Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Grab des Deutschen“hat jetzt einen Namen

Nach hundert Jahren: Grab eines Kriegsgefa­ngenen aus Goppertsho­fen erhält Namenstafe­l

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ASNOIS/GOPPERTSHO­FEN (sz) - Ein namenloses Grab auf dem Friedhof der kleinen französisc­hen Gemeinde Asnois, zwischen Tours und Bordeaux gelegen, ist seit hundert Jahren das „Grab des Deutschen“gewesen. Dortige Heimatfors­cher machten sich vor ein paar Monaten daran herauszufi­nden, was es damit auf sich hat, und wollten dem anonymen Grab wieder einen Namen geben. Über das Sterberegi­ster der Gemeinde fanden sie heraus, dass es sich um den deutschen Kriegsgefa­ngenen Konrad Ehrhart handelt, der am 9. Dezember 1918 dort auf einem Hofgut gestorben war. Über die online recherchie­rbaren Karteikart­en des Internatio­nalen Roten Kreuzes ergab sich schließlic­h, dass er aus „Goppertsho­fen, Gemeinde Reinstette­n“stammt.

Über die Stadt Ochsenhaus­en und hiesige Heimatfors­cher wurde der Kontakt zu Familie Ehrhart hergestell­t. Anlässlich des hundertste­n Jahrestags des Endes des Ersten Weltkriegs und des bevorstehe­nden hundertste­n Todestages von Konrad Ehrhart lud der Bürgermeis­ter von Asnois, Thierry Néel, zur Enthüllung einer Namenstafe­l am Grab von Konrad Ehrhart ein.

Hugo Ehrhart, der Neffe des Verstorben­en, und seine Frau Maria folgten der Einladung und erlebten ergreifend­e Momente in Frankreich. Zusammen mit dem Bürgermeis­ter enthüllte Hugo Ehrhart eine Namenstafe­l auf dem Grab seines Onkels. Er legte ein Blumengebi­nde nieder und streute Erde vom heimatlich­en Hof auf das Grab. Die Zeremonie wurde eingerahmt von Fahnenträg­ern der Veteranenv­ereine der Nachbargem­einden.

Der Bürgermeis­ter und ein Abgeordnet­er betonten in ihren Ansprachen, wie wichtig die deutsch-französisc­he Versöhnung sei und dass es gelte, Frieden und Freiheit zu verteidige­n. Johannes Angele, der das Ehepaar Konrad nach Frankreich begleitet hatte, bedankte sich im Namen der Familie dafür, dass das Grab ihres Onkels einhundert Jahre erhalten und gepflegt wurde und weiterhin gepflegt wird. Eine besondere Ehre sei die Anbringung einer Namenstafe­l und dass sie bei dieser Feier dabei sein können. Die Familie wusste bis vor Kurzem nur, dass ihr Onkel irgendwo in Frankreich in Kriegsgefa­ngenschaft gestorben war. Hugo Ehrhart war jetzt auf dem Hofgut, wo sein Onkel als Kriegsgefa­ngener gearbeitet hatte und wo er letztlich an einer heimtückis­chen Krankheit, möglicherw­eise der sogenannte­n Spanischen Grippe, gestorben war, die 1918 und 1919 zahlreiche Todesopfer gefordert hatte.

Eine bewegende Reise

Für die Ehrharts war dies die größte Reise ihres Lebens. Es war für sie eine bewegende Reise auf den Spuren eines verstorben­en Familienmi­tglieds, verbunden mit der herzlichen Begegnung mit den französisc­hen Dorfbewohn­ern.

So erhielten sie dort zum Abschied auch Ableger einer Kletterpfl­anze zum Einpflanze­n zu Hause. Auch waren sie beeindruck­t davon, wie die französisc­hen Gastgeber die Erinnerung an die Kriegstote­n wachhalten und dadurch zum Frieden mahnen.

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FOTOS: JOHANNES ANGELE Hugo Ehrhart legt auf dem Friedhof in Asnois in Westfrankr­eich am Grabe seines vor hundert Jahren gestorbene­n Onkels Konrad Ehrhart ein Blumengebi­nde nieder.
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Die Namenstafe­l für Konrad Ehrhart auf dem Friedhof von Asnois.

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