Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verkehrte Rollen im Generationenkonflikt
Bei der Theateraufführung der WLB spielt eine gebürtige Biberacherin mit
BIBERACH - Gekonnt hat Jürgen Popig den Kinofilm „Wir sind die Neuen“von Ralf Westhoff in eine Bühnenfassung verwandelt. Die Komödie wurde am Wochenende vom Ensemble der Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Biberacher Stadthalle präsentiert. Auf der Bühne trafen die Bewohner zweier Wohngemeinschaften aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dass sich die Bewohner des Hauses da des Öfteren in die Haare kriegen mussten, war bereits programmiert. Die Schauspielerin Barbara Dussler, gebürtige Biberacherin, schlüpfte in die Rolle der Jurastudentin Kathi.
Katharina (Barbara Dussler), Thorsten (Felix Jeiter) und Barbara (Sofie Alice Miller) sind kurz davor, ihr Studium abzuschließen. Die Studenten legen viel Wert auf Ordnung, Sauberkeit und ihre geregelten Tagesabläufe. Peinlichst genau halten sie sich an die erstellten Putzpläne, und ohne die Straßenschuhe von den Füßen zu streifen, betreten sie das Wohnzimmer nicht. So fühlen sie sich pudelwohl.
Als „die Neuen“einziehen, erwarten Kathi, Thorsten und Barbara zunächst nichts Schlimmes. Schließlich können sie nicht ahnen, dass Anne (Gesine Hannemann) und ihre Freunde Johannes (Lothar Bobbe) und Eddi (Achim Hall) planen, das Lebensgefühl ihrer eigenen, wilden Studentenzeit erneut aufleben zu lassen.
Denn für die Schleiereulenaktivistin Anne, den pensionierten Rechtsanwalt Johannes und den ehemaligen Frauenhelden Eddi ist es nun bereits 35 Jahre her, dass sie als Studenten in einer WG lebten, sich das Wählscheibentelefon teilten und es genossen, exzessiv zu trinken und zu feiern. An die längst verflossenen Tage erinnern sie sich gerne – und nun wollen sie diese wieder aufleben lassen und gehörig auf den Putz hauen.
Der herkömmliche Generationenkonflikt wird umgedreht: Die Studenten bereiten sich auf ihre Examen vor, bestehen auf Ruhe und vergraben die Nasen in ihren Büchern. Den Schauspielern gelang zu transportieren, wie gestresst sie von der gesamten Situation sind. Barbara Dussler wirkte äußerst authentisch in der Rolle der Jurastudentin Kathi: Empört rauft sie sich die Haare, brüllt herum, als sie den Lärm nicht mehr ertragen kann, und hämmert wütend mit einem Besenstiel auf den Boden, um die Mitglieder der anderen WG endlich zum Schweigen zu bringen.
Währenddessen drehen Anne, Eddi und Johannes die Musik auf, tanzen auf den Tischen und betrinken sich mit Rotwein – obwohl sie über 60 sind. Sie verstehen die Jungen nicht: „Wo sind die Trainingsjacken?“, fragen sie sich verwundert. „Wo sind die Bierflaschen?“Außerdem vertreten sie die Meinung, dass man stets so alt sei, wie man sich fühlt.
Die Jungen jedoch können ihrerseits nur den Kopf schütteln, wenn sie Anne, Eddi und Johannes sehen. Deren Lebensweise und gesamte Einstellung können die Studenten nicht nachvollziehen. „Ihr habt den Pauseknopf gedrückt, und da seid ihr stehen geblieben“, wirft Thorsten den Pensionären vor. Ein generationsübergreifender Nachbarschaftskonflikt entsteht.
Lichteffekte und Musik
In der Bühnenfassung von „Wir sind die Neuen“spielen Lichteffekte und moderne Musik eine große Rolle – besonders während kleiner Umbauarbeiten. Die meisten Szenen spielten sich auf dem Sofa des großen WG-Wohnzimmers ab, welches auf der Bühne aufgebaut war.
Auf diesem Sofa trafen schlussendlich die Bewohner beider WGs friedlich aufeinander. Denn Anne, Eddi und Johannes boten den Jungen ihre Hilfe an: Kathi verzweifelte an dem Stoff, den sie für ihr JuraExamen parat haben muss. Thorsten erleidet einen Bandscheibenvorfall, Barbara streitet sich mit ihrem Verlobten. Doch glücklicherweise helfen Anne, Eddi und Johannes den Studenten. Beide Fronten rücken näher zusammen, vertragen sich und können schließlich ein gemeinsames Fest veranstalten.