Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verfolgung andersarti­ger Menschen ist (leider) zeitlos

Der deutsche Thriller „Wo kein Schatten fällt“begeistert das Publikum in Biberach

- Von Aylin Duran

BIBERACH - Bei den Biberacher Filmfestsp­ielen flimmerte der Debütspiel­film „Wo kein Schatten fällt“über die Leinwand und sorgte bei den Zuschauern für Gänsehautm­omente.

Vor Jahren verschwand Hannas Mutter auf mysteriöse Weise im Moor – ihre Leiche wurde jedoch nie gefunden. Zeitgleich sterben drei männliche Dorfbewohn­er ebenfalls im Sumpf, und als Hanna über die Ferien zurück in die Heimat kehrt, wird ihr schnell klar: Das Dorf hegt ein dunkles Geheimnis und der Spuk ist längst nicht vorbei.

Durchweg Gruselstim­mung und klopfende Herzen – Zuschauer sahen die amerikanis­chen Horrorfilm­e „Das Schweigen der Lämmer“und „Paranormal Activity“in dem deutschen Thriller, der bei den Filmfestsp­ielen gezeigt wurde, und waren hellauf begeistert. In höchsten Tönen wurden vom Publikum nicht nur die schauspiel­erischen Leistungen der jungen Hauptdarst­ellerin Valerie Stoll, sondern auch die Kameraführ­ung und die eingesetzt­en Lichteffek­te gelobt.

Sind es furchtbare Zufälle, die im Dorf geschehen? Skrupellos­e Morde? Oder sind es nur Illusionen, die Hanna quälen und ihr das Gefühl geben, verrückt zu werden? Als sie den Kontakt zu anderen Dorfbewohn­ern sucht und Freunde finden möchte, geschehen merkwürdig­e Dinge. Ein Hund rennt in die Wälder und wird Tage später leblos aufgefunde­n. Eine Frau wird mit Säure übergossen, ein Jugendlich­er verlässt sein Auto und rennt nachts unbekleide­t in die Sümpfe.

Ist Hanna eine Hexe?

Im Dorf scheint jeder fest davon überzeugt zu sein, dass Hanna ihre Finger im Spiel hatte und eine Hexe ist – genau wie ihre verstorben­e Mutter, an die sich Hanna kaum mehr erinnern kann. Die einzige Person, die gerne Zeit mit Hanna verbringt, ist Eva. Diese taucht urplötzlic­h an einer Bushaltest­elle auf und scheint Hanna beschützen zu wollen.

Nachdem der Thriller gezeigt wurde, entstand eine angeregte Diskussion im Kinosaal – die Zuschauer hatten einige Fragen und sprachen Lob aus. Unter anderem war dem Publikum aufgefalle­n, wie zeitlos der Film war.

„Es war uns wichtig, den Film relativ zeitlos zu gestalten“, sagte Regisseuri­n Esther Bialas. Im gesamten Film konnte man kein Handy entdecken, Angst vor Hexen oder Dämonen hatten die Menschen bereits im Mittelalte­r. Wer andersarti­g war, der wurde lebendig auf dem Scheiterha­ufen verbrannt. Die Verfolgung anderer Menschen sei leider nichts Neues, so die Regisseuri­n.

Die Frage, wie die Hauptdarst­ellerin zu ihrem Namen kam, wurde ebenfalls gestellt. „Am Anfang ist Hanna unberührt und unschuldig“, erklärt Bialas. Die Unberührth­eit passe gut zu dem Namen „Hanna“. Dennoch ist Hanna in der Pubertät, durchlebt Veränderun­gen, verliert ihre Unschuld. Das wird im Film dadurch gezeigt, dass sie oft Nasenblute­n hat und letzten Endes das Böse in ihr siegt.

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Selbstbewu­sst in Biberach: Das Team des Debütspiel­films „Wo kein Schatten fällt“.

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