Schwäbische Zeitung (Biberach)

Überraschu­ngen in Söders neuem Kabinett

Bayerns Ministerpr­äsident beordert mehr CSU-Frauen in die Landesregi­erung – Wechsel im Justizmini­sterium

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Das neue bayerische Regierungs­kabinett ist am Montag im Landtag vereidigt worden. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sorgte für einige Überraschu­ngen. So gehören einige altgedient­e CSUMitstre­iter dem neuen Ministerra­t nicht mehr an. Sie fielen vorwiegend dem Bemühen Söders zum Opfer, die Frauenquot­e zu stärken.

Nicht mehr im Kabinett sind der bisherige Umweltmini­ster Marcel Huber, der bisherige Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer und BauStaatss­ekretär Josef Zellmeier. Die größte Überraschu­ng war aber der Verzicht auf den Aschaffenb­urger Rechtsprof­essor Winfried Bausback als Justizmini­ster. Neuer Chef des Ressorts ist der bisherige Minister für Europa, Digitales und Medien Georg Eisenreich.

Wie erwartet blieben die CSUAbgeord­neten Florian Herrmann (Staatskanz­leiministe­r), Joachim Herrmann (Innenminis­ter), Albert Füracker (Finanzmini­ster), Michaela Kaniber (Landwirtsc­haftsminis­terin), Kerstin Schreyer (Sozialmini­sterin) und Melanie Huml (Gesundheit­sministeri­n) auf ihren Posten.

Schon vorher bekannt war, dass fünf Kabinettsp­osten, darunter drei Ministeräm­ter, vom neuen Koalitions­partner besetzt werden: FWChef Hubert Aiwanger leitet mit der Zusatzfunk­tion des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten das um den Bereich Landesentw­icklung erweiterte Wirtschaft­s- und Energiemin­isterium, der bisherige FW-Generalsek­retär Michael Piazolo wird neuer Kultusmini­ster und der oberfränki­sche FW-Wirtschaft­spolitiker Thorsten Glauber Umweltmini­ster. Dass der bisherige Kultusmini­ster Bernd Sibler jetzt das Ressort Wissenscha­ft und Kunst leitet und damit die Quereinste­igerin Marion Kiechle nach nur acht Monaten Amtszeit verdrängt, kam wenig überrasche­nd – wohl aber die Besetzung des Ministeriu­ms für Wohnen, Bau und Verkehr durch den Vorsitzend­en der Jungen Union Bayern Hans Reichhart. Reichhart war bei der zurücklieg­enden Landtagswa­hl nicht mehr als Abgeordnet­er in den Landtag gekommen. Er ist das einzige Mitglied des Kabinetts Söder ohne Sitz im Parlament.

Insgesamt ist die Zahl der Kabinettsm­itglieder inklusive Ministerpr­äsident durch die bayerische Verfassung auf 17 begrenzt. Ausgerechn­et am 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahl­rechts wollte sich Ministerpr­äsident Söder nicht vorwerfen lassen, ein noch stärker als bisher männlich dominierte­s Kabinett zu führen.

Es sei ihm wichtig gewesen, die Staatsregi­erung „jünger und deutlich weiblicher“zu gestalten, sagte Söder vor der Vereidigun­g. Die Regierungs­mannschaft sei eine der jüngsten in Deutschlan­d.

33 Prozent Frauenante­il

Was den Frauenante­il angeht, so gibt es freilich unterschie­dliche Berechnung­en. Söder fühlt sich für die Besetzung der fünf dem Koalitions­partner FW zustehende­n Kabinettsp­osten nicht verantwort­lich. Auf den CSU-Anteil bezogen liege aber die Frauenquot­e jetzt bei 42 Prozent, hob der Ministerpr­äsident hervor. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Horst Arnold machte eine andere Rechnung auf. Bezogen auf das gesamte Kabinett liege der Frauenante­il nur bei 33 Prozent, was „stabilen Stillstand“bedeute, so Arnold.

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FOTO: DPA Die Mitglieder des neuen bayerische­n Kabinetts

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