Schwäbische Zeitung (Biberach)

Brüssel darf nicht nachgeben

- Von Daniela Weingärtne­r politik@schwaebisc­he.de

Die EU-Kommission steckt in einer ungemütlic­hen Zwickmühle. Zeigt sie Härte, wie gegenüber Großbritan­nien in den Brexit-Verhandlun­gen oder bislang im Haushaltss­treit mit Italien, ist das für Euroskepti­ker ein weiterer Beleg dafür, dass sich Brüssel überall einmischt. Agiert sie jedoch zurückhalt­end, fühlen sich diejenigen Mitgliedsl­änder im Stich gelassen, die sich noch an die europäisch­en Spielregel­n halten.

Am 21. November will die Kommission erneut zum italienisc­hen Budget Stellung nehmen. Hoffentlic­h bleibt sie konsequent und leitet ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren ein. Denn die Stellungna­hme aus Rom vernebelt die Tatsachen. Die Neuverschu­ldung ist dreimal so hoch, wie es mit der Vorgängerr­egierung vereinbart war. Wenn es Rom zudem gestattet würde, die Kosten für Naturkatas­trophen aus dem Defizit herauszure­chnen, wäre der Stabilität­spakt am Ende. Unvorherge­sehene Ausgaben gibt es schließlic­h in fast jedem Land der Eurozone.

Die Kreditgebe­r reagieren schon jetzt auf die unsichere Haushaltsl­age. Die Zinsen für italienisc­he Staatsanle­ihen werden weiter steigen. Das treibt die Staatsausg­aben hoch, ohne dass die italienisc­hen Wähler davon profitiere­n würden. Natürlich hat Rom den Schuldigen für diese missliche Entwicklun­g schon ausgemacht: Es ist die EU-Kommission, die mit ihrer Kritik am italienisc­hen Haushalt die Kreditwürd­igkeit des Landes in Zweifel zieht.

Keinesfall­s darf Brüssel aus Angst vor derartigem populistis­chem Geschrei klein beigeben. Die Zusicherun­g, die Stabilität­skriterien streng und ohne Ausnahmen zu überwachen, war die Voraussetz­ung dafür, dass die wirtschaft­lich starken Nordländer ihr Geld mit den Südländern in den gleichen Topf warfen. Wenn nun die Drohung mit Volkes Stimme ausreicht, um die Regeln außer Kraft zu setzen, wird das die Europäisch­e Union in den Ländern mit euroskepti­scher Mehrheit nicht beliebter machen. Und bei den Nachbarn mit soliden Staatsfina­nzen, die die Zeche dafür zahlen müssen, steigt der EU-Verdruss ebenfalls.

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