Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stadt bezieht Nahwärme vom Biomassehof
Vier städtische Gebäude in Rißegg erhalten 20 Jahre lang regenerative Wärmeenergie
BIBERACH (gem) - Die Mehrzweckhalle, die Grundschule, der Kindergarten St. Gallus und das neue Dorfgemeinschaftshaus in Rißegg sollen 20 Jahre lang mit Nahwärme des nahe gelegenen Biomassehofs versorgt werden. Dies hat der Bauausschuss einstimmig beschlossen. Notwendig dafür ist auch der Bau eines Wärmverteilnetzes für rund 418 000 Euro.
„Der Biomassehof Zell bei Rißegg ist ein echtes Leuchtturmprojekt“, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann und verwies auch auf die Hürden, die der Betreiber zu überwinden hatte. Das i-Tüpfelchen für die Stadt sei nun, dass sie die Wärmeenergie auch für in der Nähe liegende Gebäude nutzen könne.
Derzeit wird dort die Wärme zu 100 Prozent über Gas erzeugt. Künftig sollen 84 Prozent des Wärmebedarfs über die Abwärme des Biomassehofs gedeckt werden, sagte Christoph Thomsen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, der den Prozess für die Stadt mit betreut. Das bedeutet auch, dass die Gaskessel für das Abdecken der Spitzenlast installiert bleiben. Für die Stadt ergibt sich dadurch eine CO2-Einsparung von 86,5 Prozent oder 313 Tonnen jährlich. Der Vertrag läuft über 20 Jahre mit einer Verlängerungsoption um fünf Jahre. Zieht die Stadt diese Option, ergibt sich über 25 Jahre eine Kosteneinsparung für den Wärmebezug um 135 000 Euro. Gleichzeitig muss die Stadt für ihre Gebäude ein Nahwärmenetz aufbauen, das 418 300 Euro kosten soll, woraus sich insgesamt Mehrkosten von 243 300 Euro für den Bezug der Nahwärme ergeben.
Während SPD, Freie Wähler und Grüne das Projekt durchweg als vorbildlich lobten, sorgte die Wirtschaftlichkeitsberechnung bei den CDUStadträten für Enttäuschung, die sich eine höhere finanzielle Einsparung erhofft hatten. „Ehrlicherweise ist es unterm Strich nicht wirtschaftlich“, meinte Friedrich Kolesch. Das liege unter anderem daran, dass der Bau langer Zuleitungen erforderlich sei, sagte Robert Walz, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. CO einzusparen, sei nicht immer preiswerter, sagte Kuhlmann. „Aber wir nehmen das in Kauf, um den Anteil regenerativer Energie bei uns zu erhöhen.“Auch die Bischof-Sproll-Schulstiftung plant, ihr Bildungszentrum in Rißegg mit Nahwärme vom Biomassehof zu beheizen.