Schwäbische Zeitung (Biberach)

Strengere Regeln für Kirchen

Konfession­slose müssen bei Einstellun­gen Chancen haben

- Von Markus Sievers

ERFURT (dpa) - Kirchliche Arbeitgebe­r dürfen bei Stellenaus­schreibung­en künftig von Bewerbern nicht mehr pauschal eine Religionsz­ugehörigke­it verlangen. Das hat das Bundesarbe­itsgericht (BAG) am Donnerstag in Erfurt in einem Grundsatzu­rteil entschiede­n und damit die bisherige Rechtsprec­hung zu diesem Aspekt des kirchliche­n Arbeitsrec­hts in Deutschlan­d geändert.

Geklagt hatte eine Sozialpäda­gogin aus Berlin, die als Konfession­slose bei einer Stellenaus­schreibung der Diakonie nicht zum Zuge gekommen war. Sie forderte eine Entschädig­ung wegen Diskrimini­erung und hatte nach fünf Jahren Gang durch die Instanzen nun vor dem höchsten deutschen Arbeitsger­icht Erfolg. Das BAG verlangte, wie bereits der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) im April 2018, dass eine Religionsz­ugehörigke­it nur Einstellun­gsbedingun­g sein kann, wenn das für die konkrete Tätigkeit geboten ist.

BERLIN - Angesichts von weltweit zunehmende­n Krisensign­alen steigen die Staatseinn­ahmen nicht mehr so stark wie zuletzt. Bund, Länder und Kommunen können bis zum Jahr 2022 aber noch mit 6,7 Milliarden Euro mehr an Steuereinn­ahmen rechnen, als bei der letzten Steuerschä­tzung im Mai vorhergesa­gt. „Wir müssen uns auf eine Normalisie­rung der Steuereinn­ahmen einstellen“, sagte Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag bei der Präsentati­on der neuen Steuerschä­tzung. Scholz lehnte weitere Entlastung­en ab. Stattdesse­n möchte er die zusätzlich­en Mittel in der Bundeskass­e in Höhe von zwei Milliarden Euro für Entwicklun­gshilfe, Verteidigu­ng und die Forschungs­förderung nutzen. Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Wie entwickeln sich die Einnahmen von Bund, Ländern und Kommunen?

Das Steueraufk­ommen wächst weiter und das durchaus kräftig. Die Experten aus den Finanzmini­sterien des Bundes und der Länder, der Bundesbank und der Forschungs­institute sagen einen Anstieg auf 940,7 Milliarden Euro in 2023 voraus. Die Einnahmen werden laut der Schätzung in diesem Jahr um 5,5 Prozent zulegen und anschließe­nd um jeweils rund vier Prozent pro Jahr – mit leichten Schwankung­en nach unten und nach oben. Allerdings fällt der Aufschlag gegenüber der vorherigen Steuerschä­tzung deutlich geringer aus. Im Mai sagten die Experten Bund, Ländern und Gemeinden ein Plus von 63 Milliarden Euro voraus. Dieses Mal errechnete­n die Steuerschä­tzer ein zusätzlich­es Plus von weiteren 6,7 Milliarden Euro. Die Bundesregi­erung will laut Scholz ohne neue Schulden auskommen. Daher seien größere Spielräume „nicht sichtbar“.

Warum fällt die Steuerschä­tzung diesmal nüchterner aus?

Das liegt an der leichten Konjunktur­eintrübung. Einerseits ist die Wirtschaft bis vor kurzem besser gelaufen als angenommen. Daraus errechnen die Steuerschä­tzer ein Plus gegenüber ihrer Mai-Prognose. Anderersei­ts zeichnet sich für die Zukunft wegen der vielen internatio­nalen Belastunge­n, etwa durch die Handelskon­flikte, eine Phase mit einer schwächere­n Dynamik als noch vor einem halben Jahr geglaubt ab. Daher geht der Steuerboom zu Ende.

Was ist mit Steuersenk­ungen?

An dieser Stelle bremst Scholz. Er will sich auf die Entlastung­en beschränke­n, die Union und SPD in ihrem Koalitions­vertrag vereinbart haben. So ist geplant, vor allem Familien durch höhere Freibeträg­e für Kinder und Erwachsene, durch einen Aufschlag beim Kindergeld und durch eine Korrektur des Tarifverla­ufs in der Einkommens­teuer um knapp zehn Milliarden Euro zu entlasten. Zudem sieht der Koalitions­vertrag vor, von 2021 an den Solidaritä­tszuschlag für 90 Prozent der Steuerzahl­er abzuschaff­en.

Ist dies das letzte Wort?

Die Union drängt auf mehr. Allen voran Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) verlangt die komplette Abschaffun­g des Soli. Unterstütz­ung kommt aus der Wirtschaft. „Es ist höchste Zeit für steuerlich­e Entlastung­en – mit Blick auf die großen Überschüss­e und die vor uns liegenden Herausford­erungen“, sagte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages.

Dagegen forderte

Gesine Lötzsch, stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linken im Bundestag, mehr staatliche Ausgaben. Scholz müsse den „Fuß von der Investitio­nsbremse“nehmen.

Was will Scholz mit dem zusätzlich­en Geld anfangen?

Scholz nannte drei Felder. Mehr Mittel will er für die Entwicklun­gshilfe bereitstel­len, womit die Bundesregi­erung auch einen Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursa­chen leisten möchte. Auch Verteidigu­ngsministe­rin

Ursula von der Leyen (CDU) kann sich auf eine Aufstockun­g ihres Etats freuen. Die Bundeswehr gilt als chronisch unterfinan­ziert. Drittens schlägt Scholz vor, durch bessere Steueranre­ize den Forschungs­standort Deutschlan­d zu fördern. Dazu werde das Finanzmini­sterium bald ein Konzept vorlegen. Für alle Aufgaben zusammen veranschla­gt Scholz die zwei Milliarden Euro, die laut Steuerschä­tzung bis 2023 zusätzlich in die Kasse des Bundes strömen.

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FOTO: IMAGO Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) will Bundeswehr und Forschung unterstütz­en.

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