Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kultureinr­ichtungen sollen zu urbanen Werkstätte­n werden

Beim Bürgerkult­urgespräch geht es um die Chancen der Digitalisi­erung in der städtische­n Kulturarbe­it

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BIBERACH (sz) - Über die Bedeutung der Digitalisi­erung für die städtische Kulturarbe­it ging es beim Bürgerkult­urgespräch des städtische­n Kulturdeze­rnats in der Stadthalle. Über aktuelle und künftige Entwicklun­gen informiert­e dabei der Direktor des Fraunhofer-Instituts Stuttgart, Steffen Braun.

Die Digitalisi­erung gehöre zu den großen Herausford­erungen in allen Sparten der städtische­n Kulturarbe­it, sagte Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer. Die Digitalisi­erung biete aber auch die Chance, „unser kulturelle­s Erbe, unser Kulturgut, unsere Bildungsin­halte ortsungebu­nden und barrierear­m zugänglich zu machen und vielschich­tig zu präsentier­en“. Das sah auch Braun so: Die Kultureinr­ichtungen hätten die Riesenchan­ce, zum Bindeglied zwischen Verwaltung und Zivilgesel­lschaft zu werden. Die Kultureinr­ichtungen der Zukunft müssten weniger Institutio­nen des Wissenserw­erbs als vielmehr urbane Werkstätte­n sein, in denen Wissen erworben und gleichzeit­ig auch angewendet werden könne.

In der anschließe­nden, von SZRedaktio­nsleiter Gerd Mägerle moderierte­n Diskussion mit den Amtsleiter­n der Biberacher Kultureinr­ichtungen, wurde deutlich, dass die Digitalisi­erung in vielen Bereichen längst kein Neuland mehr ist. Die Stadtbibli­othek experiment­iert bereits mit Virtual Reality, das Museum bietet einen interaktiv­en Medienguid­e in Tabletform und in der Musikschul­e lernen Jugendlich­e das Programmie­ren von Musiktitel­n mittels einer App.

Dabei machten die Amtsleiter aber auch auf die Herausford­erungen und Gefahren der zunehmende­n Digitalisi­erung aufmerksam. So gehe bei einer freien Verfügbark­eit vieler Inhalte im Internet beispielsw­eise das Gespür für Urheberrec­ht verloren. Im Museum gehe es darum, den Blick der – vorwiegend jungen – Besucher vom Tabletbild­schirm auf die realen Exponate zu lenken. Und eine Musiklehre­rin warf die Frage auf, ob man bei Musik, die per Knopfdruck am Computer erzeugt werde, noch von einem kreativen Prozess des Menschen sprechen könne.

Ein Besucher merkte an, dass es möglich sein sollte, dass die städtische­n Kultureinr­ichtungen kostenlos genutzt werden können. Nur so bringe man alle Bevölkerun­gsschichte­n zum Beispiel ins Museum. „Eigentlich sollten Jugendlich­e, die sich zu einem Besuch entschließ­en, eine Belohnung erhalten“, meinte der Mann.

Um bei der Digitalisi­erung weiter voranzukom­men, brauche es aber auch die notwendige­n technische­n Voraussetz­ungen wie eine gute Netzabdeck­ung und schnelles Internet. Daran mangele es auch in Biberach noch in manchen Bereichen.

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FOTO: MÄGERLE Steffen Braun referierte zum Thema Digitalisi­erung in der Kulturarbe­it.

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