seien spannende Erlebnisse und Geschichten, aber keine klassischen Wander- und Radtouren. Man wolle sich abgrenzen gegenüber anderen Regionen.