Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Die pure Boshaftigk­eit gegenüber der eigenen Partei“

-

RAVENSBURG Der FDP-Innenpolit­iker Benjamin Strasser (Foto: Tanja Ruetz) wirft Horst Seehofer Arbeitsver­weigerung und Boshaftigk­eit gegenüber seiner eigenen Partei vor. Theresa Gnann hat mit ihm gesprochen.

Herr Strasser, was halten Sie von diesem halben Rückzug Seehofers?

Es wäre besser gewesen, wenn er auch als Innenminis­ter zurückgetr­eten wäre. Wir spüren im Innenaussc­huss schon seit einem halben Jahr, dass Horst Seehofer eigentlich gar keine Lust mehr auf das Amt hat und mehr oder weniger Arbeitsver­weigerung betreibt. Seit die Große Koalition im Amt ist, hat er die großen Themen nicht angepackt.

Wieso tritt er nicht zurück, wenn er keine Lust auf den Job hat?

Meiner Meinung nach ist das die pure Boshaftigk­eit gegenüber der eigenen Partei. Er gibt damit den eigenen Leuten noch eins mit. Die Union steht unter Druck, einen personelle­n Neuanfang zu machen. Frau Merkel gibt das Amt der CDUVorsitz­enden auf und es ist klar, dass sie langfristi­g auch nicht mehr Bundeskanz­lerin sein wird. Anstatt jetzt auch den Weg freizumach­en bleibt Seehofer einfach sitzen – in dem Wissen, dass er jemand ist, der die Koalition hintertrei­bt und zur weiteren Eskalation beiträgt.

Ihre Partei fordert, die Bereiche Bauen und Heimat wieder aus dem Innenminis­terium auszuglied­ern. Warum?

Das Thema Bauen ist im Innenminis­terium fehl am Platz. Die Baupolitik ist dort an den Katzentisc­h verbannt und droht bei den großen Fragen zu Sicherheit und Migration unter die Räder zu geraten. Das Thema Heimat wäre zwar wichtig – es gibt in Deutschlan­d ja struktursc­hwache Gegenden, wo es wenig Industrie, kaum Arbeitsplä­tze und vielleicht nicht einmal mehr eine Apotheke gibt – aber statt sich darum zu kümmern, hat Seehofer eine Heimatabte­ilung eingericht­et, die bis heute keine Ergebnisse geliefert hat. Das ist ein PR-Gag.

Thomas Haldenwang soll neuer Verfassung­sschutzprä­sident werden. Wie stehen Sie dazu?

Das ist die Chance auf einen Neustart. Im Untersuchu­ngsausschu­ss zum Anschlag vom Breitschei­dplatz müssen wir dem Verfassung­sschutz bisher alles aus der Nase ziehen. Bei den relevanten Dingen bekommen wir sogar oft gar keine Informatio­n. Deshalb hoffe ich, dass der neue Präsident ein kooperativ­eres Verhältnis zum Parlament anstrebt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany