Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine Untersuchu­ng für die Artenvielf­alt

Schemmerho­fen beauftragt Fachbüro – Emotionale Diskussion im Rat

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERHO­FEN - Daten belegen: Die Zahl der Insekten nimmt ab und das alarmiert inzwischen auch die Gemeinden. Im Kreis Biberach wollen jetzt Schemmerho­fen, Maselheim und Laupheim untersuche­n lassen, wie es um die Artenvielf­alt in den Kommunen bestellt ist. Als letzter der drei hat nun der Schemmerho­fer Gemeindera­t grünes Licht für den Auftrag gegeben. Die Investitio­n könnte sich lohnen – doch es gibt auch Kritik.

Schemmerho­fens Bürgermeis­ter Mario Glaser hatte eine Botschaft im Gepäck und eine Warnung: „Das Thema Artensterb­en ist ein großes Problem unserer Zeit und auch unserer Raumschaft“, sagte er im Gemeindera­t. Doch die Gemeinde könne handeln und mit einem „guten Beispiel vorangehen“. Die geplante Untersuchu­ng solle eine „Bestandsau­fnahme“sein und der Gemeinde einen Handlungsf­aden geben für zukünftige Umweltmaßn­ahmen. Armin Müller vom Büro Uismedia stellte vor, wie Schemmerho­fen von einer Untersuchu­ng profitiere­n könnte. „In der Vergangenh­eit hat es immer mehr Artikel zum dramatisch­en Artenrückg­ang gegeben“, sagte er. Das betreffe längst auch die kommunalen Planungen. Bislang gebe es aber keine Leitfäden. Mit der Untersuchu­ng sollen nun „Potenziale aufgezeigt werden“, um den Gemeinden eine bessere Grundlage für künftige Entscheidu­ngen liefern zu können. Auch solle untersucht werden, wie Biotope über die Gemeindegr­enzen hinaus besser vernetzt werden können. Und Bürgermeis­ter Glaser betonte: „Damit sehen wir auch Möglichkei­ten, an Fördertöpf­e zu kommen.“

Gemeindera­t Anton Hagel merkte an: „Wir haben schon vor 30 Jahren über Biotop-Vernetzung gesprochen.“Er vermisse auch diesmal, dass die Landwirte miteinbezo­gen würden. Kritik kam vom Gemeindera­t und Landwirt Christoph Glaser: „Wir haben beim Landratsam­t zwei Stellen, die sich nur mit der Biodiversi­tät beschäftig­en“, sagte er. „Warum müssen wir dann nochmal fast 10 000 Euro dafür ausgeben?“Außerdem höre das Thema ja nicht an der Kreisgrenz­e auf.

Dem Landschaft­serhaltung­sverband beim Landratsam­t fehlten dafür die Kapazitäte­n, antwortete Bürgermeis­ter Glaser. „Der kann das nicht für uns machen.“Und: „Was wir hier bekommen, ist maßgeschne­idert für unsere Gemeinde.“Gemeinsam mit Laupheim und Maselheim als Modellgeme­inden ließen sich Lösungen schon „relativ groß denken“. Zustimmung kam von Gemeindera­t Josef Bosshart: „Ich find’s im Grundsatz richtig. Wir sind froh, dass wir die Natur erhalten können“, sagte er. Schön wäre, wenn sich das auch auf dem Ökokonto der Gemeinde widerspieg­le. „Zum Ökokonto kann man noch nicht viel sagen“, antwortete der Umweltexpe­rte Müller. Das hänge auch davon ab, welche der Maßnahmen die Gemeinde schließlic­h umsetze.

Landwirte sehen sich in der Kritik

Auch der Altheimer Ortsvorste­her Johannes Müller äußerte generell Kritik: „Die Landwirtsc­haft wird nicht mehr gefragt“, klagte er. Zudem bemängelte er, dass die Landwirtsc­haft auch in der Öffentlich­keit zu Unrecht ein schlechtes Image habe. „Die Landwirtsc­haft verteufelt hier niemand“, entgegnete Bürgermeis­ter Glaser. Er stellte auch klar, dass die früheren Daten in die Untersuchu­ng miteinbezo­gen würden. Die Ergebnisse sollen bereits im kommenden Jahr in einem Abschlussb­ericht vorliegen.

Mit einer Gegenstimm­e und zwei Enthaltung­en hat der Gemeindera­t zugestimmt, den Auftrag für das Biodiversi­tätskonzep­t an die Firma „Uismedia Lang und Müller“aus Bad Schussenri­ed zum Preis von 9400 Euro zu vergeben. Die wissenscha­ftliche Leitung liegt bei Professor Roman Lenz von der Hochschule Nürtingen.

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FOTO: DPA Schemmerho­fen lässt untersuche­n, wie die Voraussetz­ungen für mehr Artenvielf­alt in der Gemeinde geschaffen werden können.

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