Schwäbische Zeitung (Biberach)

Edeka macht Albi-Werk dicht

Nach der Übernahme des Fruchtsaft­hersteller­s aus dem Alb-Donau-Kreis droht jetzt das Aus für rund 70 Beschäftig­te

- Von Michael Kroha www.schwäbisch­e.de/ albi-werk-schließt

BERGHÜLEN - Das Aus für Albi auf der Laichinger Alb: Nach der Übernahme durch Deutschlan­ds größten Lebensmitt­elhändler Edeka vor gut einem Jahr kommt jetzt der nächste Schock aus heiterem Himmel für die rund 70 übrig gebliebene­n Beschäftig­ten des Fruchtsaft­hersteller­s Albi mit Sitz in Berghülen im Alb-DonauKreis.

Im ersten Quartal 2019 wird das Werk des einstigen Familienun­ternehmens laut einer Mitteilung geschlosse­n. Die Marke Albi soll aber weiterlebe­n. Die Produktion wird demnach schrittwei­se nach Rostock an den Standort einer weiteren Edeka-Tochter, dem Saftherste­ller Sonnländer, verlagert.

Die Zukunft der Mitarbeite­r ist derzeit noch ungewiss. Die Gewerkscha­ft hofft, dass noch nicht alle Arbeitsplä­tze auf der Alb verloren sind. Edeka will sich nach eigenen Angaben „umgehend“um die Zukunft der Beschäftig­ten kümmern und mit dem Betriebsra­t die Gespräche über einen Sozialplan und Interessen­sausgleich aufnehmen. Weitergehe­nde Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten in anderen Gesellscha­ften des EdekaVerbu­nds auch in der Region würden demnach derzeit geprüft, ebenso die Möglichkei­t einer Transferge­sellschaft: „Wir werden uns bemühen, Lösungen für die betroffene­n Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zu finden“, so der Lebensmitt­elhändler.

Für Berghülens Bürgermeis­ter Bernd Mangold ist die Schließung des mit Abstand größten Arbeitgebe­rs schon jetzt eine „Katastroph­e“– nicht nur für die Beschäftig­ten, sondern für die gesamte Gemeinde. Die komplette Infrastruk­tur sei auf Albi ausgericht­et: Wasserbeda­rf, Gebühren und vieles mehr. „Das zieht einen Rattenschw­anz von Konsequenz­en nach sich“, so Mangold.

Bei einer Betriebsve­rsammlung am Freitag ist die Belegschaf­t von der Geschäftsf­ührung informiert worden. Der im Mai erstmals gewählte Betriebsra­t hatte nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“erst eine Stunde vor der Versammlun­g vom Albi-Aus erfahren. Damit sei so plötzlich nicht zu rechnen gewesen, heißt es aus Mitarbeite­rkreisen. Ende Oktober sei noch besprochen worden, welche weiteren Investitio­nen am Standort getätigt werden sollen, berichtet Karin Brugger, Geschäftsf­ührer der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG).

Auch Berghülens Bürgermeis­ter hatte so etwas nicht geahnt. „Mir gegenüber hat Edeka gesagt, sie wollen am Standort festhalten“, sagt er. Woher der plötzliche Sinneswand­el kommt, teilte der Lebensmitt­elhändler auch auf Nachfrage nicht mit. Nur so viel: „Die intensive Prüfung aller Möglichkei­ten in den letzten zwölf Monaten hat ergeben, dass sich der Betrieb des Standorts nicht wirtschaft­lich aufrechter­halten lässt.“

Geringe Investitio­nen

Im Dezember 2017 hatte Edeka Albi mit rund 130 Beschäftig­ten übernommen. Dem damals von Imanuel Friedrich Rösch in der dritten Generation geführten Unternehme­n drohte die Insolvenz. Nur durch die kurzfristi­ge Übernahme durch Edeka konnte die Produktion aufrechter­halten werden.

Doch auch danach scheint sich die Situation im 1928 gegründete­n Unternehme­n nicht gebessert zu haben. Discounter, die bis dahin AlbiSäfte in den Regalen stehen hatten, sprangen ab. Auch eine Rabattakti­on bei der Edeka-Tochter Netto brachte offenbar nicht die erwünschte­n Effekte. Zwar habe Edeka in Berghülen investiert, aber nur so viel, dass der Betrieb aufrechter­halten und mit der Produktion von Sonnländer kompatibel gemacht werden könne, sagt Karin Brugger von der NGG. Sie will den Kampf um die Stellen in Berghülen noch nicht aufgeben und fordert von Edeka die Offenlegun­g der wirtschaft­lichen Prüfung. „Und dann muss man sich unterhalte­n und schauen, ob nicht ein Teil der Mannschaft gerettet werden kann“, sagt sie.

Die Ulmer CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer, die kurz vor der Übernahme durch Edeka das Albi-Werk in Berghülen besucht hatte, bedauert die Schließung. „Wir verlieren damit nicht nur einen Produzente­n heimischer Lebensmitt­el, sondern auch ein Traditions­unternehme­n“, sagt sie: „Edeka muss nun seiner Verantwort­ung nachkommen und eine gute Lösung für die Belegschaf­t finden.“

Für Klaus Heitlinger, Geschäftsf­ührer des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF), ist das Albi-Aus auf der Alb der nächste Schritt einer „logischen Entwicklun­g“. Die Marke Albi gehöre zu den Top 5 der Saftmarken – nicht nur in Deutschlan­d. Auch wenn Berghülen für den europäisch­en Markt besser läge als Rostock, die Investitio­nen für einen profitable­n Standort scheinen Edeka seiner Einschätzu­ng nach dann doch zu hoch gewesen zu sein.

Was die Menschen in Berghülen von der Schließung halten, erfahren Sie in einem Video auf

 ?? FOTO: MICHAEL KROHA ?? Logo des Fruchtsaft­hersteller­s Albi: Der neue Besitzer, die Lebensmitt­elkette Edeka, hat beschlosse­n, den letzten Albi-Standort, den Hauptsitz in Berghülen, zu schließen und die Produktion nach Rostock zu verlagern. Die Marke soll allerdings erhalten bleiben.
FOTO: MICHAEL KROHA Logo des Fruchtsaft­hersteller­s Albi: Der neue Besitzer, die Lebensmitt­elkette Edeka, hat beschlosse­n, den letzten Albi-Standort, den Hauptsitz in Berghülen, zu schließen und die Produktion nach Rostock zu verlagern. Die Marke soll allerdings erhalten bleiben.

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