Schwäbische Zeitung (Biberach)
Von Piraten, Pausen und Schubladen
Beim Kapuzinertalk offenbaren vier Filmpromis Kurioses, aber auch Kritisches
BIBERACH - Warum Schauspieler Andreas Hoppe gerne mal ein Pirat wäre, was Filmemacher Douglas Wolfsperger von Adrian Kutter gelernt hat, was sich Produzent Jonas Grosch für Biberach wünscht und welche Art von Schubladendenken Katharina Wackernagel gar nicht mag – das alles haben die Zuschauer beim Kapuzinertalk der 40. Biberacher Filmfestspiele am Samstagmittag im Hotel Kapuzinerhof erfahren. Wie in jedem Jahr war es eine kurzweilige Veranstaltung.
Dass die Filmpromis im Gespräch mit den Filmlaien aus Biberach bei diesem Talk gerne mal aus dem Nähkästchen plaudern, hat sich inzwischen längst herumgesprochen. Kein Wunder, dass die Sitzplätze in der Lobby des Kapuzinerhofs bereits vor der Mittagsstunde alle besetzt sind.
Moderatorin Eva Reuter von Regio TV Schwaben begrüßte das Publikum und die drei Interviewer. Den Anfang machte Max Rechtsteiner aus Weihungszell, der Schauspieler Andreas Hoppe befragte, unter anderem aus dem „Tatort“bekannt. Er erzählte von seinem Engagement für regionale Lebensmittel. „Ich brauch’ kein Fünf-Sterne-Essen, wichtig ist nur, dass es eine gute Qualität hat und nachhaltig ist.“Hoppe ist auch im Tierschutzbereich aktiv, dort insbesondere beim Bärenschutzzentrum in Müritz (Mecklenburg-Vorpommern).
Bei den Filmfestspielen war er in diesem Jahr in der Hauptjury tätig und hat das sehr genossen. „Ich habe in den paar Tagen so viele Filme gesehen wie sonst in zwei Jahren nicht, weil ich ja kaum Zeit habe.“Er selbst würde gerne mal einen Piratenfilm drehen, sagte er. „Ich musste da einmal ein Angebot ablehnen und jetzt würde ich mir wünschen, dass die noch einmal anrufen.“
Regina Grimm war im vorigen Jahr Mitglied der Schülerjury, wollte von Dokumentarfilmer Douglas Wolfsperger wissen, warum er schon so oft bei den Filmfestspielen in Biberach war. „Biberach ist mein Lieblingsfestival“, antwortete er. Die Gesprächskultur und das geschulte Publikum seien unglaublich. „Und von Adrian Kutter habe ich gelernt, bei den Diskussionen auch mal Pausen auszuhalten, wenn nicht sofort eine Publikumsfrage kommt“, sagte er. Schade finde er, dass es in Biberach außerhalb der Festivalzeit keine Möglichkeit gebe, bei der die Filme der Filmfestspiele gezeigt werden können.
An diesen Punkt knüpfte der Berliner Produzent Jonas Grosch im Interview mit Gregor Kinzel aus Biberach
an. Er regte unter großem Beifall der Zuschauer an, einmal pro Monat im Kino in Biberach eine Filmfestreihe anzubieten, in der Filme der vergangenen Festivals gezeigt werden. „Die Struktur, die Adrian Kutter hier geschaffen hat, müsste man einfach nur erweitern“, meinte er.
„Das finde ich schade“
Seine Schwester, die Schauspielerin Katharina Wackernagel, zeigte bei den Festspielen diesmal ihr Regiedebüt „Wenn Fliegen träumen“, eine Tragikkomödie. Dieses Genre gebe es in Deutschland kaum – auch deshalb, „weil in Deutschland zu sehr in Schubladen gedacht wird, wenn es um die Sendeplätze im Fernsehen geht“, kritisierte Wackernagel. Es gebe feste Plätze für Krimis, Romantisches
und Komödien, „und dabei gelten feste Regeln, wie die dramaturgisch aufgebaut sein müssen, um gesendet zu werden. Das finde ich schade“. Diese Strukturen müssten aufgebrochen werden, damit auch andere Filme ihren Platz fänden, die nicht der Norm von Fernsehfachleuten entsprechen. „Ansonsten entmündigt man den Zuschauer ein Stück weit“, sagte Grosch. Außerdem sollte die finanzielle Förderung von Kinofilmen entkoppelt werden von der Bindung an Fernsehsender, sagte Katharina Wackernagel.
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