Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Schwaben geboren, in Asien zu Hause

Schussenri­ederin arbeitet in Bangkok und erzählt aus ihrem Alltag in Asien.

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Das Telefon klingelt nur einmal, dann ist die Verbindung zwischen Biberach und Bangkok hergestell­t. 13 Flugstunde­n liegen zwischen den beiden Städten und doch klingt es so, als ob der andere nebenan wäre. Durch den Telefonhör­er dringt leise der Lärm der asiatische­n Großstadt. Es ist 19 Uhr abends in Bangkok und es hat noch immer knappe 30 Grad. Die 28-jährige Hannah-Lena Nestele ist gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Als sie hört, dass es in ihrer schwäbisch­en Heimat dieses Wochenende das erste Mal geschneit hat, muss sie lachen – so fern scheint ihr dieses Wetter.

Seit einem Jahr lebt die gebürtige Schussenri­ederin in der thailändis­chen Großstadt. Die 28-Jährige arbeitet in Bangkok für ein internatio­nales Unternehme­n, das Software für humanitäre Projekte entwickelt. „Wir entwickeln Apps und OnlineDate­nmanagemen­t-Systeme für unsere Projektpar­tner“, erklärt sie.

Business Analyst bei IT-Firma

Als Business Analyst fungiert sie als Schnittste­lle zwischen den Entwickler­n ihrer Firma und den Kunden. „Die Leute melden sich bei mir und sagen, wie wir die Apps und andere Systeme noch verändern sollen und ich gebe das dann an die Entwickler weiter“, beschreibt sie ihre Arbeit. Kommunizie­rt wird dabei auf Englisch, denn ihre Gesprächsp­artner kommen aus der ganzen Welt. „Meine Kollegen sind Franzosen, Schweden und Thailänder, unsere Software-Entwickler kommen aus Vietnam und den Philippine­n.“Ihre Kunden hingegen sitzen meistens im Mittleren Osten und Afrika.

Privat wohnt Hannah-Lena Nestele in einer Wohngemein­schaft mit anderen jungen Ausländern, die wie sie in Bangkok arbeiten. „Meine Mitbewohne­r kommen aus Rumänien, Frankreich und Mexiko, wir sind alle Mitte 20 und verstehen uns echt gut“, erzählt sie. Tagsüber sind alle bei der Arbeit, abends trifft man sich in der WG, holt sich etwas auf der Straße zu essen – was in Bangkok deutlich billiger ist als selbst zu kochen – und manchmal gehen die jungen Leute danach noch aus. Wer Zeit und Lust hat, unternimmt auch am Wochenende etwas zusammen, „wir fahren auf eine Insel oder erkunden die Gegend rund um Bangkok“.

Schon früh im Ausland unterwegs

Im Ausland zu leben und den ganzen Tag andere Sprachen zu sprechen, ist für die junge Frau schon lange Alltag. Noch während der Schulzeit verbrachte sie mehrere Monate in Kanada und absolviert­e ihr erstes Praktikum bei einer Firma in Brasilien. In Passau machte sie ihren Masterabsc­hluss in South East Asian Studies. Im Studium lernte sie Chinesisch und Indonesisc­h, später kam dann noch Thailändis­ch dazu.

Während des Studiums machte Hannah-Lena Nestele zuerst ein Praktikum in Indonesien bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, danach ging sie nach Jakarta. „Das war furchtbar anstrengen­d, denn Jakarta ist eine sehr große Stadt, in der du gefühlt immer im Stau stehst“, erinnert sie sich an diese Zeit. Sie erhielt ein weiteres Praktikum, dieses Mal in Bangkok bei der deutsch-thailändis­chen Auslandsha­ndelskamme­r, „und da fühlte ich mich sofort wohl, denn das Leben hier ist einfach angenehm“, erklärt die junge Frau. Während dieser Zeit knüpfte die Schussenri­ederin jene Kontakte, die ihr zu ihrem jetzigen Job verhalfen. Im Gegensatz zu anderen Großstädte­n sei Bangkok sehr sicher, beschreibt die 28-Jährige ihr jetziges Leben. Sie könne zu jeder Tagesund Nachtzeit alleine ausgehen, ohne Angst zu haben. Und da in Bangkok schon immer viele Nationen nebeneinan­der her leben, falle man als Europäerin auch gar nicht auf.

Ihr Arbeitsver­trag ist unbefriste­t. „Ich fühle mich sehr wohl hier, ich werde also noch eine Weile bleiben, denke ich“, sagt sie. Dass viele ihre früheren deutschen Freunde und Schulkamer­aden nun mit Ende 20 heiraten und Kinder kriegen – für Hannah-Lena ist das noch überhaupt kein Thema. „Ich bin einfach noch in der Weltentdec­kerphase und genieße das immens.“

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT Zusammen mit Freunden entdeckt Hannah-Lena Nestele gerne ihre neue Heimat. Dieses Bild entstand in einer Bar, die sich hoch oben über Bangkok befindet. Zu sehen ist der Fluss Chao Phraya, der direkt durch die Stadt fließt.

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