Schwäbische Zeitung (Biberach)
Saftgeschenk für Kinder der Memelstraße
Biberacher Mali-Schüler verschenken 100 Liter selbst gepressten Apfelsaft
BIBERACH - Mehr Apfelsaft, als man an einem Tag trinken kann, nicht einmal als große Gruppe mit viel Durst, dieses Geschenk haben Kinder des städtischen Kindergartens Memelstraße Biberach von ihren benachbarten Malischülern überreicht bekommen. Schüler der neunten Klassen hatten den Saft zuvor frisch gepresst und freuten sich am Ende über 800 Liter.
Vormittags um elf Uhr füllte sich der Eingangsbereich des Kindergartens mit zahlreichen Schülern, die ihre Gaben in Kartonagen und Plastikschläuchen mitgebracht hatten: Insgesamt 100 Liter Apfelsaft waren zu verschenken. Sie hatten ihn im Zuge einer Streuobstwiesen-Arbeitsgemeinschaft erzeugt. Zum Dank sangen und spielten die Kinder den Jugendlichen das Apfelbaumlied. Schulleiterin Christine Peters erklärte den Kleinen, wie Apfelsaft überhaupt produziert wird. „Dafür mussten die Schüler zuerst ganz, ganz viele Äpfel sammeln. Anschließend haben sie sie in einer großen Saftpresse gepresst, dabei ist der Saft entstanden.“
1,2 Tonnen Früchte
Beim Pressen hatten die Schüler Unterstützung von der Mosterei Steigmiller-Lutz aus Ummendorf, die Finanzierung übernahm die Bürgerstiftung Biberach. Auch ihr Lehrer Lukas Krug ging den Neuntklässlern zur Hand und stellte einen Anhänger für den Transport der Äpfel zur Verfügung. An einem Freitagnachmittag sammelten 45 Schülerinnen und Schüler am Biberacher Lindele auf dem Grundstück der Bürgerstiftung Äpfel, was das Zeug hielt: Auf stolze 1,2 Tonnen kamen die Jugendlichen. „Ursprünglich hatten wir vor, den Apfelsaft an einem Schulfrühstück auszuschenken“, erzählt Lukas Krug. Doch mit dieser Menge hätte man wohl zehn Schulfrühstücke ausrichten können. Die Idee, den Saft an die Nachbarn im Kindergarten zu verschenken, sei von den Schülern selbst gekommen. „Das war für uns Erwachsene sehr beeindruckend zu sehen“, freut sich Christine Peters. „Unsere Schüler sind im sozialen Bereich erfreulich gut engagiert.“Die Aktion habe außerdem die Klassengemeinschaft gestärkt, findet Krug.
Ebenso wichtig sei, dass auch von Seiten der Kinder der Prozess vom Anfangs- bis zum Endprodukt nachvollziehbar sei, sagt Eva Maria Dünkel von der Bürgerstiftung. „Dieser Bildungsaspekt ist uns sehr wichtig“, unterstreicht sie. Auch Kindergartenleiterin Marina Müller legt darauf großen Wert. Dass nun so viel selbstgemachter Apfelsaft vorrätig ist, passe optimal zum Jahreskonzept „Natur sinnvoll erleben“.
Auf dieser Grundlage durften die Kinder beispielsweise schon Apfelkuchen backen und mit einer kleineren Saftpresse auch selbst Apfelsaft herstellen. Auf diese Weise könne sowohl das Vorprodukt bewusst erlebt, als auch das Endprodukt verwertet und verkostet werden, sagte Müller. „Und jetzt, da wir so viel vorrätig haben, können wir es ganz leicht ins Thema einfließen lassen“, freut sie sich.
Bei künftigen Kindergartenfesten werden sich auch die Eltern der Kinder an dem Apfelsaft erfreuen können, denn „den werden wir nun bei jeder möglichen Gelegenheit ausschenken“, ist sich Müller sicher.