Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Rentenkasse ist voller denn je
Weil Reformen der Bundesregierung die Beitragszahler erheblich belasten, wird der Beitrag auch 2019 nicht gesenkt
BERLIN - Vor einigen Jahren wurde noch das finanzielle Ende der Rente befürchtet. In diesem Jahr verzeichnet die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Rekordeinnahmen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Woher rührt der Geldsegen?
Trotz einer Beitragssenkung von 18,7 Prozent auf 18,6 Prozent des Bruttolohnes zu Jahresbeginn nimmt die Rentenkasse in diesem Jahr erstmals mehr als 300 Milliarden Euro ein, 4,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe. Einerseits arbeiten immer mehr Menschen und zahlen in die Kasse ein. Andererseits laufen die Geschäfte der Unternehmen so gut, dass die Arbeitnehmer oft einen deutlichen Lohnanstieg durchsetzen konnten und darauf ja auch Beiträge zahlen. Bis zum Ende dieses Jahres wird die Rücklage auf 38 Milliarden Euro anwachsen.
Wird der Beitragssatz gesenkt?
Eigentlich müsste der Satz 2019 auf 18,2 Prozent verringert werden. Doch das Rentenpaket der Großen Koalition sieht stabile Beiträge bis zum Jahr 2023 vor. So sollen die verbesserte Mütterrente und eine höhere Erwerbsminderungsrente finanziert werden. Beides wird der Bundestag an diesem Donnerstag wohl endgültig beschließen.
Wie funktioniert die neue Mütterrente?
Neu ist, dass es für jedes vor dem Jahr 1992 geborene Kind eine zusätzliche Leistung gibt von monatlich 16,02 Euro im Westen und 15,35 Euro im Osten. Die Regelung soll am 1. Januar 2019 in Kraft treten. Konkret wird der Aufschlag schon zu Jahresbeginn an Neurentnerinnen gezahlt. Wer schon im Ruhestand ist, muss sich gedulden. Ab März beginnt die Umstellung. Es geht aber niemanden etwas verloren, denn bestehende Ansprüche werden rückwirkend nachgezahlt.
Werden Versicherte, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, besser gestellt?
Darin sehen Sozialpolitiker ein wirksames Mittel gegen Altersarmut. Bei der Berechnung der Rente wird mit Übergangsschritten angenommen, dass die Erwerbsgeminderten ganz normal bis zur Regelaltersgrenze Beiträge bezahlt hätten. Das sorgt für eine kräftige Steigerung der Erwerbsminderungsrenten. Oft werden sie deshalb sogar zeitweilig höher sein als der reguläre Rentenanspruch. Deshalb befürchtet die DRV, dass viele Versicherte diese Rente beantragen, obwohl sie die Kriterien dafür nicht erfüllen.
Haben die heutigen Rentner auch etwas von der guten Konjunktur ?
Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland können auf eine deutliche Anpassung ihrer Bezüge am 1. Juli 2019 hoffen. Nach vorläufigen Berechnungen steigen die Renten im Westen um 3,18 Prozent, im Osten um 3,91 Prozent. Pro Tausend Euro Rente macht das 31,80 Euro oder 39,10 Euro mehr im Monat. In den kommenden Jahren schätzen die Experten des Bundes und der DRV auf durchschnittliche Zuwächse von 2,5 Prozent. Ohne das Rentenpaket der Bundesregierung wäre der Anstieg höher ausgefallen.
Wie geht es weiter?
Mit dem Rentenpaket schafft die Große Koalition auch mittelfristig für einen stabilen Beitragssatz und ein festes Rentenniveau. In den kommenden vier Jahren bleibt es bei 18,6 Prozent Beitrag und einem Rentenniveau von 48 Prozent. Danach steigen die Beiträge schnell an und das Rentenniveau sinkt deutlich.