Schwäbische Zeitung (Biberach)
Achtung, Menschenrechte!
Schüler des Wieland-Gymnasiums präsentieren ihre Werke in Laupheim
LAUPHEIM - Die Sonderausstellung „Achtung Menschenrechte“im Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden ist eröffnet. Eigentlich war die Vernissage am Mittwochabend im Foyer von Schloss Großlaupheim geplant. Doch es hatten sich so viele Menschen angemeldet, dass sie kurzfristig in das Kulturhaus verlegt wurde. Nach der feierlichen Eröffnung strömten die rund 200 Besucher in die Ausstellung.
Andrea Tiebel-Quast zögert bevor sie den langen Flur betritt, der zu den Ausstellungsräumen im dritten Stock des Museums führt. Unter ihren Füßen erstreckt sich ein langer Teppich, auf dem die Menschenrechte abgedruckt sind: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Niemand darf Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden. „Jeden Tag werden Menschenrechte mit Füßen getreten, und zwar weltweit. Darauf soll der Teppich aufmerksam machen“, erklärt TiebelQuast. Sie ist eine von sechs Künstlern, die mit Werken ehrenamtlich zur Ausstellung beigetragen haben.
Fast 70 Jahre ist es her, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Menschenrechte in Paris verkündet hat. Um an dieses Ereignis zu erinnern, hat Gabriele Lüdke die Sonderausstellung auf die Beine gestellt. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Menschenrechte haben“, sagt die Kuratorin, die vor zwei Jahren mit den ersten Planungen begonnen hat. Damals hätte sie nicht gedacht, dass das Thema heute so aktuell sein würde. Stefanie Isenka (von links), Marie Braunger und Caroline Krech haben sich intensiv mit den Menschenrechten befasst.
„Von rechts weht ein kalter Wind“, mahnt Lüdke. „Und dem müssen wir etwas entgegensetzen.“
Auch die Werke einer jungen Künstlergeneration sind im Museum ausgestellt. Schülerinnen und Schüler des Wieland-Gymnasiums Biberach haben sich im Kunstunterricht intensiv mit den Menschenrechten befasst, gemeinsam mit Andrea TiebelQuast, die dort einen Lehrauftrag hatte. Herausgekommen sind aufwendig gestaltete Boxen, in denen sich die Jugendlichen mit verschiedenen Aspekten des Themas auseinandersetzen. Jetzt entdecken sie ihre Werke in der Ausstellung wieder, inmitten von Arbeiten renommierter Künstler.
Datenmissbrauch im Netz
„Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit, vor allem nicht in Afrika“, erklärt Caroline Krech. Dabei sei Nahrung ein Menschenrecht. Diesen
Missstand symbolisiert eine Plastikkuppel, die sie über einem Wasserhahn befestigt hat. Marie Braunger ist der Datenmissbrauch im Internet ein Dorn im Auge. „Oft werden ungefragt Daten weitergegeben“, beklagt sie. Jeder sollte die Kontrolle über seine Privatsphäre behalten – um das zu verdeutlichen, hat die 17Jährige ihre Box mit einem alten Türschloss und Schlüsseln gestaltet.
Stefanie Isenka möchte dafür sensibilisieren, dass Menschen oft unbewusst die Rechte anderer verletzen, etwa beim Kleiderkauf. In ihrer Box dominiert ein zusammengerolltes Baumwollhemd, darüber eine Notiz aus dem Tagebuch eines Mädchens, das einst als Sklavin auf einer Baumwollplantage arbeiten musste. „Teilweise wird heute unter ähnlichen Bedingungen produziert“, sagt sie. „Deshalb sollte man beim Kleiderkauf genau hinschauen.“
Dass die Menschen genauer hinschauen, möchte auch Marc Hautmann erreichen. „Vor allem, wenn es um Rassismus geht“, betont der Künstler aus Ulm. Vier Bildschirme hat er im Museum installiert: Die drei hinteren zeigen laufende Tonbänder, der vordere Männer und Frauen, die in 36 verschiedenen Sprachen die Menschenrechte vorlesen. Nur ihre Münder sind zu sehen. Immer wieder wird der Bildschirm für einen kurzen Moment schwarz – so visualisiert Hautmann die Beschneidung der Menschenrechte. Ein paar Sprachen fehlen übrigens noch, darunter Deutsch und Englisch. Diese will der Künstler später gemeinsam mit Museumsbesuchern ergänzen.
Zu sehen ist die Ausstellung Sonntag, 6. Januar, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Den November über präsentiert die Stadtbibliothek Bücher zum Thema Menschenrechte. Die erste öffentliche Führung im Museum ist am Sonntag, 11. November, um 14 Uhr – mit Gabriele Lüdke und Andrea Tiebel-Quast. Infos zu weiteren Führungen, Workshops und Vorträgen gibt es unter
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