Schwäbische Zeitung (Biberach)
Im Frühjahr soll Eröffnung sein
Hotel-Projekt verbindet Altes und Neues miteinander – Wer das Haus betreibt
BIBERACH - Bis der erste Gast seinen Kopf ins Kissen legen kann, dauert es noch ein paar Monate: Im Frühjahr kommenden Jahres dann soll das Best-Western-Hotel am Bismarckring in Biberach eröffnen. Die Bauarbeiten dafür laufen auf Hochtouren, der Neubau wächst von Woche zu Woche sichtbar in die Höhe. Bei einer symbolischen Grundsteinlegung gaben die Akteure weitere Details zu dem Projekt bekannt
Eine Postkarte von 1905, die als Motiv das ehemalige Hotel zum Golden Löwen an diesem Platz zeigt, steckt der geschäftsführende Gesellschafter der Fides-Gruppe, Jan Leis, in die Zeitkapsel. Ein Reisender hatte die Karte einst mit Grüßen aus Biberach nach Marseille geschickt. Weder Absender noch Empfänger dürften geahnt haben, dass diese Karte einmal Teil einer Grundsteinlegung für ein Hotel sein könnte. Genau das ist am Dienstagnachmittag vor den Augen vieler Gäste aus Politik und Wirtschaft passiert. Mit weiteren zeitgeschichtlichen Dokumenten wurde die Postkarte in den Boden eingelassen und mit Beton verschlossen.
Lange Historie des Projekts
„Die Entwicklung des Projekts dauert seit 2008 an“, blickte Jan Leis in seiner Ansprache zurück. Von Beginn an sei für ihn klar gewesen, an diesem Standort zwischen Bahnhof und Innenstadt ein Hotel und Wohnungen verwirklichen zu wollen. Zunächst sollten alle Verwaltungsgebäude der Energieversorgung Schwaben AG (EVS; heute EnBW) weichen. Doch die Pläne änderten sich, sodass nur der Trakt entlang der Bahnhofstraße abgerissen wurde. Die anderen zwei Drittel des Gebäudes bleiben bestehen und werden generalüberholt. Neben einem Vier-Sterne-Hotel mit rund 100 Zimmern finden dort 28 Wohnungen sowie eine Tiefgarage Platz. Die Fides-Gruppe investiert 18 Millionen Euro in das Vorhaben.
Baubürgermeister Christian Kuhlmann wertete den teilweisen Erhalt des Gebäudes als „wichtiges Signal des Investors an die Stadt“. Gemeinderat und Verwaltung hätten einiges riskiert, weil sie mit dem Investor bis dahin noch nicht zu tun hatten. Obwohl das Projekt zunächst ins Stocken geraten sei und sich Betreibersowie Nutzungskonzept teilweise änderten, sei das Vertrauen nicht enttäuscht worden: „Es gab immer plausible Erklärungen.“Trotz Rückschlägen arbeiteten die Mitarbeiter der Fides-Gruppe mit Beharrlichkeit und Zuversicht an dem Projekt, was ihn zum Staunen gebracht hätte.
In seiner Ansprache ging Kuhlmann auch auf die Diskussion über Abriss und Erhalt ein. Er könne verstehen, dass manchen die Entwicklung zu schnell geht. Allerdings müsse sich eine Stadt weiterentwickeln, allein schon, weil die Menschen Arbeitsplätze, attraktive Dienstleistungen und Wohnungen forderten. Ähnlich äußerte sich Architekt Jörg Aldinger: „Wir als Gesellschaft sollten für Städtebau und Architektur brennen.“Die Diskussion in Biberach sei typisch und spannend, aber auch notwendig, um Identität zu schaffen.
Warum Biberach ein weiteres Hotel braucht, machte Oliver Schreiber deutlich: „Biberach hat mehrere international tätige Unternehmen, welche bei der Unterbringung der Geschäftskunden auf Hotels in der Umgebung bis nach Ulm hin ausweichen müssen.“Er führt bereits das VierSterne Best-Western-Plus-HotelAtrium sowie das angeschlossene Sternerestaurant Siedepunkt in Ulm. Sein Team und er wollen mit einem Barbetrieb den Biberachern selbst ein Angebot machen, so Schreiber weiter. Marcus Smola, Geschäftsführer Best Western Hotel Central Europe, zeigte sich ebenfalls überzeugt davon, dass das Hotel langfristig am Markt bestehen kann: „Wir freuen uns, bald wieder in Biberach zu sein. Der Kapuzinerhof war jahrelang ein Best-Western-Hotel.“