Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ingoldingen will Verkehrsentlastung
Bürgermeister Schell informiert Landesverkehrsminister Winfried Hermann über Zustand
INGOLDINGEN - Die Gemeinde Ingoldingen will weiter eine Umgehungsstraße. Das machte Bürgermeister Jürgen Schell beim Kurzbesuch des Baden-Württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) klar. Dieses Projekt war vor einigen Jahren aus dem Maßnahmenkatalog des Landes herausgenommen worden, weil die Verkehrsbelastung mit damals gemessenen 6300 Fahrzeugen pro Tag zu gering war. Im kommenden Jahr soll die Landestraße allerdings neu bewertet werden. Dies sieht der grün-schwarze Koalitionsvertrag vor.
Rund 9500 Fahrzeuge fahren täglich über die Landestraße zwischen Biberach und Bad Saulgau durch Ingoldingen. Nach Angaben des Ingoldinger Bürgermeisters seien dies die neuesten Zahlen, auf deren Grundlage man aktuell auch die Tempo-30Zone in der Ortsdurchfahrt bewilligt bekam. Die Belastung durch den Verkehr sei enorm gestiegen, vor allem durch den Schwerlastverkehr, betonte Schell.
Zu den Stoßzeiten kommt man kaum über die Straße
Auch seine beiden ehrenamtlichen Stellvertreter Max Müller und Roland Voltenauer stellten klar, dass eine neue Evaluierung der Verkehrssituation in Ingoldingen dringend erforderlich sei. Man könne zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Nachmittag kaum noch in den Verkehr einfädeln oder die Straße gefahrlos überqueren.
Neben aktuellen Fahrzeugzahlen benötigt die Gemeinde auch noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Diese ist laut Schell bereits 2011 erstellt worden, sie müsse lediglich aktualisiert werden. Minister Hermann wies darauf hin, dass Ingoldingen natürlich im Wettbewerb mit anderen
Gemeinde stehe. Er gab den Tipp, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Der Minister meinte damit offensichtlich das Anliegen, dass auch der Ortsteil Degernau gerne eine Umfahrung hätte. Hermann reagierte damit auf die Erläuterungen Schells, dass eine Verbindungstraße zwischen Degernau und der B 30 bei Hochdorf eine sinnvolle Lösung wäre.
Der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger (CDU), auf dessen Einladung Hermann kurz Station in Ingoldingen machte, wies darauf hin, dass Ingoldingen möglichst schnell belastbare Daten braucht; diese sollten dann dem Ministerium zur Verfügung
gestellt werden. Auch Dörflinger bekräftigte, dass man nicht mit einem riesigen Wunschpaket kommen dürfe, sonst seien die Chancen sehr gering, berücksichtigt zu werden. Man müsse jetzt auf der Fachebene tätig werden. Zumal die von den Grünen geführte Landesregierung eindeutig eine Sanierung der Straßen vor Neubauten bevorzuge. „Flächenverbrauch und die Verkehrsbelastung sind die entscheidenden Kriterien“, machte Hermann klar. Und Dörflinger fügte hinzu: „Am Ende treffen alle Straßenbauprojekte auf Haushaltsmittel. Es geht dann nur noch ums Geld.“
Im Bereich des Regierungspräsidiums Tübingen, also im gesamten Südwürttemberg, seien maximal ein bis zwei Maßnahmen denkbar. Nachdem im Landkreis Biberach aber schon im vergangenen Jahr die Umfahrung von Kleinwinnaden bei Bad Schussenried verwirklicht worden ist, müsse man in Ingoldingen das Projekt aktiv vorantreiben. Auch der Proporz der Regionen spiele natürlich eine große Rolle. „Dennoch bin ich vorsichtig optimistisch, was dieses Projekt angeht“, sagte der Abgeordnete Dörflinger und sicherte der Gemeinde seine volle Unterstützung zu.