Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Untersuchung für die Artenvielfalt
Schemmerhofen beauftragt Fachbüro – Emotionale Diskussion im Rat
SCHEMMERHOFEN - Daten belegen: Die Zahl der Insekten nimmt ab und das alarmiert inzwischen auch die Gemeinden. Im Kreis Biberach wollen jetzt Schemmerhofen, Maselheim und Laupheim untersuchen lassen, wie es um die Artenvielfalt in den Kommunen bestellt ist. Als letzter der drei hat nun der Schemmerhofer Gemeinderat grünes Licht für den Auftrag gegeben. Die Investition könnte sich lohnen – doch es gibt auch Kritik.
Schemmerhofens Bürgermeister Mario Glaser hatte eine Botschaft im Gepäck und eine Warnung: „Das Thema Artensterben ist ein großes Problem unserer Zeit und auch unserer Raumschaft“, sagte er im Gemeinderat. Doch die Gemeinde könne handeln und mit einem „guten Beispiel vorangehen“. Die geplante Untersuchung solle eine „Bestandsaufnahme“sein und der Gemeinde einen Handlungsfaden geben für zukünftige Umweltmaßnahmen. Armin Müller vom Büro Uismedia stellte vor, wie Schemmerhofen von einer Untersuchung profitieren könnte. „In der Vergangenheit hat es immer mehr Artikel zum dramatischen Artenrückgang gegeben“, sagte er. Das betreffe längst auch die kommunalen Planungen. Bislang gebe es aber keine Leitfäden. Mit der Untersuchung sollen nun „Potenziale aufgezeigt werden“, um den Gemeinden eine bessere Grundlage für künftige Entscheidungen liefern zu können. Auch solle untersucht werden, wie Biotope über die Gemeindegrenzen hinaus besser vernetzt werden können. Und Bürgermeister Glaser betonte: „Damit sehen wir auch Möglichkeiten, an Fördertöpfe zu kommen.“
Gemeinderat Anton Hagel merkte an: „Wir haben schon vor 30 Jahren über Biotop-Vernetzung gesprochen.“Er vermisse auch diesmal, dass die Landwirte miteinbezogen würden. Kritik kam vom Gemeinderat und Landwirt Christoph Glaser: „Wir haben beim Landratsamt zwei Stellen, die sich nur mit der Biodiversität beschäftigen“, sagte er. „Warum müssen wir dann nochmal fast 10 000 Euro dafür ausgeben?“Außerdem höre das Thema ja nicht an der Kreisgrenze auf.
Dem Landschaftserhaltungsverband beim Landratsamt fehlten dafür die Kapazitäten, antwortete Bürgermeister Glaser. „Der kann das nicht für uns machen.“Und: „Was wir hier bekommen, ist maßgeschneidert für unsere Gemeinde.“Gemeinsam mit Laupheim und Maselheim als Modellgemeinden ließen sich Lösungen schon „relativ groß denken“. Zustimmung kam von Gemeinderat Josef Bosshart: „Ich find’s im Grundsatz richtig. Wir sind froh, dass wir die Natur erhalten können“, sagte er. Schön wäre, wenn sich das auch auf dem Ökokonto der Gemeinde widerspiegle. „Zum Ökokonto kann man noch nicht viel sagen“, antwortete der Umweltexperte Müller. Das hänge auch davon ab, welche der Maßnahmen die Gemeinde schließlich umsetze.
Landwirte sehen sich in der Kritik
Auch der Altheimer Ortsvorsteher Johannes Müller äußerte generell Kritik: „Die Landwirtschaft wird nicht mehr gefragt“, klagte er. Zudem bemängelte er, dass die Landwirtschaft auch in der Öffentlichkeit zu Unrecht ein schlechtes Image habe. „Die Landwirtschaft verteufelt hier niemand“, entgegnete Bürgermeister Glaser. Er stellte auch klar, dass die früheren Daten in die Untersuchung miteinbezogen würden. Die Ergebnisse sollen bereits im kommenden Jahr in einem Abschlussbericht vorliegen.
Mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen hat der Gemeinderat zugestimmt, den Auftrag für das Biodiversitätskonzept an die Firma „Uismedia Lang und Müller“aus Bad Schussenried zum Preis von 9400 Euro zu vergeben. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Professor Roman Lenz von der Hochschule Nürtingen.