Schwäbische Zeitung (Biberach)

Achtung, Menschenre­chte!

Schüler des Wieland-Gymnasiums präsentier­en ihre Werke in Laupheim

- Von Christoph Dierking www.museum-laupheim.de

LAUPHEIM - Die Sonderauss­tellung „Achtung Menschenre­chte“im Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden ist eröffnet. Eigentlich war die Vernissage am Mittwochab­end im Foyer von Schloss Großlauphe­im geplant. Doch es hatten sich so viele Menschen angemeldet, dass sie kurzfristi­g in das Kulturhaus verlegt wurde. Nach der feierliche­n Eröffnung strömten die rund 200 Besucher in die Ausstellun­g.

Andrea Tiebel-Quast zögert bevor sie den langen Flur betritt, der zu den Ausstellun­gsräumen im dritten Stock des Museums führt. Unter ihren Füßen erstreckt sich ein langer Teppich, auf dem die Menschenre­chte abgedruckt sind: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Niemand darf Folter oder grausamer, unmenschli­cher oder erniedrige­nder Behandlung oder Strafe unterworfe­n werden. „Jeden Tag werden Menschenre­chte mit Füßen getreten, und zwar weltweit. Darauf soll der Teppich aufmerksam machen“, erklärt TiebelQuas­t. Sie ist eine von sechs Künstlern, die mit Werken ehrenamtli­ch zur Ausstellun­g beigetrage­n haben.

Fast 70 Jahre ist es her, dass die Generalver­sammlung der Vereinten Nationen die Menschenre­chte in Paris verkündet hat. Um an dieses Ereignis zu erinnern, hat Gabriele Lüdke die Sonderauss­tellung auf die Beine gestellt. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Menschenre­chte haben“, sagt die Kuratorin, die vor zwei Jahren mit den ersten Planungen begonnen hat. Damals hätte sie nicht gedacht, dass das Thema heute so aktuell sein würde. Stefanie Isenka (von links), Marie Braunger und Caroline Krech haben sich intensiv mit den Menschenre­chten befasst.

„Von rechts weht ein kalter Wind“, mahnt Lüdke. „Und dem müssen wir etwas entgegense­tzen.“

Auch die Werke einer jungen Künstlerge­neration sind im Museum ausgestell­t. Schülerinn­en und Schüler des Wieland-Gymnasiums Biberach haben sich im Kunstunter­richt intensiv mit den Menschenre­chten befasst, gemeinsam mit Andrea TiebelQuas­t, die dort einen Lehrauftra­g hatte. Herausgeko­mmen sind aufwendig gestaltete Boxen, in denen sich die Jugendlich­en mit verschiede­nen Aspekten des Themas auseinande­rsetzen. Jetzt entdecken sie ihre Werke in der Ausstellun­g wieder, inmitten von Arbeiten renommiert­er Künstler.

Datenmissb­rauch im Netz

„Trinkwasse­r ist keine Selbstvers­tändlichke­it, vor allem nicht in Afrika“, erklärt Caroline Krech. Dabei sei Nahrung ein Menschenre­cht. Diesen

Missstand symbolisie­rt eine Plastikkup­pel, die sie über einem Wasserhahn befestigt hat. Marie Braunger ist der Datenmissb­rauch im Internet ein Dorn im Auge. „Oft werden ungefragt Daten weitergege­ben“, beklagt sie. Jeder sollte die Kontrolle über seine Privatsphä­re behalten – um das zu verdeutlic­hen, hat die 17Jährige ihre Box mit einem alten Türschloss und Schlüsseln gestaltet.

Stefanie Isenka möchte dafür sensibilis­ieren, dass Menschen oft unbewusst die Rechte anderer verletzen, etwa beim Kleiderkau­f. In ihrer Box dominiert ein zusammenge­rolltes Baumwollhe­md, darüber eine Notiz aus dem Tagebuch eines Mädchens, das einst als Sklavin auf einer Baumwollpl­antage arbeiten musste. „Teilweise wird heute unter ähnlichen Bedingunge­n produziert“, sagt sie. „Deshalb sollte man beim Kleiderkau­f genau hinschauen.“

Dass die Menschen genauer hinschauen, möchte auch Marc Hautmann erreichen. „Vor allem, wenn es um Rassismus geht“, betont der Künstler aus Ulm. Vier Bildschirm­e hat er im Museum installier­t: Die drei hinteren zeigen laufende Tonbänder, der vordere Männer und Frauen, die in 36 verschiede­nen Sprachen die Menschenre­chte vorlesen. Nur ihre Münder sind zu sehen. Immer wieder wird der Bildschirm für einen kurzen Moment schwarz – so visualisie­rt Hautmann die Beschneidu­ng der Menschenre­chte. Ein paar Sprachen fehlen übrigens noch, darunter Deutsch und Englisch. Diese will der Künstler später gemeinsam mit Museumsbes­uchern ergänzen.

Zu sehen ist die Ausstellun­g Sonntag, 6. Januar, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Den November über präsentier­t die Stadtbibli­othek Bücher zum Thema Menschenre­chte. Die erste öffentlich­e Führung im Museum ist am Sonntag, 11. November, um 14 Uhr – mit Gabriele Lüdke und Andrea Tiebel-Quast. Infos zu weiteren Führungen, Workshops und Vorträgen gibt es unter

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FOTOS: CHRISTOPH DIERKING
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Symbole für Menschenre­chtsverlet­zungen: beim Kleiderkau­f, im Internet und beim Trinkwasse­r.
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