Schwäbische Zeitung (Biberach)
So geht es mit dem alten Feuerwehrhaus weiter
Uneinigkeit gibt es im Bauausschuss darüber, was mit dem Veranstaltungssaal passieren soll
BIBERACH - Das alte Biberacher Feuerwehrhaus in der Ehinger Straße soll mittelfristig in seinem jetzigen Zustand weiter genutzt werden. Zwar nicht mehr für die Feuerwehr, sondern als Lager für unterschiedliche Zwecke. Auch die Wohnungen sollen weiter genutzt werden. Uneins war sich der Bauausschuss, wie es mit dem großen Saal im ersten Obergeschoss weitergehen soll.
Mitte Juni ist die Feuerwehr aus dem alten Gebäudekomplex an der Ehinger Straße in ihr neues Domizil an der Bleicherstraße umgezogen. „Seither werde ich immer wieder gefragt, was mit dem alten Gebäude denn jetzt passiert“, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann am Montag im Bauausschuss. Was mit dem Gebäude aus dem Jahr 1964 und dem gesamten Areal in der Ehinger Straße 24 langfristig passiert, ist derzeit noch offen. „Es gibt im Gesamtquartier eventuell Entwicklungen, die Einfluss auf das alte Feuerwehrgebäude haben. Konkreter kann ich da im Moment aber noch nicht werden“, gab sich Kuhlmann vielsagend. Im August hatte er der SZ gesagt, dass er davon ausgehe, dass das Gebäude langfristig abgerissen werde.
Lager für die Firma Vollmer
Im Bauausschuss ging es deshalb um eine mittelfristige Nutzung ohne großen finanziellen Aufwand. „Mittelfristig“definierte Kuhlmann im Bauausschuss als Zeitraum zwischen zweieinhalb und sechs Jahren. Die Fahrzeughalle sowie der Zwischenbau der Kreisgerätewerkstatt sind zur Nutzung als Lager bereits an die benachbarte Firma Vollmer vermietet, teilte die Stadtverwaltung mit. Dazu wird ein Teil des Innenhofs mit einem Zaun abgesperrt, sodass Fahrzeughalle und Kreisgerätewerkstatt Teil des Firmengeländes und über eine Rampe an das Vollmer-Areal angebunden werden.
Zillenlager für das WG
Den älteren Teil der Kreisgerätewerkstatt nutzt das Wieland-Gymnasium (WG) künftig als Lager und Werkstatt für seine Zillen. So werden die flachen Boote bezeichnet, mit denen die WG-Schüler jedes Jahr auf Donaufahrt gehen. Die bisherige Zillenwerkstatt im Untergeschoss des WG ist aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht mehr nutzbar. Weil in der alten Kreisgerätewerkstatt genug Platz ist, wird auch gleich das Zillenlager aus einem alten Gewächshaus der Gärtnerei beim Stadtfriedhof dorthin verlagert.
Von Feuerwehrleuten bewohnt werden derzeit noch die zehn Wohnungen im alten Feuerwehrgebäude. Anfang 2019 sollen diese aber in das neue Wohngebäude beim neuen Feuerwehrhaus umziehen. Die alten Wohnungen sollen dann mit einfachen Maßnahmen saniert werden und zum Beispiel als Sozialwohnungen oder auch für die Einweisung von Obdachlosen befristet vermietet und genutzt werden, sagte Robert Walz vom städtischen Gebäudemanagement. Die zu den Wohnungen gehörenden Autogaragen sollen mit den Wohnungen oder auch an Dritte vermietet werden.
Die Photovoltaikanlagen auf dem Dach des Gebäudes gehören mehreren Privateigentümern. Sie können bis zu einem möglichen Abriss weiterbetrieben werden.
Die Ratsfraktionen waren mit all diesen Punkten einverstanden. Meinungsverschiedenheiten gab es allerdings darüber, wie es mit dem Veranstaltungssaal im ersten Obergeschoss weitergehen soll. Die Stadt empfiehlt, diesen nicht mehr zu nutzen, weil ein zweiter Fluchtweg fehle, die Elektrik und die Sanitäranlagen saniert und der asbesthaltige Fußbodenbelag entfernt werden müsste. All dass sei aber unwirtschaftlich.
Für die Feuerwehr gut genug?
Gabriele Kübler (SPD) stellte den Antrag, die Kosten für eine Sanierung zu berechnen. „Säle für Kleinkunst oder auch Proberäume sind in der Stadt Mangelware“, begründete Kübler. Es müsse auch keine Luxussanierung sein. Den benötigten Fluchtweg könne man über eine Stahltreppe an der Außenseite realisieren. Auch Flavia Gutermann (Freie Wähler) bezeichnete es als „seltsam bis bissle lächerlich“, dass der Saal wohl bisher für die Feuerwehr gut genug gewesen sei, für eine andere Nutzung aber nicht mehr zumutbar sei.
CDU-Stadtrat Friedrich Kolesch argumentierte gegen den SPD-Antrag. Allein eine exakte Kostenberechnung für die Sanierung des Saals zu erstellen, koste die Stadtverwaltung wieder viel Zeit. „Ich bitte darum, dass wir die Verwaltung hier entlasten und die Finger davon zu lassen.“Für eine Nutzung von ein paar Jahren sei der Aufwand zu groß. „Wenn die Stadt den Saal als Veranstaltungsraum anbieten will, muss alles den Vorgaben entsprechen.“
Auch Kuhlmann und Walz rieten aufgrund des großen Aufwands von einer Sanierung ab. Der asbesthaltige Bodenbelag sei bereits beschädigt und müsste auf jeden Fall aufwendig entsorgt werden, so Walz. Auch Elektrik und Sanitäranlagen entsprächen nicht mehr heutigen Standards. „Die Feuerwehr hat da viel erduldet, aber nur deshalb, weil sie wusste, dass das neue Feuerwehrhaus kommt.“
Als Lagerraum könne man den Veranstaltungssaal vielleicht noch nutzen, sagte Kuhlmann. „Ansonsten haben wir bei der Stadt aber andere Prioritäten. Deswegen würde ich darum bitten, dass wir bei dem Thema nicht tiefer einsteigen müssen.“Der Antrag der SPD wurde anschließend mit großer Mehrheit abgelehnt.