Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zum Notfalleinsatz geht es auf den Acker
Markus Ringer ist im Land der beste Landmaschinenmechatroniker.
AMPFELBRONN/KANZACH - Landmaschinenmechatroniker brauchen ein besonders breites Fachwissen. Den Hightechschlepper, der per GPS Störungen in die Werkstatt meldet, müssen sie genauso versiert reparieren können wie das Fahrzeug aus den 1960er-Jahren – und das oftmals sozusagen im Feuerwehreinsatz, weil die Landwirte mit ihren Maschinen draußen auf dem Feld stehen. „Ich kenne wenige Berufe, die so vielfältig sind“, sagt Markus Ringer aus Ampfelbronn. Der 20Jährige, der beim Kanzacher Landtechnikunternehmen Zürn-HeberKröll arbeitet, hat soeben den diesjährigen Junghandwerkerwettbewerb gewonnen und darf sich Baden-Württembergs bester Landmaschinenmechatroniker nennen.
Für Markus Ringer war immer klar, dass er einen praktischen Beruf wählen würde. „Schon als Kind hieß es über mich: Der sitzt ständig in der Bauecke“, erzählt der 20-Jährige. Zimmerer, Schreiner oder Mechatroniker probierte er bei Praktika aus. Mechatroniker gefiel ihm vom Grundsatz her, doch die Arbeit in einem Industrieunternehmen konnte er sich nicht vorstellen. „Man baut Schaltkästen nach Plan, das ist nicht meine Welt“, erzählt er. Fahrzeugtechnik reizte ihn mehr und die Aussicht, auch mit dem Kunden in Kontakt zu kommen, statt nur in der Werkshalle an seinem Platz zu stehen. Da seine Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb haben, entschied sich der Ampfelbronner nicht für den Klassiker Kfz-Mechatroniker, sondern für die seltenere Fachrichtung Landmaschinenmechatroniker. „Das Spektrum der Aufgaben ist bei uns groß“, erklärt Markus Ringer die Faszination, die sein Beruf auf ihn ausübt. „Man muss für die unterschiedlichsten Probleme Lösungen finden.“Entsprechend vielfältig ist die Arbeit. „Wenn ich einen 40 Jahre alten Mähdrescher in der Werkstatt habe, geht es gröber zu, da braucht man auch den Vorschlaghammer.“In digitaler Technik fit sein muss er hingegen, wenn er einen Schlepper der neuesten Generation vor sich hat. Denn das sind Hightech-Maschinen, die bereits sich anbahnende Probleme per GPS in die Werkstatt funken. „Wir nehmen dann Kontakt mit dem Kunden auf und sagen ihm, dass es in ein paar Stunden eine Störung geben wird. Dann kann unser Kunde planen“, erläutert Ringer. Eine besondere Herausforderung sei es, wenn ein Landwirt vom Feld aus anruft, weil nichts mehr geht. „Wenn ich rausfahre, weiß ich meistens nicht, welches Problem genau mich erwartet. Aber wenn ich die Reperatur dann trotzdem schaffe, bin ich stolz.“
Ob Ballenpresse, moderner Pflug oder Mähdrescher, Ringer ist von der modernen Landtechnik fasziniert. Am meisten haben es ihm aber die Schlepper angetan. Auf dem elterlichen Hof setzt er sich auch gerne einmal hinters Steuer. „Das schönste ist, wenn man den Schlepper selbst im Betrieb repariert hat, und ihn dann abends noch drei Stunden fährt“, sagt er.
Große Freude über den Sieg
Die dreieinhalbjährige Ausbildung, bei der er in der Oberessendorfer Niederlassung von Zürn-HeberKröll arbeitete, hat Markus Ringer im Frühjahr abgeschlossen. Die Handwerkskammer reichte seine Prüfungsergebnisse beim Wettbewerb „Profis leisten was“ein. Ringer setzte sich dabei nicht nur auf Kammer-, sondern auch auf Landesebene durch: Platz eins als bester Landmaschinenmechatroniker-Geselle hieß es beide Male. „Ich war überrascht und habe mich richtig gefreut“, sagt der 20-Jährige und bedauert, dass er wegen einer Knöchelverletzung nicht am praktischen Bundeswettbewerb teilnehmen kann. „Er ist der erste Auszubildende, der einen solchen Preis gewonnen hat, wir sind stolz auf ihn“, sagt sein Chef Harald Barth, der Geschäftsführer von Zürn-Heber-Kröll in Kanzach. „Es ist eine Genugtuung für ihn, dass seine Leistungen mit einem Preis honoriert werden.“Auch für das Unternehmen sei die Auszeichnung eine tolle Sache. Denn von Jahr zu Jahr werde es schwieriger, Fachkräfte zu finden. „Wir haben vier Ausbildungsplätze, nur zwei konnten wir dieses Jahr besetzen, die anderen beiden sind noch immer offen“, berichtet Barth. Nicht nur bei den Auszubildenden, auch später bei den Gesellen stehe das Unternehmen in starker Konkurrenz zu den großen Firmen. Markus Ringer hat sich jedenfalls entschlossen, bei Zürn-Heber-Kröll zu bleiben. Die dreieinhalb Jahre Lehre seien auch viel schulische Ausbildung gewesen, jetzt wolle er erst einmal weitere Praxiserfahrung sammeln, sagt er.