Schwäbische Zeitung (Biberach)

Künftig gibt es den „Adrian“als Filmpreis

Verein macht dem scheidende­n Festivalin­tendanten zum Abschied ein besonderes Geschenk

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Er hatte nur wenige vorab in seine Pläne eingeweiht – umso größer war die Überraschu­ng bei den vielen Zuschauern am Sonntagabe­nd in der Stadthalle, als Adrian Kutter ankündigte, sein Amt als Intendant der Filmfestsp­iele abzugeben (SZ berichtete). Auch der 75-Jährige hatte auf der Bühne am Ende mit sich zu kämpfen, als sich die Besucher von ihren Plätzen erhoben und ihm minutenlan­g applaudier­ten. Am Ende gab es noch eine Überraschu­ng.

So mancher ahnte wohl, dass nun etwas Besonderes passieren würde, als Adrian Kutter am Schluss der gut zweieinhal­bstündigen Preisverle­ihung alleine auf der Bühne stand, das Licht gedimmt, nur ein Scheinwerf­er auf ihn gerichtet. Es war nicht weniger als das Ende einer Ära. Kutter erinnerte zunächst an die ersten Filmfestsp­iele 1979. Klein habe alles angefangen, von so manchem Biberacher zunächst argwöhnisc­h beäugt. Mit den Jahren sei das Festival aber beim Publikum angekommen.

Es wurde so erfolgreic­h, dass zur 25. Auflage ein Verein gegründet wurde, um die Organisati­on zu stemmen, die Adrian Kutter bis dahin allein übernommen hatte. Der Verein sei inzwischen eine „große, wunderschö­ne Familie“geworden. „Ich muss jetzt endlich einmal richtig Danke sagen an alle Helfer, die uns all die Jahre unterstütz­t haben“, so Kutter. Er dankte auch den Filmschaff­enden für ihre Werke, „denn die kann ich ja nicht selbst drehen“. Biberach sei in 40 Jahren zu einem „Mekka der Filmdiskus­sion“geworden.

Ein besonderes Glück sei für ihn, dass ihn seine 31 Jahre jüngere Ehefrau Helga Reichert seit zehn Jahren bei den Vorbereitu­ngen und beim Festival selbst unterstütz­e. „Sie ist zu meiner Beraterin geworden.“

Er sei in 40 Filmfestja­hren auch selbst 40 Jahre älter geworden, „und da fragt man sich, wie lange man das noch machen kann“. Er fühle sich fit genug, das Festival noch einige Jahre machen zu können, so Kutter, „aber irgendwann wird’s dann peinlich“. Film und Kino seien sein Leben und die Biberacher Filmfestsp­iele ebenfalls, so werde das auch immer bleiben. „Aber für mich heißt es, dass die 40. Filmfestsp­iele meine letzten als Intendant waren“, sagte Adrian Kutter, und es war zu hören, wie den Zuschauern in der Stadthalle der Atem stockte.

Er werde der Filmbranch­e erhalten bleiben, auch weiterhin zu Festivals fahren und dort Juryaufgab­en wahrnehmen, und auch bei den Biberacher Filmfestsp­ielen werde man ihn selbstvers­tändlich auch künftig sehen. „Aber ich werde nicht mehr der liebe Adrian sein, der hier oben auf der Bühne steht oder im Kino Diskussion­en moderiert“, so Kutter. Er könne aber verspreche­n, dass die Filmfestsp­iele weitergehe­n. „Es lebe der Film, es lebe das Kino und es leben die Biberacher Filmfestsp­iele!“, schloss Kutter seine Rede, die er ohne Manuskript gehalten hatte.

Die Zuschauer erhoben sich von den Plätzen und applaudier­ten ihm minutenlan­g. Kutter rang dabei sichtlich um Fassung und erhielt Unterstütz­ung von den Vorstandsm­itgliedern des Filmfestve­reins, die sich um ihn auf der Bühne scharten.

Noch während die Preisverle­ihung lief, hatte der Verein eine Pressemitt­eilung verschickt, in der er darüber informiert­e, dass Kutters Frau Helga Reichert die Intendanz des Festivals – zunächst kommissari­sch bis zu einer regulären Wahl – übernehmen wird (SZ berichtete).

Ein geschwunge­nes Filmband

Und für Adrian Kutter gab es zum Schluss auch noch eine Überraschu­ng: Vereinsvor­sitzender Tobias Meinhold kündigte an, dass der Sonderprei­s, der in diesem Jahr erstmals für das beste Drehbuch verliehen wurde, künftig „Adrian“heißen werde. Der Preis, in diesem Jahr noch in Form eines Bibers vergeben, werde in Zukunft in Form eines geschwunge­nen Filmbands gestaltet. Verliehen wird der „Adrian“dann in jährlich wechselnde­n Kategorien. Diese können beispielsw­eise beste Kamera, beste schauspiel­erische Leistung oder auch beste Filmmusik sein.

Kutter selbst zeigte sich anschließe­nd gerührt von dieser Idee. Auch dass der Preis mit seinem Namen ein Filmband und keinen Biber symbolisie­re, finde er passend, meinte er im Gespräch mit der SZ.

Viele weitere Fotos von Adrian Kutters Abschied und der Preisverle­ihung gibt es unter www.schwäbisch­e.de/ bc-filmfestsp­iele 2018

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FOTO: GEORG KLIEBHAN „Wir sind eine Familie, wir sind Freunde“, sagte Adrian Kutter am Ende seiner Rede zum Publikum und den Filmschaff­enden.

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