Schwäbische Zeitung (Biberach)

ZDF begleitet Schülerin in Ostrach

Serina Berger leidet an seltener Hautkrankh­eit – Sondersend­ung kommt Ende Dezember

- Von Julia Freyda

OSTRACH - Eine Sondersend­ung von „Volle Kanne“im ZDF widmet sich dem Thema Haut. Dafür hat ein Fernsehtea­m auch Serina Berger aus Denkingen in ihrem Alltag begleitet. Das Mädchen leidet an einer seltenen Hautkrankh­eit und besucht das Reinhold-Frank-Schulzentr­um Ostrachtal. Ausgestrah­lt wird die Sondersend­ung am Donnerstag, 27. Dezember, ab 9 Uhr.

Wenige Tage nach Serinas Geburt im November 2002 steht die Diagnose: Epidermoly­sis bullosa (EB). Die genetisch bedingte Krankheit bewirkt, dass die Haut schon bei geringsten Belastunge­n Blasen bildet oder reißt – sie ist so verletzlic­h wie die Flügel eines Schmetterl­ings. Daher werden die Betroffene­n auch Schmetterl­ingskinder genannt.

Etwa 5000 Schmetterl­ingskinder leben in Deutschlan­d. Ob sich die Krankheit aber zum Beispiel verstärkt an der Lunge, den Augen, den Zähnen oder der Speiseröhr­e bemerkbar macht, unterschei­det sich von Form zu Form. Das Gleiche gilt für die Lebenserwa­rtung der Patienten. Bei richtig schweren Formen erleben Kinder oft ihren zweiten Geburtstag nicht. Bei leichten Formen sind Betroffene auch schon über 80 Jahre alt geworden.

An Familie Berger aus Denkingen ist das TV-Team über das Debra-Zentrum in Österreich gekommen, das sich auf die Hautkrankh­eit spezialisi­ert hat. „Wir wollten in der Sendung auch einen Betroffene­n haben, der über seine Situation reflektier­en kann. Und Serina ist sehr intelligen­t und selbstbewu­sst“, sagt ZDF-Redakteuri­n Stephanie Schmidt. Serina besucht seit sechs Jahren das Reinhold-Frank-Schulzentr­um Ostrachtal. Denn trotz der Krankheit ihrer Tochter wollen Petra und Stefan Berger ihr ein normales Leben ermögliche­n. An der Gemeinscha­ftsschule in Ostrach wird die Inklusion gefördert. Zudem gibt es in dem Schulgebäu­de einen Aufzug. Diesen benötigt Serina an den Tagen, an denen sie auf ihren Rollstuhl angewiesen ist. „Oft besuchen Schmetterl­ingskinder Sonderschu­len. Sie sind körperlich zwar nicht so beweglich, aber im Kopf überhaupt nicht eingeschrä­nkt. Ich finde es toll, dass Serina hier an der Schule so integriert ist“, sagt Schmidt.

Schon mehrere Drehtage ist das ZDF-Team für die Sondersend­ung im Einsatz, besucht Serina zu Hause, ist bei einer Handoperat­ion dabei. Im Ostracher Schulzentr­um begleitet das Drehteam sie unter anderem bei einer Mathestund­e. Zu Beginn stellt die ZDF-Redakteuri­n Schmidt sich und die Pläne kurz vor. „Es wäre toll, wenn ihr nicht in die Kamera schaut und so tut, als wären wir gar nicht da“, bittet die Redakteuri­n die Schüler. Während die 15- und 16-Jährigen über ihren Rechenaufg­aben brüten und in ihre Hefte schreiben, diktiert Serina ihre Ergebnisse Sonja Vogler. Seit 2013 betreut diese das Mädchen im Schulallta­g, holt sie morgens ab, trägt die Schultasch­e und muss vor allem schreiben. Denn da die Haut an Serinas Fingern zusammenwä­chst, ist ihr dies selbst kaum möglich. Hoffnung macht ihr nun eine Operation, bei der Drähte in die Finger geschossen wurden, sodass sie an der rechten Hand schon alle Finger bewegen kann. Denn nach dem Schulabsch­luss möchte Serina Grafikerin werden.

Zwischendu­rch stellt die ZDF-Redakteuri­n Serina Fragen. Etwa ob sie von Mitschüler­n häufig angestarrt werde. „Nein, ich hatte nie das Gefühl, dass mich alle angucken“, sagt die 15-Jährige. Denn jedes Jahr stellt sie sich den neuen Mitschüler­n vor, schildert ihre Krankheit und beantworte­t Fragen. Dies nimmt viel Verunsiche­rung, die auch Lehrerin Annika Rössler anfangs gespürt hatte. „Beim ersten Vorgespräc­h vor rund sechs Jahren war ich im ersten Moment auch erschrocke­n und verunsiche­rt, wie ich mich ihr gegenüber am besten verhalte“, berichtet die Lehrerin. Doch durch ihre offene und selbstbewu­sste Art nimmt die Schülerin ihren Mitmensche­n die Bedenken.

Ein weiterer EB-Fall, der in der Sondersend­ung geschilder­t wird, ist der von Hassan. Dessen Geschichte hat vor rund einem Jahr weltweit Schlagzeil­en gemacht. Durch eine neuartige Gentherapi­e konnten Ärzte erstmals einem Patienten eine nahezu körpergroß­e künstliche Haut transplant­ieren und dem damals neunjährig­en Kind das Leben retten. In der 90-minütigen Sendung soll es auch einen Versuch geben, bei dem ein Arzt sich schneidet und demonstrie­rt, welche Prozesse danach in der Haut zur Heilung vorgehen.

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FOTO: JULIA FREYDA ZDF-Redakteuri­n Stephanie Schmidt spricht mit Betreuerin Sonja Vogler und Serina Berger.

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