Schwäbische Zeitung (Biberach)

Science Fiction trifft Retro-Charme

Muse geben sich weniger düster auf ihrem neuen Album „Simulation Theory“

- Von Katja Schwemmmer­s

HAMBURG (dpa)- „Is This The Real Life? Is This Just Fantasy?“(Ist das das wahre Leben? Ist das nur Fantasie?) fragten Queen in ihrem Klassiker „Bohemian Rhapsody“, der dank des gleichnami­gen Kinofilms derzeit wieder in aller Munde ist. Eine ähnliche Frage stellt sich auch das Britrock-Trio Muse auf seinem achten Studioalbu­m „Simulation Theory“. Muse gehen dabei von der Idee der Simulation­shypothese des schwedisch­en Philosophe­n Nick Bostrom aus, der unterstell­t, dass es gar nicht mal unwahrsche­inlich ist, dass unsere Zivilisati­on eine bloße Simulation ist.

„Schuld ist wohl, dass ich während der Album-Aufnahmen zum Gamer geworden bin“, erklärt MuseSänger Matt Bellamy (40) im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. „Ich habe das VirtualRea­lity-Spiel „Star Trek: Bridge Crew“für mich entdeckt. Ich war schon als Kind ein Trekkie. Immer, wenn ich mir die VR-Brille aufsetze, ist es so, als wäre ich in jener Welt. Es ist ein Gefühl wie Zeitreisen.“

Weniger Angst vor der Zukunft

Bellamy ist bekannt dafür, sich für seine Texte von Verschwöru­ngstheorie­n, apokalypti­schen Szenarien und visionären Utopien inspiriere­n zu lassen. Diesmal allerdings mit dem Unterschie­d, dass er weniger Angst vor der Zukunft habe, wie der Frontmann anmerkt. Das Album klinge deshalb positiver als sein Vorgänger. „Drones“platzierte sich vor drei Jahren in vielen Ländern auf Platz eins der Charts und brachte der Gruppe einen Grammy.

Anders als früher blicken Muse mit „Simulation Theory“zum ersten Mal zurück, insbesonde­re auf die Science Fiction der Achtziger, und versprühen dabei jede Menge RetroCharm­e. Das Albumcover wurde von „Stranger Things“-Künstler Kyle Lambert entworfen. Für jeden Song drehte die Band ein Video mit Referenzen an Kultfilme wie „Zurück in die Zukunft“, „Max Headroom“, die Serie „Teen Wolf “oder auch Michael Jacksons Videoclip zu „Thriller“.

„Ich wollte Dinge erforschen, die mich als Kind nachhaltig beeindruck­t haben“, so Bellamy. „Filme wie „Aliens’ oder ,The Thing', deren Soundtrack­s für mich die erste Offenbarun­g in Bezug auf orchestral­e Musik und Synthesize­r-Klänge waren.“

Lebensbeja­hendes Album

Einen weiteren Grund dafür, warum sich Muse ausgerechn­et jetzt auf Zeitreise begeben, sieht Bellamy in den Parallelen des gesellscha­ftlichen Klimas Mitte der Achtziger und heute. „Da ist dieser hedonistis­che Lifestyle von vielen Leuten mit viel Geld, das sie auf vielen Partys ausgeben. Besonders an Orten wie Los Angeles, New York und London ist das derzeit spürbar. Die Nachrichte­n sind so nervtötend und mies, dass die Menschen sich ihnen auf diese Art entziehen. Auch deshalb klingt unser Album lebensbeja­hender und wenig politisch.“Vielleicht spielen auch private Ereignisse eine Rolle: So wird Matt Bellamy 2019 das amerikanis­che Model Elle Evans heiraten. Zuvor wird Muse-Bassist Chris Wolstenhol­me (39) zum zweiten Mal den Bund der Ehe eingehen.

Dass die neue Muse-Platte eher wie eine Ansammlung von Hits anmutet als ein Werk mit musikalisc­h rotem Faden, ist der Tatsache geschuldet, dass die Engländer die Stücke nicht hintereina­nder, sondern immer mal wieder zwischendu­rch mit unterschie­dlichen Produzente­n (u. a. Timbaland) aufnahmen. Der Prozess resultiert­e in fünf VorabSingl­es. In Zeiten, in denen kaum noch komplette Alben angehört, sondern eher einzelne Songs digital runtergela­den oder gestreamt werden, sicher nicht nachteilig. „Uns gefällt der Gedanke, dass bestimmte Lieder ein jeweils anderes Publikum ansprechen“, meint Bellamy. „Ein Stück wie ,Algorithm' dürfte Anhängern elektronis­cher Tanzmusik gefallen, ,Blockades' vermutlich eher Leuten, die Metal hören.“

Bei „Propaganda“singt Bellamy wie Prince über einem Presslufth­ammer. In der Vergangenh­eit mussten sich Muse aufgrund ihres Rockbombas­ts oft den Vorwurf gefallen lassen, sie würden wie Queen klingen. Das dürfte ihnen mit dem achten Album nicht passieren.

Live: Das einzige Deutschlan­dKonzert von Muse findet am

29. Juni 2019 im Kölner RheinEnerg­ie-Stadion statt. In der Stadthalle im österreich­ischen Graz spielen sie bereits am

29. Mai 2019.

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FOTO: DANIEL DRESCHER Sind für ihre opulenten Live-Shows bekannt: Matt Bellamy und seine Band Muse.
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COVER: KYLE LAMBERT „Simulation Theory“heißt das neue Album von Muse.

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