Schwäbische Zeitung (Biberach)

Polizei warnt vor Bettlerban­den

Kriminelle Clans setzen im Advent auf Spendenber­eitschaft

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ULM (sz/mö) - Sie werden oftmals mit Kleinbusse­n in die Stadt gekarrt und dürfen ihr Geld nicht behalten: Bettler, die von osteuropäi­schen Banden angeheuert werden, sind in vielen Städten ein Ärgernis – auch in Ulm: Polizei und Stadt Ulm warnen vor profession­ellen Bettlerban­den, die derzeit wieder in den Ulmer Fußgängerz­onen unterwegs sind.

Zur Schau gestellte Gebrechen und ein ärmliches Auftreten sollen gezielt Mitleid erwecken, heißt es in einer Mitteilung. Gerade in der Adventszei­t werde so an die Spendenber­eitschaft appelliert. Polizei und Stadt raten zu Vorsicht und gesunder Skepsis. Hinter der „Mitleidsma­sche“stecken laut Polizei zumeist organisier­te Banden. Das von den Bettlern eingesamme­lte Geld werde ihnen von Hintermänn­ern wieder abgenommen, die Bettler selbst bekämen dafür meist nur Essen, Trinken und einen Schlafplat­z. Das Geld lande bei den Clanchefs. Je mehr ein Bettler sammle, umso geringer sei seine Chance, aus diesem Kreislauf auszubrech­en.

Neben der Ulmer Polizei schreitet auch die Stadt mit dem Kommunalen Ordnungsdi­enst gegen die Bettlerban­den ein. Sie erteilt Platzverwe­ise, hin und wieder wird auch das erbettelte Geld beschlagna­hmt – ein Vorgehen, das zuweilen bei Passanten auf Unverständ­nis stößt. Rainer Türke von den Bürgerdien­sten der Stadt hält dem entgegen: „Von diesen Spenden profitiere­n die Bettelnden nicht. Im Gegenteil: Man verstärkt durch solche Spenden noch deren Abhängigke­it und unterstütz­t ein System, das gerade die Ärmsten ausbeutet.“

Auch andere Städte haben Probleme mit aggressive­n und organisier­ten Bettlern. Unter aggressive­s Betteln fällt laut Meyer zum Beispiel das Festhalten von Passanten oder das Zurschaust­ellen von Wunden.

Die Stadt Freiburg hat bereits im Jahr 2005 eine entspreche­nde Allgemeinv­erfügung erlassen. Wer aggressiv bettelt, dem drohen Platzverwe­ise und Bußgelder bis zu 250 Euro. Die Stadt Ulm spricht bisher lediglich Platzverwe­ise aus. Das verschärft­e Vorgehen gegen Bettlerban­den in Bayern zeigt Wirkung: In den Großstädte­n sind die meist aus Osteuropa stammenden Bettler immer seltener anzutreffe­n. In der Landeshaup­tstadt war im August 2014 eine Allgemeinv­erfügung in Kraft getreten, die aggressive­s und organisier­tes Betteln in Teilen des Stadtgebie­ts – wie am Hauptbahnh­of und in der Innenstadt – verbietet. Seitdem sind mehrere Tausend Anzeigen bei der Polizei eingegange­n. Ähnliche Regelungen gibt es in Nürnberg und Augsburg, die zu einem Rückgang der Bettlerban­den geführt haben.

Wer Gutes tun und gezielt spenden will, dem empfehlen Stadt und Polizei, sich über anerkannte Organisati­onen zu informiere­n.

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FOTO: DPA Bettler sind wieder in den Fußgängerz­onen unterwegs.

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