Schwäbische Zeitung (Biberach)
15 Minuten voller surrealer Momente
Kurzfilm „Mama“von Regisseurin Anna Mönnich feiert am Samstag in Ulm Premiere
ULM (sz) - Eine Frau taucht ins dunkle Wasser. Unter das Rauschen mischt sich das monotone und regelmäßige Piepen von Herztönen an einem EKG im Krankenhaus. Ein Paar blickt sich an, aus dem Off klingen Stimmen, ein Mann geht über Wasser. Szenen aus dem Trailer des Films „Mama“der Wahl-Ulmerin Anna Mönnich. Am Samstag, 10. November, 19 Uhr, wird der Kurzfilm im Casino im ehemaligen Sparkassengebäude in Ulm erstmals gezeigt. Bei der Premiere spielt der Ulmer Musiker Jonas Dorn, der auch für den Soundtrack verantwortlich war. „Ich bin total froh, dass der Film jetzt veröffentlich wird“, sagt Mönnich. Eine lange Schaffensphase steckt hinter dem Werk. Mönnich hat auf aufwendige visuelle Effekte gesetzt: dreiund zweidimensionale Animationen am Computer, aber auch Modelle im Studio; echte Zugsitze, die die Bahn gesponsert hat, ein Bett in einem Schwimmbecken, ein Koffer aus Erde, der zerbröselt. „In dem Drehbuch gibt es unglaublich viele surreale Momente“, sagt die Filmemacherin, die das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat.
„Mama“beschreibt den Traum, den die schwangere Maria unter Vollnarkose erlebt. Ihre Wahrnehmung verändert sich permanent. Hinter dem Film steckt die Idee, den Zweifel an der Menschheit in bewegten Bildern zu fassen, erzählt Mönnich. Der Zuschauer soll nicht mit der Protagonistin mitfühlen, sondern eigene Gefühle erkennen. „Er soll denken: Das greift auf eine Angst zu, die ich selbst kenne“, beschreibt die 37-Jährige, die vor rund einem Jahrzehnt in Ulm Schauspiel studiert hat und vor etwa einem Jahr an die Donau zurückkehrte. Ihre eigenen Ängste hat Mönnich in „Mama“nicht verarbeitet – zumindest nicht bewusst. „Wahrscheinlich hat das schon alles irgendwie mit mir zu tun“, gesteht sie.
Der 15 Minuten lange Kurzfilm ist ein Projekt der Kunsthochschule für Medien Köln. Nicht nur die visuellen Effekte machten die Arbeit schwierig, sondern auch das knappe Budget. „Es ist ein Projekt, bei dem wir an die Grenzen gegangen sind“, sagt Mönnich.
Eine Ähnlichkeit zu anderen Projekten der 37-Jährigen ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Das Kinder-Puppentheaterstück „Malenki findet seinen Platz“, das kürzlich in Ulm aufgeführt wurde, erzählt von einem Jungen, der für seinen Traum kämpft, im Zirkus auftreten zu können. Bei allen Unterschieden sieht sie eine Gemeinsamkeit: „Es gibt bei jedem Stoff so etwas wie ein Glitzern.“
Ein weiteres Konzept hat Fahrt aufgenommen: Die geplante 360Grad-Serie „Rosemarie’s Celebration“, die Mönnich als Teil des Künstlerkollektivs „Writers’ Room Lagerfeuer“entwickelt hat, wird mit dem Wim-Wenders-Stipendium der Filmund Medienstiftung NRW gefördert. Das ermöglicht den Filmemachern, einen Teaser zu drehen, um das nötige Geld zu sammeln – und es brachte ihnen Feedback-Gespräche mit dem berühmten Regisseur ein. „Das ist total gut für uns“, schwärmt Mönnich. „Rosemarie’s Celebration“ist eine Virtual-Reality-Serie, die sich um ein übernatürliches Familiendrama dreht.