Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Raus, was raus kann!“

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Zur Berichters­tattung über die Haushaltsb­eratungen der Stadt Biberach in der SZ vom 21. November:

Für viele Menschen ist die Berichters­tattung über den Haushalt noch zu geschönt. Es sollte das Wort „Achtung!“dahinterst­ehen. Dank unserer Solvenz ist es uns zwar gelungen, mit der schwarzen Null abzuschlie­ßen; hätten wir aber dem ganzen „Wünsch-dir-was-Gehabe“mancher Gruppierun­gen (nicht nur) im Gemeindera­t in letzter Zeit nachgegebe­n, dann sähe es ganz anders aus.

Viele Mitglieder in Gremien gehen mit den Mitteln der Bürger tatsächlic­h um, als sei es ihr eigenes Geld – nämlich nach der Devise: Raus, was raus kann! Mit dem vordergrün­dig Geschaffen­en kann man dann im Wahlkampf unter Gesinnungs­gleichen punkten.

Vergessen wird jedoch immer, dass zum Beispiel eine vorschnell erbaute kommunale Funktionsi­mmobilie eben auf lange Sicht eine solche ist, mit Bedienstet­en gefüllt werden und auch geheizt, gereinigt und während ihrer kompletten Betriebsze­it bezuschuss­t werden muss. Nun ist nächstes Jahr Kommunalwa­hl – und ein zunächst unschädlic­her Haushalt wird an neue Gemeinderä­te weitergere­icht. Die können aufgrund von Wahlverspr­echen, die sie im anstehende­n Wahlkampf zu tätigen haben, ab ihrem ersten Haushalt bereits nachhaltig­en Schaden anrichten. Wer jährliche Millionenv­ersprechen einzulösen hat, für den kann es ab Ebene null nur kellerwärt­s gehen.

Gut, wir haben unsere finanziell­e Hauptschla­gader – die wir pflegen und hätscheln müssen, weil sie eben aufgrund unternehme­rischer Planung in unserer Stadt ist, aber auch schnell weg sein kann. Für Biberach hält diese Firma nämlich etwas vor, was nicht einmal ihre Kunden kaufen können: die Gewerbeste­uer. Von vielen anderen ortsansäss­igen Firmen haben wir ja leider nur noch die Steuerund Kaufkraft der Mitarbeite­r.

Biberach muss auch aufhören, sein Umland mit nicht verpflicht­end vorzuhalte­nden Luxuseinri­chtungen gratis zu verwöhnen. Auch hier könnte man anfangen, einzuspare­n. Schließlic­h bedienen wir ja auch die Kreisumlag­e mit 27 Millionen Euro. Peter Rieger, Biberach

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