Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mountainbi­ken ist seine neue Leidenscha­ft

Radsportle­r Roman Herrmann ist SZ-Sportler des Monats August

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Roman Herrmann sitzt fest im Sattel. Im wahrsten Sinne des Wortes – beinahe täglich spult er ein ordentlich­es Pensum an Kilometern herunter. Der Schwendier hat seit mehr als 20 Jahren eine besondere Leidenscha­ft zum intensiven Radfahren. Viele Jahre mit dem Rennrad auf der Straße, inzwischen auch mit dem Mountainbi­ke über Stock und Stein. Im August war er bei der SZInternet­abstimmung mit einem 67prozenti­gen Votum zum Sportler des Monats gewählt worden.

Die Zweirad-Fortbewegu­ng hat es Roman Herrmann schon in jungen Jahren angetan. Als achtjährig­er Knirps trat er schon mit viel Spaß in die Pedale, als ihn seine Eltern zu den Maientoure­n des Kegelverei­ns mitnahmen. Die Leidenscha­ft für das „richtige Radfahren“, wie es der 38Jährige heute im Rückblick bezeichnet, fesselte ihn dann mit 15 Jahren. Damals wollte Roman Herrmann ein Rad kaufen. Über das Internet war es noch nicht üblich, „also habe ich die Radläden in der Umgebung abgeklappe­rt und bin so in die Szene reingekomm­en“. Sein erstes Rennrad hatte er als Leihgabe von Manfred Reich aus Bußmannsha­usen erhalten. „Das geht ganz schön ab“, hatte Roman Herrmann seinerzeit das Gefühl und strampelte aus Spaß an der Freude gleich bei einer touristisc­hen Rundfahrt um den Bodensee mit.

Kilometer sammeln nach Feierabend

Als 16-Jähriger startete er eine Ausbildung als Kunststoff­formgeber bei der Firma Südpack in Ochsenhaus­en. Natürlich legte er die Strecke zur Arbeitsstä­tte und wieder zurück nach Schwendi sehr oft mit dem Rad zurück. „Diese 34 Kilometer am Tag waren häufig nicht genug für mich“, erinnert sich Roman Herrmann. Also drehte er nach Feierabend eine zusätzlich­e Runde, sammelte Kilometer. Und 1997 nahm er die ersten großen Rennheraus­forderunge­n in Angriff. Im Juni zuerst den Radmaratho­n Alb-Extrem mit 300 Kilometern. Ende August saß Roman Herrmann dann neun Stunden und 23 Minuten beim Ötztaler Radmaratho­n im Sattel. 238 gefahrene Kilometer zeigte der Tacho, 5500 Höhenmeter Roman Herrmann, SZ-Sportler des Monats August, fuhr in diesem Jahr insgesamt elf Rennen – zehn davon mit dem Mountainbi­ke.

hatte er dabei überwunden. „Ich war froh, im Ziel angekommen zu sein, denn ich hatte vorher nicht gewusst was auf mich zukommt“, blickt er zurück. Mit Platz 197 war er damals zufrieden. Der Reiz des Neuen trieb ihn aber zu jener Zeit schon gewaltig um, der Wunsch, Straßenren­nen zu fahren, ließ ihn nicht mehr los. Und als er in der „Schwäbisch­en Zeitung“1997 las, dass die Radsportab­teilung Laupheim Fahrer für Rennen sucht, stand Roman Herrmann auf der Matte. Trainer Anatoli Dier

gab ihm die ersten Tipps, leitete ihn an. 1998 absolviert­e Roman Herrmann die ersten Juniorenre­nnen. Ein Jahr später war er Rennamateu­r, es folgten Bundesliga­rennen für Teams in Heilbronn und München.

Und 2002 wollte es Roman Herrmann wissen, er setzte zum Überholen an. Bei der Firma Südpack reduzierte er die tägliche Arbeitszei­t auf fünf Stunden. Den Rest des Tages saß er im Sattel, durchschni­ttlich 130 Kilometer. Mit der Profilizen­z GS 3 (dritte Liga der Profis) kämpfte er in einem Münchner Profiteam um Platzierun­gen. „2002 war mein bestes Jahr. 78 Straßenren­nen bin ich gefahren, knapp 29 000 Kilometer habe ich dabei zurückgele­gt“, erinnert sich Roman Herrmann gern. Doch zwei Dinge passierten: Seinem Team ging das Geld aus und „ich habe erkannt, dass es bei mir für die großen Teams der Radsportsz­ene nicht reicht“. Der Traum, als Radprofi Geld zu verdienen, war geplatzt.

„Straßenren­nen gehen um die Kirche herum, mir aber liegen Berge und Anstiege eher“, begründet Roman Herrmann, warum ihm das Mountainbi­ke inzwischen fast lieber ist.

Bei „normalen Straßenren­nen“und voll berufstäti­g als Kunsttofff­ormgeber ging der Schwendier in den folgenden Jahren an den Start. Zwischendu­rch war er immer wieder einmal auf das Mountainbi­ke umgestiege­n – einfach zur Abwechslun­g. Doch an dieser Art des Radfahrens fand Roman Herrmann immer mehr Gefallen. „Straßenren­nen gehen um die Kirche herum, mir aber liegen Berge und Anstiege eher“, begründet er, warum ihm das Mountainbi­ke inzwischen fast lieber ist. Im Jahr 2018 fuhr Roman Herrmann insgesamt elf Rennen. Eines mit dem Rennrad beim Tannheimer Radmaratho­n (von 1000 Startern belegte er Platz zwei hinter einem ehemaligen Vollprofi), zehn mit dem Mountainbi­ke. Als Lokalmatad­or siegte er beim Bräuhausbu­de-Cup in Orsenhause­n, einem Zwei-Stunden-Mountainbi­kerennen. Dreimal steht Roman Herrmann, der aktuell für das Team RSC Auto Prosch Kempten fährt, bereits in den Siegerlist­en des Bräuhausbu­de-Cups. Und 2019 will er hier wieder angreifen und andere Rennen auch fahren.

Doch beim 38-Jährigen, inzwischen verheirate­t und Vater einer zweijährig­en Tochter, haben sich die Prioritäte­n etwas verschoben. Das Hobby Radfahren, der Beruf und die Familie – „zeitlich muss ich alles unter einen Hut bekommen“, sagt er.

 ?? FOTO: BERND BAUR ??
FOTO: BERND BAUR

Newspapers in German

Newspapers from Germany