Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verkehrsminister lobt Biberacher ÖPNV
Winfried Hermann hält Stadtbuskonzept für vorbildlich.
BIBERACH - „Es ist großartig, was Sie da in Biberach auf die Beine gestellt haben“, so hat der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) das neue Fahrplan- und Tarifkonzept des Biberacher Stadtbusverkehrs gelobt. Auf Einladung des Grünen-Kreisverbands war er am Freitagnachmittag in Biberach zu Gast, um sich über die Verbesserungen im ÖPNV zu informieren.
„Wir haben auch andere, innovative Themen, bei denen wir aktiv sind, nicht nur Straßenbau“, sagte Oberbürgermeister Norbert Zeidler, dankbar dafür, dass er mit dem Minister nicht über konfliktträchtige Themen wie den B-30-Aufstieg diskutieren musste, obwohl auch das interessant gewesen wäre. So hatte man sich auf ein Feld geeinigt, auf dem Biberach zuletzt glänzen konnte: den Stadtbusverkehr. „Das nimmt sich inzwischen sogar Ravensburg zum Vorbild“, sagte Peter Schmid, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, bei der Begrüßung.
Der Geschäftsführer der Stadtwerke, Dietmar Geier, und der Teamleiter ÖPNV bei den Stadtwerken, Helmut Schilling, stellten Hermann die Kernpunkte des neuen Konzepts vor. So gibt es seit Ende 2017 neue Routenführungen der Buslinien, die tagsüber einen 30-Minuten-, in einigen Stadtbereichen sogar einen 15Minuten-Takt gewährleisten. Als nächste Stufe tritt zum 1. Januar 2019 ein neues Tarifmodell in Kraft, das einen Einzelfahrschein ab einem Euro sowie Tageskarten ab zwei Euro beinhaltet. Hinzu kommt ein Jahresticket ab 158,70 Euro. Möglich ist das, weil die Stadt ihren Zuschuss für den ÖPNV um 500 000 Euro pro Jahr aufstockt. Ziel sei nun, möglichst viele Arbeitgeber mit ins Boot zu bekommen, die die Jahrestickets ihrer Mitarbeiter als Jobticket bezuschussen und es damit noch günstiger machen, sagte Schilling. „Wir sind gespannt, wie die neuen Tarife angenommen werden“, so Zeidler.
„Jobtickets zwingend“
Der Verkehrsminister zumindest ist bereits angetan vom neuen Biberacher ÖPNV. „Am Fahrpreis kann’s jetzt nicht mehr scheitern. Jetzt geht’s nur noch um den Willen, auf den Bus umzusteigen“, sagte Hermann. Die Idee, Arbeitgeber dazu zu bringen, Jobtickets zu bezuschussen, finde er gut, zumal diese Zuschüsse nach einer aktuellen Bundestagsentscheidung wieder steuerfrei seien. „Es ist zwingend, dass es solche Jobtickets in Städten wie Biberach gibt, wenn Sie Ihre Stauprobleme in den Griff bekommen wollen“, so der Minister.
Kritisch steht Hermann als Grüner dem Thema des kostenlosen Parkens in den Innenstädten gegenüber: „So lange man kostenlos Parkflächen anbietet, muss man sich nicht wundern, wenn alle weiter mit dem Auto kommen.“Dies dürfe kein Standortvorteil im Wettbewerb der Einkaufsstandorte mehr sein. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, urteilte Hermann. Der ehrenamtliche OB-Stellvertreter Hubert Hagel (CDU) fügte an, dass man dieses Angebot an den Rändern der Altstadt auch deshalb mache, „damit nicht jeder bis in die Stadtmitte fährt und nach Parkplätzen sucht“.
Es sei gut, dass Biberach jetzt beim ÖPNV vorangehe, so Hermann. „Biberach hat die finanziellen Möglichkeiten dazu und ist deshalb ein Stück weit in der Pflicht, hier etwas zu tun.“Er werde das Beispiel Biberach in künftigen Vorträgen auch gerne als positives Beispiel erwähnen, kündigte er an.
Bei einer anschließenden Rundfahrt mit dem Stadtbus stand auch ein Stopp am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) beim Bahnhof an. Dieser müsse dringend erweitert werden, weil er die Kapazitätsgrenze erreicht habe, sagte Stadtplanungsamtsleiterin Carola Christ. Sie berichtete in diesem Zusammenhang auch von Problemen bei Grundstücksverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Die Stadt möge sich an ihn wenden, wenn sie hierbei nicht weiterkomme, bot Hermann an.