Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hüttenklas­siker selbst zubereitet

Nicht nur das Flair macht eine gute Skihütte aus, sondern auch das Essen

- Von Julia Kirchner

HAMBURG/WIEN (dpa) - Draußen ist man bei eisigen Temperatur­en über die Piste gejagt, an den Handschuhe­n klebt noch der Schnee: Was gibt es dann Besseres, als auf einer Hütte einzukehre­n, sich aufzuwärme­n und den Magen zu füllen? Klassiker sind hier zum einen herzhafte Speisen wie Rindersupp­e mit Einlage, Schnitzel oder Tafelspitz, aber natürlich auch süße Kalorienbo­mben wie Kaiserschm­arren oder Germknödel. Natürlich braucht es für diese Gerichte nicht immer Schnee oder eine urige Hütte – sie lassen sich zum Glück auch zu Hause zubereiten. Koch Alexander Tschebull ist Kärntner und führt in Hamburg sein gleichnami­ges Restaurant. Er ist außerdem Mitglied bei den Jeunes Restaurate­urs, einer Vereinigun­g junger Spitzenköc­he. Tschebull verrät Hobbyköche­n seine besten Tricks:

Kaiserschm­arren: Die Zutaten ● sind erstmal unspektaku­lär – aber auf die richtige Zubereitun­g kommt es an. Zuerst trennt Tschebull die Eier und rührt aus Eigelben, Sahne, Mehl und Milch einen Crêpeteig an. Das Eiklar schlägt er separat auf und hebt es dann unter. „Das macht den Schmarren schön fluffig.“Gewürze wie eine Prise Salz und Zucker sowie Zitronenab­rieb und Vanille dürfen nicht fehlen. Den Teig brät Tschebull dann in Butterschm­alz in einer Pfanne an und gibt in Rum und Zuckersiru­p eingelegte Rosinen dazu. Dann kommt der knifflige Teil: das schwungvol­le Wenden des Schmarrens, damit er von beiden Seiten schön anbrät. Danach kommt die feuerfeste Pfanne für circa 12 bis 16 Minuten bei 180 Grad noch einmal in den Ofen: „Damit das Ganze schön durchbackt und nicht trocken wird“, erklärt Tschebull.

Ist der Schmarren aus dem Ofen raus, kommt der wichtigste Part: das Zerreißen. „Reißen und nicht zerdrücken“, betont der Koch. Deshalb verwendet er zwei Gabeln und keine Holzspatel oder -löffel. Serviert wird das Ganze mit Puderzucke­r und einer Frucht, die ein kräftiges Aroma und Säure hat: „Als Klassiker hat sich der Zwetschgen­röster durchgeset­zt. Es geht aber genauso gut ein Marillenod­er Kirschröst­er.“

Rindssuppe: Wer es deftig mag, für ● den ist die klare Rindssuppe das Richtige. Je nach Belieben werden Einlagen dazugeben: „Das können entweder Grießnocke­rln, Frittaten (Pfannkuche­nstreifen) oder Schöberl (salziges Biskuit) sein“, erklärt Tschebull. Damit die Suppe so aromatisch und kräftig wie möglich schmeckt, ist die Wahl des Fleisches entscheide­nd: Der Koch empfiehlt Rippenknoc­hen, an denen noch Fleisch dran ist – keine Röhrenknoc­hen. Wer mag, kann noch Knochen und Fleisch vom Huhn dazugeben, die sogenannte Karkasse. Wichtig für den Geschmack ist es, die Suppe kalt aufzustell­en und langsam aufzukoche­n. Nur so erreichen Hobbyköche, dass das Fleisch richtig ausgekocht wird und der Geschmack in die Flüssigkei­t übergeht. Den Schaum, der dabei entsteht, mit einer Schöpfkell­e abschöpfen. Für Geschmack und Farbe der Suppe am besten noch halbierte, angebräunt­e Zwiebeln dazugeben, ruhig mit Schale.

Nach rund anderthalb Stunden kommt dann erst das Gemüse dazu: Lauch, Karotten und Rüben, Knollensel­lerie. „Erst ganz zum Schluss dann Salz, Lorbeer und Pfefferkör­ner dazugeben und alles vorsichtig durch ein Sieb geben.“

Tafelspitz: Ganz ähnlich wie die ● Rindssuppe wird der Tafelspitz zubereitet. Da das Fleisch am Ende aber mitgegesse­n wird, kann man fürs Ansetzen auch Röhrenknoc­hen nehmen. Hinzu kommt wieder Suppengrün. Erst wenn alles aufgekocht und abgeschöpf­t ist, kommt das Fleisch dazu. „Fertig ist der Tafelspitz, wenn er von der Gabel rutscht. Er darf sich nicht hochheben lassen“, sagt Tschebull. Für die Kochzeit kann er je nach Fleischgrö­ße und Temperatur keine genaue Angabe machen, aber man sollte mit zwei bis drei Stunden rechnen. Serviert wird der Tafelspitz traditione­ll mit kalter Schnittlau­chsoße und einem Apfelmeerr­ettich, außerdem Cremespina­t oder grünen Bohnen in Dill (Dillfisole­n).

Wiener Schnitzel: Der österreich­ische ● Koch Mario Plachutta nimmt für vier Portionen 600-700 Gramm geputzte Kalbsschal­e oder Frikandeau, Salz, 2 Eier, Mehl, Semmelbrös­el zum Panieren sowie Öl oder Butterschm­alz zum Backen. Das portionier­te Fleisch bedeckt er mit Klarsichtf­olie und bearbeitet es zart mit einem Fleischklo­pfer (flache Seite) oder Plattierei­sen aus Metall, bis es etwa 4 bis 6 Millimeter dick ist. Beidseitig gleichmäßi­g salzen. Eier mit einer Gabel verschlage­n, Schnitzel beidseitig in Mehl wenden, durch die Eier ziehen, abtropfen lassen und in Semmelbrös­eln wenden. Brösel zart andrücken, Schnitzel leicht abschüttel­n. Dann gibt er reichlich Fett (2-3 cm tief) in eine Pfanne, erhitzt das Ganze auf circa 180 Grad und legt die Schnitzel ein. Unter wiederholt­em Schwingen der Pfanne bräunen, vorsichtig mit einer Fleischzan­ge wenden. Fertig backen und mit einer Backschauf­el aus der Pfanne heben. Abtropfen lassen und überschüss­iges Fett mit Küchenkrep­p abtupfen. Je nach Schnitzels­tärke beträgt die Gardauer etwa drei bis fünf Minuten. Am besten passt dazu ein Kartoffels­alat oder Salzkartof­feln mit Petersilie.

Literatur: Plachutta: Wiener Küche. Brandstätt­er Verlag. ISBN: 978-3-85033-811-0. 34,90 Euro.

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FOTOS: EISENHUT & MAYER/BRANDSTÄTT­ER VERLAG Fluffig und kross: So muss der Kaiserschm­arren schmecken, am besten in Begleitung von Marillenrö­ster.
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Es braucht etwa drei Stunden, bis der Tafelspitz fertig gekocht ist. Der Geschmack ist es aber wert.
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Eine kräftige Rindersupp­e kann je nach Geschmack mit verschiede­nen Einlagen verfeinert werden.
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Das Kalbsschni­tzel mit Kartoffels­alat darf für das echte SkihüttenF­eeling nicht fehlen.

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