Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wunsch nach Veränderung in Laupheim wird sichtbar
Umfrageaktion der SZ: Starke Meinung für eine neugestaltete Innenstadt – Mehrheit für Rathausabriss
LAUPHEIM - Es ist keine repräsentative Umfrage gewesen, zu der die „Schwäbische Zeitung“in Laupheim kürzlich auf dem Marktplatz eingeladen hat. Aber die Aktion war Anlass zu regen Gesprächen über die Gestaltung Laupheims, und die Auswertung der anonymen Umfrage per Fragebogen zeigt ein Stimmungsbild in der Laupheimer Einwohnerschaft auf. Deutlichstes Ergebnis: Das Rathaus hat nicht sehr viele Freunde. Deutlich tritt als Meinungsbild zutage: Wenn am Marktplatz gebaut wird, dann sollte das ganze Umfeld neu gestaltet werden – und zwar hin zu mehr Fläche für Familien und Fußgänger und weniger Autoverkehr.
121 Fragebögen füllten Besucher am Umfragestand aus: mehr Männer als Frauen und im Durchschnitt 47,5 Jahre alt. 16 Fragen waren per Kreuzchen zu beantworten, die sich um die jetzt aktuellen Themen der Innenstadtgestaltung drehen, wie sie auch im Gemeinderat zur Debatte stehen. Oder um das Parkhaus in der Rabenstraße, das nach Jahren der Diskussion immer noch nicht gebaut worden ist – zu Recht, wie zahlreiche Teilnehmer finden. Dazu hatten die Laupheimer auch die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorschläge zu formulieren, und davon wurde nicht wenig Gebrauch gemacht. Wie schon in den Diskussionen am Stand gab es auch exotische Anregungen.
Rathaus am Krankenhaus
Zum Beispiel wünschten sich gleich mehrere Teilnehmer, dass das Rathaus gar nicht mehr am Marktplatz, sondern am Standort des ehemaligen Kreiskrankenhauses errichtet werden solle. Und da, wo heute verwaltet wird, so ein Vorschlag, könnte ein modernes Wohn- und Geschäftshaus entstehen, dessen künstlerisch gestaltete Fassade zusätzlich Besucher anlockt. Dazu passt auch die Idee, an Wochenenden und Markttagen zu einem Parkplatz außerhalb der Innenstadt einen Pendelverkehr mittels Elektrozug einzurichten. Das wäre gleichzeitig eine Attraktion für Besucher. Mancher wünschte auch Veränderungen des Laubachgrabens. Praxisnah erscheinen Wünsche nach mehr Barrierefreiheit am Marktplatz, Behindertentoiletten und Überquerungshilfen der Kapellenstraße. Ein ganz häufiger Wunsch: mehr Fahrradwege in der Stadt, Laupheim solle doch eine Fahrradstadt werden.
Die selbst formulierten Anregungen variieren stark, doch die Kreuzchen-Sammlung bei dem Komplex „Rathaus-, Marktplatz-, Innenstadtgestaltung“deutet auf den gemeinsamen Änderungswunsch. Erlaubt waren mehrere oder gar kein Kreuz, und dabei kamen 58 Kreuze bei dem Wunsch zusammen, den Marktplatz grundlegend neu zu gestalten. 63 standen bei der Forderung, mehr autofreien Raum zu schaffen und auf 62 Kreuze brachte es zugleich der Wunsch, die Mittelstraße bis zur Sparkasse zur Fußgängerzone zu machen. Heißt: Mindestens die Hälfte äußert den Wunsch nach tief greifender Veränderung des Stadtkerns. Damit, wohin das führen kann, befasste sich der zweite Block, in dem ebenfalls Mehrfachnennungen möglich waren. 65 Mal hieß es „mehr Platz für Straßencafés/Biergärten“, 33 Mal war angekreuzt: „mehr Spielflächen für Kinder“. 56 wünschten sich mehr Grünflächen, 50 Mal kam als Wunsch „mehr Parkflächen“. 16 Kreuzchen sammelte auch der Wunsch nach einem Zeitschriftenund Kleinigkeitenkiosk auf dem Marktplatz.
Eine klare Meinung forderte die Frage nach der Zukunft des Rathauses: sanieren oder abreißen? Das ist die Frage, die auch im Gemeinderat noch längst nicht beantwortet ist. Die Teilnehmer der Umfrage äußerten sich deutlich: 77,7 Prozent wollen einen Abriss und einen Neubau.
Unter den 16 Fragen erhielt übrigens nur eine einzige kein einziges Kreuzchen – und auch das ist ein Statement. Nämlich der Wunsch „grundlegend nichts zu verändern“.