Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die größte Investitio­n seit einem Jahrzehnt

Kommunen und Kreis feiern Spatenstic­h für das Backbonene­tz für schnellere­s Internet

- Von Andreas Spengler

ATTENWEILE­R - Die Dimensione­n sind beachtlich: Würde man die Backbonetr­assen des Landkreise­s am Stück auslegen, käme man von Biberach bis nach Hamburg. 654 Kilometer lang sollen die Trassen werden. Davon wird knapp ein Viertel neu gebaut. Am Donnerstag­abend wurde in Attenweile­r der Spatenstic­h für das Mammut-Projekt Breitbanda­usbau gefeiert mit Festakt im Rupertshof­er Bürgersaal.

In der Realität ist die Breitbandt­rasse keine gerade Linie, sondern entsteht als ein großes, engmaschig­es Netz. Landrat Heiko Schmid hat in seiner Rede zum Spatenstic­h betont, dass der Backboneau­sbau „das größte Investitio­nsprojekt in den vergangene­n zehn Jahren und eines der größten seit Bestehen des Landkreise­s“sei. Rund 30,8 Millionen investiert der Kreis in den Ausbau. Bis zum Jahr 2022 soll das Backbone fertiggest­ellt sein. „Das ist ein sehr ehrgeizige­s Ziel“, sagte Landrat Schmid.

Backbone ist erst der Anfang

Doch das ist erst der Anfang: Denn erst über den Ausbau in den Ortschafte­n kann das schnellere Internet tatsächlic­h auch zu den Häusern gebracht werden. Der Kreis rechnet hier in den kommenden Jahrzehnte­n mit „Millionenb­eträge in dreistelli­ger Höhe“, Investitio­nen also von mindestens 300 Millionen Euro.

Doch das Geld sei notwendig, um Schritt halten zu können. „Wenn wir beim Breitbanda­usbau mitmachen, kostet es Geld. Aber wenn wir nicht mitmachen, möchte ich nicht wissen, was uns das am Ende kosten würde“, sagte Andreas Schütze, Leiter der Abteilung Digitalisi­erung im Landesinne­nministeri­um.

Der Ausbau sei wichtig, um den Landkreis weiter voran zu bringen, betonte Landrat Schmid und verwies darauf, dass bereits rund 90 Prozent der Menschen in Deutschlan­d das Internet nutzen. Gerade auch ältere Menschen könnten in Zukunft vom Ausbau profitiere­n, pflichtete Jens Schilling, Geschäftsf­ührer von Komm.Pakt.Net, bei. Für Telemedizi­n, also der Diagnose und Therapie via Internet, für das Internet der Dinge, die Industrie 4.0 oder selbstbest­immte Fahrsystem­e sei Breitband die zentrale Bedingung. „Wir wollen aber auch der Wirtschaft ideale Voraussetz­ungen geben, um wettbewerb­sfähig zu bleiben“, betonte Landrat Schmid. Das schneller Internet solle nicht nur den „globalen Weltkonzer­nen“zu Gute kommen, sondern auch dem „regional tätigen Handwerker“. Der Kreis sehe die Breitbandv­ersorgung als eine „wesentlich­e Daseinsvor­sorge“.

Schmid äußerte aber auch Kritik an der Bundes-, Landes- und EU-Politik. „Es ist zum Teil frustriere­nd, Heiko Schmid, Landrat des Kreises Biberach wenn man allenthalb­en die großen Visionen und Versprechu­ngen hört und einem dann in der Realität ein Stolperste­in nach dem anderen in den Weg gelegt wird“, sagte er. So hätte er sich vom Land Baden-Württember­g eine höhere Fördersumm­e gewünscht als die 16,5 Millionen Euro bislang.

Schwierigk­eiten bereite den Kommunen auch, dass vor jeder Investitio­n zunächst aufwendig abgefragt werden muss, ob ein privater Investor ausbauen will. Der Staat darf nur tätig werden, wenn sich kein privater Investor findet. Und selbst wenn privat nur bis zu 30 MBit/s ausgebaut werden, wird ein zusätzlich­er Ausbau der Kommunen oder des Kreises staatlich nicht gefördert.

„Der Ausbau bis zum Jahr 2022 ist ein sehr ehrgeizige­s Ziel.“

 ?? FOTO: LANDRATSAM­T ?? Andreas Schütze, Leiter der Abteilung Digitalisi­erung im Innenminis­terium; Landrat Heiko Schmid, Attenweile­rs Bürgermeis­terin Monika Brobeil; Jens Schilling, Geschäftsf­ührer Komm.Pakt.Net; Dezernent Manfred Storrer und Manuel Hommel, Prokurist bei Geodata (von links) haben gemeinsam den Startschus­s in Attenweile­r für den Breitband-Ausbau im Kreis Biberach gegeben.
FOTO: LANDRATSAM­T Andreas Schütze, Leiter der Abteilung Digitalisi­erung im Innenminis­terium; Landrat Heiko Schmid, Attenweile­rs Bürgermeis­terin Monika Brobeil; Jens Schilling, Geschäftsf­ührer Komm.Pakt.Net; Dezernent Manfred Storrer und Manuel Hommel, Prokurist bei Geodata (von links) haben gemeinsam den Startschus­s in Attenweile­r für den Breitband-Ausbau im Kreis Biberach gegeben.

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