Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Jordanbad geht eine Ära zu Ende

Franziskan­erinnen vom Kloster Reute verlassen das Jordanbad

-

BIBERACH (sz) - Nach 129 Jahren haben sich die Franziskan­erinnen von Reute mit einem bewegenden Gottesdien­st aus dem Jordanbad verabschie­det: Die Schwestern Giswalda Erath, Rodinga Gunzenhaus­er und Yvonne Baumann wirken künftig an anderen Orten.

Genau 483 Franziskan­erinnen von Reute haben in 129 Jahren Dienst getan im Jordanbad. Die letzten drei von ihnen wurden jetzt verabschie­det. Damit geht eine lange Tradition zu Ende. Pater Andreas, der zusammen mit den Pfarrern Hermann Borhauer, Martin Sayer und Matthias Thaler die Eucharisti­efeier zelebriert­e, blickte in die Zukunft: „Wer sich aufmacht, der wird erfahren, dass Durchblick und Weitblick und Einsicht geschehen werden.“

In der Lesung aus dem Buch Jeremia, in der es um Bartimäus geht, einen blinden Bettler aus Jericho, den Jesus wegen seines Glaubens heilte, stecke mehr als eine schlichte Heilungsge­schichte – Pater Andreas forderte die Gemeinde auf, hinzuschau­en auf die Wirklichke­it. „Das ist eben nicht nur die Kirche der Profis, der Priester und Ordensfrau­en. Jesus hilft, neue Einsichten zu gewinnen. Ich bin sicher, dass wir auch hier im Jordanbad einen gemeinsame­n Weg finden.“

„Dennoch hinterlass­en die drei Schwestern eine Lücke: Sie werden fehlen im Gottesdien­st, in der SinnWelt, im Wohnpark am Jordanbad, in der Franziskus­kapelle“, heißt es vonseiten der St.-Elisabeth-Stiftung. Auf der Empore wurden manche Augen feucht, als Schwester Yvonne zum letzten Mal das Abendmahl austeilte.

Matthias Ruf, Vorsitzend­er der St.-Elisabeth-Stiftung, formuliert­e in seiner Dankesansp­rache: „Tempus fugit, amor manet“– was aus dem Lateinisch­en übersetzt heißt: „Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt.“Er erinnerte an den Neuanfang im Jordanbad im Jahr 2003, seitdem die Schwestern sich hier so engagiert eingebrach­t haben.

Generalobe­rin bedauert Rückzug

Schwester Maria Hanna Löhlein, Generalobe­rin der Franziskan­erinnen von Reute, bedauerte, dass sich die Schwestern nach 129 Jahren aus dem Zentrum Oberschwab­ens, dem Jordanbad, zurückzieh­en müssen. Sie verwies auf das mit 78 Jahren hohe Durchschni­ttsalter in ihrer Ordensgeme­inschaft. „Wir wären gerne geblieben“, sagte sie und berichtete von einer Abordnung der Ministrant­en, die eigens ins Kloster gekommen waren, um sich zu beschweren. „Wir können keine neue Schwester schicken“, musste sie ihnen leider erklären und ermutigte sie doch gleichzeit­ig: „Jetzt seid ihr dran!“

Schwester Yvonne versprach, dass die Verbindung zwischen Jordanbad, Reute und Heggbach bestehen bleibt: „Die Verbindung reißt nie ab.“Viele folgten der Einladung zu einem Empfang. Matthias Ruf zeigte sich bei den drei scheidende­n Schwestern erkenntlic­h mit Kuscheldec­ken als Symbol für die Wärme, die sie an ihrem Wirkungsor­t gegeben haben.

Lucia Kuhn dankte im Namen von Pfarrer Sauter und dem Ummendorfe­r Kirchengem­einderat für die gute Zusammenar­beit und fand sehr persönlich­e Worte für die besondere Form von weiblicher Spirituali­tät, die vom Konvent im Jordanbad ausging. Ein Bruder von Schwester Yvonne brachte mit der Gitarre ein Ständchen. Die Ministrier­enden bedankten sich mit einem Plakat „Im Gebet verbunden“. Alexander Kölle vom Marketing des Jordanbads überreicht­e kleine Geschenke.

Wer es noch nicht wusste, erfuhr im Gespräch, wo die drei Franziskan­erinnen künftig wirken: Schwester Rodinga zieht in das Gut-BethaHaus, das Altenheim des Klosters Reute. Schwester Giswalda wird in Heggbach präsent und dort den Menschen mit Behinderun­g ein Segen sein. Schwester Yvonne wird Mutterhaus­oberin in Reute, also für 70 Schwestern die leitende Oberin sein.

 ?? FOTO: ANDREA RECK/ST.-ELISABETH-STIFTUNG ?? Mit Seifenblas­en verabschie­deten die Ministrant­en (von links) Schwester Yvonne, Schwester Rodinga und Schwester Giswalda.
FOTO: ANDREA RECK/ST.-ELISABETH-STIFTUNG Mit Seifenblas­en verabschie­deten die Ministrant­en (von links) Schwester Yvonne, Schwester Rodinga und Schwester Giswalda.

Newspapers in German

Newspapers from Germany