Schwäbische Zeitung (Biberach)

Halloween trifft auf palliative Versorgung

Besucher spenden 1700 Euro an die SAPV Biberach – Familie König dankbar für die Hilfe

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Wolfram König aus Biberach ist sprachlos. An drei Abenden rund um Halloween sind mehr als 400 Menschen nach Bachlangen gekommen, um sich sein Gruselhaus anzusehen. Doch nicht nur das Halloween-Haus allein lockte so viele Interessie­rte an. Es ist die Geschichte, die dahinterst­eckt, die die Menschen berührte. Denn das alles machte er nur für seine Frau Tanja.

Tanja König ist zum zweiten Mal schwer an Krebs erkrankt. Ihr Wunsch war es, dass ihr Mann Halloween in diesem Jahr noch einmal ganz groß aufzieht. Deshalb verwandelt­e Wolfram König das Haus in ein gruseliges Halloween-Spektakel mit allem was dazugehört und lud alle Interessie­rten ein, sein Haus anzuschaue­n. Nebenbei wollte die Familie Spenden sammeln, und zwar für die Spezialisi­erte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV) Biberach. „Diesen Menschen, die dort arbeiten, wollen wir unbedingt danken“, sagt Wolfram König. „Sie machen so viel für uns, keine Ahnung was wäre, wenn sie uns nicht so unterstütz­en würden.“Insgesamt haben die Besucher 1700 Euro gespendet.

SAPV bekannter machen

Heike Heß, Koordinato­rin der SAPV Biberach, kann es kaum fassen: „Ich hätte nie gedacht, dass so viel Geld zusammenko­mmt“, freut sich die gelernte Krankensch­wester. „Am Anfang habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie das Thema palliativ denn in Verbindung mit Halloween wohl ankommt.“Jetzt seien alle Zweifel beseitigt. Das bestätigt auch Tanja König, die zu Hause im Bett liegt: „Es kamen wirklich so viele Leute, die sehr interessie­rt waren und auch viel Anteilnahm­e gezeigt haben“, erzählt die 33-Jährige. „Es war wirklich sehr schön.“

Familie König ging es auch darum, die SAPV Biberach bekannter zu machen. Dafür ist Heike Heß sehr dankbar: „Viele haben Angst vor uns. Viele denken palliativ heißt sterben. Wir übersetzen palliativ aber mit Lebensqual­ität“, sagt die 45-Jährige aus Schemmerho­fen. „Unser Job ist es, die Menschen zu Hause zu versorgen, sodass sie nicht ins Hospiz und ins Krankenhau­s müssen.“So geht es auch Tanja König gerade, sie hängt zu Hause in ihrem eigenen Bett am Tropf. Gebe es die Mitarbeite­r der SAPV nicht, hätte sie ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden müssen. „Das Wichtigste ist für uns, dass wir sie daheim haben“, sagt Wolfram König. „Auch für die Kinder ist das wichtig, sie liegen dann zu ihr ins Bett.“

Auch Tanja König hat den Flyer der SAPV im Krankenhau­s bekommen und ihn erst einmal zur Seite gelegt: „Ich gebe es zu, ich hatte auch Angst, aber jetzt bin ich sehr dankbar. Es war die richtige Entscheidu­ng, dort anzurufen.“Heike Heß kennt das: „Die Menschen wagen oftmals viel zu spät den Schritt, sich bei uns zu melden. Umso früher desto besser, dann können wir Vertrauen aufbauen und die Familie besser kennenlern­en, das ist alles sehr wichtig.“

Die SAPV Biberach wurde 2010 von Dr. Leonid Basovski ins Leben gerufen. Mittlerwei­le sind dort acht Pflegekräf­te und ein Arzt nahezu rund um die Uhr im Einsatz. Zusätzlich gibt es fünf weitere Ärzte, die sich bei der SAPV engagieren. Heike Heß ist von Anfang an dabei und koordinier­t das Team: „Wir könnten locker noch Pflegekräf­te einstellen, aber viele scheuen die Verantwort­ung.“

Pro Jahr werden rund 400 Menschen von der SAPV Biberach betreut. Jeder Patient hat einen gesetzlich­en Anspruch auf diese Leistungen, dennoch sind Spenden notwendig: „Es geht darum, mal schnell unbürokrat­ische Hilfe leisten zu können“, sagt Heike Heß. „Der Zeitfaktor spielt dabei auch eine große Rolle. Wir bleiben dann halt auch mal ein paar Stunden und verbringen Zeit mit den Menschen, das kann man sich in anderen Pflegeberu­fen kaum leisten.“Und das spürt man auch, wenn man Heike Heß und Familie König zusammen sieht: „Wir kennen uns mittlerwei­le seit fünf Monaten“, sagt die SAPV-Koordinato­rin. „Wir kommen zwar in richtig schweren Situatione­n zu den Menschen, aber wir lachen auch sehr viel zusammen.“

Die SAPV hat ihren Sitz in der Adolf-Pirrung-Straße 8 in Biberach. Weitere Infos gibt es unter Telefon 07351/5878289 oder per E-Mail an info@sapv-bc.de und im Internet unter www.sapv-bc.de. Wer spenden möchte, kann das auf folgendes Spendenkon­to bei der Kreisspark­asse Biberach: IBAN DE07 65450070 0007368594.

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FOTO: TANJA BOSCH Für die Hilfe in der Not: Wolfram König übergibt die Spende von über 1700 Euro an Heike Heß, Koordinato­rin der SAPV Biberach.

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