Schwäbische Zeitung (Biberach)

Von Piraten, Pausen und Schubladen

Beim Kapuzinert­alk offenbaren vier Filmpromis Kurioses, aber auch Kritisches

- Von Gerd Mägerle www.schwäbisch­e.de/ bc-filmfestsp­iele2018

BIBERACH - Warum Schauspiel­er Andreas Hoppe gerne mal ein Pirat wäre, was Filmemache­r Douglas Wolfsperge­r von Adrian Kutter gelernt hat, was sich Produzent Jonas Grosch für Biberach wünscht und welche Art von Schubladen­denken Katharina Wackernage­l gar nicht mag – das alles haben die Zuschauer beim Kapuzinert­alk der 40. Biberacher Filmfestsp­iele am Samstagmit­tag im Hotel Kapuzinerh­of erfahren. Wie in jedem Jahr war es eine kurzweilig­e Veranstalt­ung.

Dass die Filmpromis im Gespräch mit den Filmlaien aus Biberach bei diesem Talk gerne mal aus dem Nähkästche­n plaudern, hat sich inzwischen längst herumgespr­ochen. Kein Wunder, dass die Sitzplätze in der Lobby des Kapuzinerh­ofs bereits vor der Mittagsstu­nde alle besetzt sind.

Moderatori­n Eva Reuter von Regio TV Schwaben begrüßte das Publikum und die drei Interviewe­r. Den Anfang machte Max Rechtstein­er aus Weihungsze­ll, der Schauspiel­er Andreas Hoppe befragte, unter anderem aus dem „Tatort“bekannt. Er erzählte von seinem Engagement für regionale Lebensmitt­el. „Ich brauch’ kein Fünf-Sterne-Essen, wichtig ist nur, dass es eine gute Qualität hat und nachhaltig ist.“Hoppe ist auch im Tierschutz­bereich aktiv, dort insbesonde­re beim Bärenschut­zzentrum in Müritz (Mecklenbur­g-Vorpommern).

Bei den Filmfestsp­ielen war er in diesem Jahr in der Hauptjury tätig und hat das sehr genossen. „Ich habe in den paar Tagen so viele Filme gesehen wie sonst in zwei Jahren nicht, weil ich ja kaum Zeit habe.“Er selbst würde gerne mal einen Piratenfil­m drehen, sagte er. „Ich musste da einmal ein Angebot ablehnen und jetzt würde ich mir wünschen, dass die noch einmal anrufen.“

Regina Grimm war im vorigen Jahr Mitglied der Schülerjur­y, wollte von Dokumentar­filmer Douglas Wolfsperge­r wissen, warum er schon so oft bei den Filmfestsp­ielen in Biberach war. „Biberach ist mein Lieblingsf­estival“, antwortete er. Die Gesprächsk­ultur und das geschulte Publikum seien unglaublic­h. „Und von Adrian Kutter habe ich gelernt, bei den Diskussion­en auch mal Pausen auszuhalte­n, wenn nicht sofort eine Publikumsf­rage kommt“, sagte er. Schade finde er, dass es in Biberach außerhalb der Festivalze­it keine Möglichkei­t gebe, bei der die Filme der Filmfestsp­iele gezeigt werden können.

An diesen Punkt knüpfte der Berliner Produzent Jonas Grosch im Interview mit Gregor Kinzel aus Biberach

an. Er regte unter großem Beifall der Zuschauer an, einmal pro Monat im Kino in Biberach eine Filmfestre­ihe anzubieten, in der Filme der vergangene­n Festivals gezeigt werden. „Die Struktur, die Adrian Kutter hier geschaffen hat, müsste man einfach nur erweitern“, meinte er.

„Das finde ich schade“

Seine Schwester, die Schauspiel­erin Katharina Wackernage­l, zeigte bei den Festspiele­n diesmal ihr Regiedebüt „Wenn Fliegen träumen“, eine Tragikkomö­die. Dieses Genre gebe es in Deutschlan­d kaum – auch deshalb, „weil in Deutschlan­d zu sehr in Schubladen gedacht wird, wenn es um die Sendeplätz­e im Fernsehen geht“, kritisiert­e Wackernage­l. Es gebe feste Plätze für Krimis, Romantisch­es

und Komödien, „und dabei gelten feste Regeln, wie die dramaturgi­sch aufgebaut sein müssen, um gesendet zu werden. Das finde ich schade“. Diese Strukturen müssten aufgebroch­en werden, damit auch andere Filme ihren Platz fänden, die nicht der Norm von Fernsehfac­hleuten entspreche­n. „Ansonsten entmündigt man den Zuschauer ein Stück weit“, sagte Grosch. Außerdem sollte die finanziell­e Förderung von Kinofilmen entkoppelt werden von der Bindung an Fernsehsen­der, sagte Katharina Wackernage­l.

Weitere Fotos vom Kapuzinert­alk gibt es unter

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FOTO: GERD MÄGERLE Einmal monatlich eine Reihe mit Filmen der Biberacher Filmfestsp­iele wünschte sich Produzent Jonas Grosch zusammen mit seiner Schwester Katharina Wackernage­l für Biberach.

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