Schwäbische Zeitung (Biberach)

Merkel fordert Parität von Frauen

Dubiose Überweisun­gen aus der Schweiz bringen Alice Weidel in Erklärungs­not – Alte Gräben brechen auf

- Von Katja Korf

BERLIN (KNA) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat mehr Anstrengun­gen gefordert, Benachteil­igungen von Frauen zu beseitigen. Nach wie vor gebe es oftmals eine ungleiche Bezahlung, sagte Merkel am Montag. Es gebe weiterhin typische Männer- und Frauenberu­fe und in der Regel seien Frauenberu­fe schlecht bezahlt. Merkel erklärte beim Festakt „100 Jahre Frauenwahl­recht“, die Quoten für Frauen seien wichtig gewesen. Das Ziel, so Merkel, müsse aber Parität sein.

STUTTGART - Die AfD und ihre Bundestags-Fraktionsc­hefin Alice Weidel geraten wegen dubioser Spenden an den Kreisverba­nd Bodensee weiter unter Druck. Die Bundestags­verwaltung fordert Aufklärung. Die AfD sucht nach Verantwort­lichen und schiebt den Schwarzen Peter von Berlin nach Stuttgart und zurück. Der Kreisverba­nd Bodensee nimmt seine Co-Vorsitzend­e Weidel in Schutz und vermutet interne Intrigen.

Der Vorgang an sich ist klar und von der AfD auch so bestätigt, Recherchen von „Süddeutsch­er Zeitung“, WDR und NDR hatten ihn aufgedeckt. Im Sommer 2017 flossen insgesamt 130 000 Euro auf das Konto des Kreisverba­ndes. Die Beträge wurden in mehreren Tranchen überwiesen. Verwendung­szweck: Wahlkampf Alice Weidel. Das Geld kam aus der Schweiz von einem Pharmaunte­rnehmen.

Hohe Geldstrafe­n drohen

Dabei handelt es sich um die Firma PWS Pharma Whole Sale Internatio­nal AG in Zürich. Die stand offenbar als Urheber der Spenden auf den Kontoauszü­gen. Ein Mitarbeite­r Weidels bestätigte entspreche­nde Berichte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Laut ARD und „Süddeutsch­er Zeitung“leitete der PWS-Chef die Gelder nur als Gefallen für einen Geschäftsf­reund weiter. Wer der Gönner war, bleibt aber offen.

Beides müsste eigentlich ein Alarmsigna­l für Empfänger sein: Spenden aus dem Ausland sind nur erlaubt, wenn sie von deutschen Staatsbürg­ern kommen. Einzelspen­den von mehr als 50 000 Euro müssen außerdem der Bundestags­verwaltung gemeldet werden. Deswegen wird manchmal versucht, sie in Einzelspen­den zu stückeln. Eine illegale Auslandssp­ende dürfen Parteien nicht annehmen. Die AfD überwies das Geld zurück, allerdings erst im April 2018. Viel zu spät, betonten am Montag Experten von Transparen­cy Internatio­nal. Ihr Urteil: Die Spende ist illegal. Teilt die Bundestags­verwaltung diese Sicht, könnte es für die AfD teuer werden: Laut Parteienge­setz droht das Dreifache der Spende als Strafe.

„Wir haben das Geld aber nie angerührt für die Arbeit des Kreisverba­ndes“, sagte dessen Sprecher Christoph Högel am Montag. Man habe den Vorgang lange geprüft und sei zum Ergebnis gekommen, dass die Spende problemati­sch sei. Daher sei im April 2018 die Rücküberwe­isung erfolgt. Doch warum dauerte die Prüfung so lange? Alice Weidel wusste nach eigenen Angaben ab September 2017 von den Überweisun­gen. Sie habe damals jedoch weder die Firma noch die Motive für deren Spende gekannt. Sie sieht die Verantwort­ung für den Umgang mit dem Schweizer Geldsegen vor allem beim AfD-Landesscha­tzmeister Frank Kral. Die Kreisschat­zmeisterin der Bodensee-AfD, Brigitte Hinger, hatte diesem den Vorgang gemeldet. In einer Antwort, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, schrieb Hinger im August: „Ein Gönner aus der Schweiz unterstütz­t Alice wöchentlic­h mit mehreren Tausend CHF. [...] Muss ich diese Beträge irgendwo melden?“Kral antwortete allgemein, gab keine grundsätzl­ichen Bedenken zu Protokoll. Allerdings ist unklar, ob es weiteren Schriftver­kehr gab. Nach Darstellun­g aus Weidels Umfeld war dem Kreisverba­nd die Spende trotz der Auskunft aus Stuttgart suspekt, deswegen entschied man sich nach langem Hin und Her im April 2018 für die Rücküberwe­isung.

Rivalitäte­n im Landesverb­and

AfD-Landesscha­tzmeister Kral sagte zu dem aktuellen Fall am Montag nichts. Er wolle den laufenden Untersuchu­ngen nicht vorgreifen. Pikant an der Personalie: Kral war bis vor Kurzem in der AfD-Bundestags­fraktion zuständig für Finanzen. Er wurde vor zwei Wochen vom Fraktionsv­orstand fristlos gekündigt, dem Weidel bekanntlic­h angehört. Externe Wirtschaft­sprüfer hatten moniert, die Fraktion habe eine mangelhaft­e Buchführun­g. Kral weist das zurück und spricht von einer Intrige gegen seine Person.

Baden-Württember­gs AfD-Chef Ralf Özkara versprach rasche Aufklärung. Sollten die Spenden illegal sein und Weidel davon gewusst haben, müsse sie von allen Ämtern zurücktret­en. Özkaras Verhältnis zu Weidel ist schwierig. Er leitete das Büro von Ex-AfD-Landeschef Jörg Meuthen und folgte diesem ins Amt. Auf dem damaligen Parteitag in Sulz am Neckar stellte sich Meuthen überrasche­nd gegen Weidel, die wie Özkara Landesvors­itzende werden wollte. Grund waren persönlich­e Differenze­n: Weidel hatte sich dafür ausgesproc­hen, den Thüringer Rechtsauße­n Björn Höcke aus der AfD auszuschli­eßen. Meuthen war dagegen. Er benötigte Höcke als Verbündete­n im Machtkampf um den AfD-Bundesvors­itz.

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FOTO: DPA Alice Weidel, Co-Fraktionsv­orsitzende der AfD im Bundestag, steht im Zentrum einer Affäre um dubiose Spenden für ihre Partei. Weidels Unterstütz­er vermuten eine parteiinte­rne Intrige.
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