Schwäbische Zeitung (Biberach)
Vesperkirche bringt Menschen zusammen
Noch bis Sonntag gibt es täglich leckeres Essen im Martin-Luther-Gemeindehaus
BIBERACH - Es herrscht Hochbetrieb im Saal des Martin-Luther-Gemeindehauses. Geschirr klappert, es duftet nach Essen und ehrenamtliche Helfer wuseln von Tisch zu Tisch und versorgen die Gäste. Seit Montag hat die Biberacher Vesperkirche wieder geöffnet. Mehr als 150 Menschen kommen täglich und genießen gemeinsam eine günstige warme Mahlzeit. Pfarrer Ulrich Heinzelmann ist sehr zufrieden: „Es läuft sehr gut und ich sehe so viele Gesichter, die über die Jahre immer wieder hierherkommen, das macht mich glücklich.“
Die ökumenische Vesperkirche gibt es bereits seit 16 Jahren in Biberach. „Ziel ist es, die Gemeinschaft zu pflegen und Menschen zusammenzubringen“, sagt Pfarrer Heinzelmann. „Es ist vor allem ein Ort der Begegnung.“Die Vesperkirche ist aber auch für die Menschen gedacht, die nicht so viel Geld haben und sich so für einen Euro ein warmes Mittagessen gönnen können. „Es gibt auch viele ältere Menschen, die allein sind und so mal wieder richtig schön in Gesellschaft essen können“, sagt der evangelische Pfarrer.
Familiengottesdienst am Sonntag
Lore Herzog kommt seit Jahren mit ihren Bekannten zum Mittagessen: „Das ist eine richtig gute Aktion und wir unterstützen das gerne“, sagt die 77-jährige Biberacherin. „Und das Essen schmeckt richtig gut.“Sie mag die angenehme Stimmung und freut sich jedes Jahr auf die Vesperkirche.
Noch bis einschließlich Sonntag können Menschen zum Mittagessen ins Martin-Luther-Gemeindehaus kommen. „Der Sonntag ist neu“, erklärt Pfarrer Heinzelmann. „Da gibt es einen Familiengottesdienst und als Dank für Spenden das Mittagessen gratis.“Gekocht werde am Sonntag ausnahmsweise im Gemeindehaus, es gibt Gaisburger Marsch. Ansonsten kommt das Essen aus der Klosterküche in Untermarchtal.
Rund 30 ehrenamtliche Helfer sind täglich im Einsatz, sie teilen das Essen aus, räumen auf und spülen. Mitglieder des Gemeinderats sind dieses Jahr für die Tische zuständig. „Es ist wirklich ein großes Miteinander“, sagt Hubert Hagel, der seinen Bruder Hermann Hagel unterstützt, ohne den es die Vesperkirche nicht geben würde. „Die heimlichen Helden sind die, die am Ende alles spülen.“
Auch Annelinde Gerowski ist täglich zu Gast: „Es ist schön, die Gemeinschaft zu pflegen und auch mal nicht selbst kochen zu müssen“, freut sich die 79-Jährige. Ihre Freundin Anne Hellen kann ihr da nur zustimmen und hofft, dass die Vesperkirche noch mehr bei der Bevölkerung ankommt: „Ich glaube, viele Menschen trauen sich nicht hierher und haben Berührungsängste“, sagt sie. Viele würden denken, das sei nur etwas für Bedürftige. Doch das ist es keineswegs, hier kommen alle zusammen. „Egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht“, sagt Rolf-Jürgen Hellen und das ist genau das, was dem 78Jährigen gefällt.
Täglich gibt es zwei Gerichte, darunter eine vegetarische Variante. Dazu gibt es einen Salat und ein Dessert. Doch bevor die Verantwortlichen zu Tisch bitten, werden die Gäste mit Musik unterhalten und es gibt eine besinnliche Ansprache von einem Pfarrer der katholischen oder evangelischen Kirche oder der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.
Was der Organisator Hermann Hagel über die Vesperkirche sagt, sehen Sie in einem Video online unter