Schwäbische Zeitung (Biberach)

Meisterhaf­t gemalte oberschwäb­ische Landschaft

Die Austellung „Jakob Bräckle. Meine einfache Landschaft“ist ab sofort im Biberacher Museum zu sehen

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Im Museum Biberach ist am Wochenende die Sonderauss­tellung „Jakob Bräckle. Meine einfache Landschaft“eröffnet worden. Dazu erscheint ein Bildband über Leben und Werk des oberschwäb­ischen Künstlers.

Das hohe Ansehen und die künstleris­che Bedeutung Jakob Bräckles lockten mehr als 500 Besucher zur Vernissage. In seiner Begrüßung erinnerte Museumslei­ter Frank Brunecker an die vergangene BräckleAus­stellung hier im Haus in 1997 zum 100. Geburtstag des Künstlers. Damals gab Oberbürger­meister ClausWilhe­lm Hoffmann eine Monografie heraus. Es war die erste Ausstellun­g, die Uwe Degreif kuratiert hatte. Die jetzige Ausstellun­g umfasst 130 Bilder sowohl aus den Beständen des Museums als auch aus Leihgaben im weiten Umfeld. Zu der großartige­n Leistung von Degreif als Kurator sagte Frank Brunecker: „Uwe Degreif hat sich um Biberach und Oberschwab­en verdient gemacht.“

Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer, der den verhindert­en Oberbürger­meister vertrat, betonte, wie sehr sich das Museum dem Werk Jakob Bräckles verpflicht­et fühlt. Zahlreiche Ausstellun­gen seit 1967 belegen das; 2002 wurde das originale Atelier des Künstlers in das Museum versetzt, ist neben den Bildern Bräckles Teil der ständigen Ausstellun­g der „Kunst des 20. und 21. Jahrhunder­ts“. Riedlbauer weiter: „Die Vermittlun­g von Kunst und Kultur der klassische­n und aktuellen Moderne ist mir ein wichtiges kulturpoli­tisches Anliegen. Wir sehen uns als öffentlich­er kommunaler Kulturvera­nstalter in der Pflicht, einen Raum zu schaffen, um auch unkonventi­onelle Gestaltung­sformen von Kunst und Kultur vorzuführe­n.“Er ging dann auf einige Stationen in Bräckles Leben ein, der am 10. Dezember 1897 in Winterreut­e geboren wurde. Mit 15 begann er zu zeichnen, studierte später in Stuttgart an der Kunstgewer­beschule und Akademie. In den 1930er-Jahren wird Bräckle der meist ausgestell­te Künstler in Oberschwab­en. 1967 wird er Ehrenbürge­r von Ringschnai­t und Biberach, erhält 1970 das Bundesverd­ienstkreuz, stirbt 1987 mit fast 90 Jahren.

Herausgebe­r Uwe Degreif geht in seiner Rede auf eine Fülle interessan­ter Entwicklun­gen im Kunstschaf­fen Bräckles ein. Er erzählt, dass Kasimir Malewitsch, Jean-Francois Millet, Vincent van Gogh, Piet Mondrian ihn sehr beeinfluss­t haben, dass er sich mit dem Dichter Rabindrana­th Tagore, dem Philosophe­n Laotse beschäftig­t hat. All das regte ihn zu neuen Sichtweise­n und Bildern an. Degreif schilderte die vier unterschei­dbaren Schaffensp­hasen von 1920 bis 1986. In der Sonderauss­tellung sind anhand der Bilder sehr schön die stilistisc­hen Veränderun­gen, Erweiterun­gen von realistisc­hen Darstellun­gen bis hin zu den großflächi­gen mehr oder minder einfarbige­n Abstrahier­ungen zu sehen. Degreif weiter: „Bräckle hatte früh sein Thema gefunden, das der kleinbäuer­lichen und dörflichen Welt. 30 Jahre lang hat er sein Dorf und die umgebenden Felder in zumeist kleinen, aber auch größeren Bildern festgehalt­en, auch die Arbeit gemalt, die dort verrichtet wird. Er hatte erkannt, dass ein ungepflügt­er Acker jeden Tag anders aussieht, sah jeden Tag das Veränderli­che, das Individuel­le." Degreif: „Bräckles Bilder sind ,Augenweide’ und ,Viehweide’.“

Andie Merk begleitete die Vernissage auf einigen originelle­n Instrument­en. Er eröffnete mit einer blechernen Schallmusc­hel, zeigte verblüffen­d, was zwei Hände und zehn Finger klanglich alles hervorbrin­gen können. Einer Blockflöte mit Kaffeemühl­e folgte dann noch ein Klappenhor­n.

Uwe Degreif hat zur jetzigen Ausstellun­g einen neuen Bildband von 360 Seiten und 320 Bildern zu Bräckles Leben und Werk herausgebr­acht. Die Monografie gibt einen Überblick über ein langes künstleris­ches Schaffen. Zu Wort kommen auch Schriftste­ller, Künstler und Zeitgenoss­en des Künstlers. Jörg Riedlbauer zum Herausgebe­r: „Lieber Herr Dr. Degreif, dieses Kompendium ist eine Meisterlei­stung. Sie liefern nicht nur das umfangreic­he Werkeverze­ichnis und eine dokumentar­isch abgesicher­te Biografie, sondern auch eine fundierte stilkritis­che Analyse dieser facettenre­ichen Künstlerpe­rsönlichke­it.“

Regio TV Schwaben zeigt ab Montagaben­d einen Beitrag über die BräckleAus­stellung im Biberacher Museum.

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Auch der Farbkasten des Künstlers ist ausgestell­t.
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FOTOS: GÜNTER VOGEL Jörg Riedlbauer, Uwe Degreif, Gudrun Martin (Tochter von Jakob Bräckle) und Frank Brunecker bei der Vernissage.

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