Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tausende Bücher auf 160 Tischen
Ein leidenschaftlicher Antiquar steckt hinter dem Allmendinger Bücherflohmarkt
ALLMENDINGEN - Der 24. Allmendinger Bücherflohmarkt steht kurz bevor. Aus einer Stammtisch-Idee ist einer der größten Bücherflohmärkte in ganz Süddeutschland geworden. Bis zu 2000 Besucher strömen Jahr für Jahr nach Allmendingen, um antiquarische Bücher, Stiche oder auch alte Aktien aufzustöbern. Hinter dem Ganzen steht Rainer G. Feucht, ein leidenschaftlicher Antiquar aus Schelklingen.
Die Idee zum Allmendinger Bücherflohmarkt sei am Stammtisch entstanden, erklärt er. „Die jungen Gewerbetreibenden wollten etwas Neues machen“, da habe er einen Bücherflohmarkt vorgeschlagen. Anfangs habe er selbst nicht so ganz an einen langwierigen Erfolg geglaubt, doch dann hätten die Besucher vor der Turn- und Festhalle bis über den ganzen Schulhof gestanden. Als Allmendingen zugeparkt war, sei er völlig geschockt gewesen, sagt Feucht. Die Besucher und Anbieter seien teilweise sogar Kennzeichen aus der Schweiz oder dem Elsass angereist.
Viel Vorbereitung nötig
Mittlerweile darf sich der Allmendinger Bücherflohmarkt einer der größten in Süddeutschland nennen. Doch was ist eigentlich das Erfolgsgeheimnis? „Der Termin muss daran schuld sein“, sagt Feucht. Der Bücherflohmarkt finde schließlich im Übergang zum Winter statt und im Winter werde ja allgemein mehr gelesen. Auf jeden Fall würden Bücherflohmärkte etwa in Ulm oder Blaustein nicht die Größe des Allmendinger Flohmarkts erreichen. Viel Vorbereitung bedeute für ihn die Veranstaltung, sagt der 68-Jährige, der früher in Allmendingen ansässig war. Dass in den 24 Jahren Bücherflohmarkt irgendwann der Computer dazugekommen ist, erleichtere zumindest die Arbeit.
„Die Sammelei ist pathologisch“, sagt Feucht mit einem Augenzwinkern. Auch in diesem Jahr wird es sicher wieder besondere Stücke in Allmendingen zu ergattern geben. Möglicherweise zum Beispiel eine Darstellung der württembergischen Pferdezucht. „Alle Tiere sind in Lithografien abgedruckt. Das Werk wird sicher weit über 1000 Euro kosten.“ Einmal habe beim Allmendinger Bücherflohmarkt jemand eine wertvolle Lithografie aus einem Buch geschnitten, erinnert sich der Antiquar.
Wie immer wird es wieder 160 Tische in der Festhalle geben, auf denen 100 Anbieter Tausende Bücher, Grafiken und Aktien beziehungsweise alles, was aus Papier ist, anbieten werden. „Plakate sind auch gefragt“, erklärt Feucht. So gebe es beispielsweise Sammler, die auf der Suche nach Plakaten der Hochschule für Gestaltung Ulm aus den 50er- und 60er-Jahre seien. Auch der 68-Jährige selbst wird ganz besondere Bilderbücher anbieten, darunter alte, toll gestaltete aus der Weimarer Republik oder der DDR. Allerdings wird er an dem Samstag auch mit dem Licht und der Lüftung beschäftigt sein, erklärt er.
Schwerpunkt: zensierte Werke
„Verbote für die Anbieter gibt es nicht“, sagt der Antiquar. Doch gebe es bestimmte Richtlinien. So dürfe etwa kein Hakenkreuz oder keine Pornografie offen auf den Tischen ausliegen, im Zweifelsfall müsse man Dinge verdecken. Der Antiquar aus Schelklingen weiß genau, was erlaubt ist und was nicht. Schließlich seien zensierte Werke ein Schwerpunkt von ihm – er habe Kataloge und Listen zu Themen wie Sittengeschichte, Homosexualität oder Vampirismus erstellt.
Schon seit Jahrzehnten ist Feucht Antiquar, die Lesegewohnheiten hätten sich stark verändert, sagt er. Kinder würden heute weniger Bücher lesen. In seiner Kindheit sei das noch anders gewesen. „Ich bin extra katholischer Ministrant geworden, weil ich so bei der Altpapiersammlung dabei sein konnte.“Lesenswertes, das man dabei entdeckte, durfte man nämlich behalten, erzählt der 68-Jährige. So entwickelte sich eine ganz besondere Leidenschaft für Bücher. „Das ist eine Faszination, die lässt einen nicht mehr los.“
Der 24. Allmendinger Bücherflohmarkt findet am Samstag, 10. November, von 9 bis 15 Uhr in der Turn- und Festhalle in Allmendingen statt. Der Eintritt für Erwachsene kostet 1,50 Euro.