Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hürbel hat einen Förderverein fürs Schloss
Neuer Name und neue Ziele für Heimat- und Kulturverein – Gerlinde Hellers Erbe gerettet
HÜRBEL (sz/tr) - Die Zukunft des Heimat- und Kulturvereins Hürbel ist gesichert. Nach bewegten Jahren, in denen der Verein vor der Auflösung stand, wurden auf der Mitgliederversammlung am Sonntag die Satzung und der Name geändert. Ab sofort heißt der Verein „Förderverein Schloss Hürbel“.
Gründungsmitglied und Schriftführerin Christel-Luise Haug blickte bei der Versammlung auf die Entwicklung des Vereins zurück. Gegründet wurde er im Februar 2002 von Gerlinde Heller. Unter deren Leitung sei der Verein sehr aktiv gewesen. Hellers Ziel sei es gewesen, Hürbel wieder zu einem lebendigen Dorf zu machen und alte Bräuche wieder aufleben zu lassen. So wurde im August 2003 der erste Flohmarkt des Heimat- und Kulturvereins organisiert, ab 2005 gab es jährlich einen Handwerker- und Flohmarkt.
2004 wurde die Fasnetsfeier im Adler wiederbelebt. Der Verein beteiligte sich auch am Kinderferienprogramm. Das musikalische Angebot von Gerlinde Heller umfasste Singen, Flöte, Klavier, Gitarre, Orgel und Hackbrett. Mit Vorträgen, Kirchenund Schlossführungen sowie einer Bilderausstellung wurde die Dorfgeschichte aufbereitet. „Es war geplant, einen Bildband herauszubringen“, berichtete Haug. Doch im September 2013 verstarb Gerlinde Heller.
„Das Vereinserbe von Gerlinde Heller fortzuführen war schwierig und was den musikalischen Teil betrifft unmöglich“, sagte Haug. Noch einen Monat vor ihrem Tod hatte sich Heller wegen Problemen beim Handwerker- und Flohmarkt an die Schriftführerin Christel-Luise Haug gewandt. Diese stellte zwar zunächst einen Elf-Punkte-Plan zur Regelung des Handwerker- und Flohmarkts auf, stellte jedoch fest, dass es weit mehr zu regeln gab. So wurde unter anderem Haugs Vorschlag umgesetzt, den „Förderverein Dorfgemeinschaft Hürbel“als Dachverband für die Vereine und Gruppierungen des Dorffests zu gründen.
Vereinsziele überdacht
2017 erreichte der Verein einen Tiefpunkt. Bei der Mitgliederversammlung mussten die Wahlen zurückgestellt werden, von den sieben Vorstandsmitgliedern stand nur eine Person zur Wiederwahl. Jedoch waren die Vorstandsmitglieder bereit, ihre Ämter bis zur nächsten Mitgliederversammlung auszuüben. „Wir haben dauernd um das Überleben gekämpft“, sagt Christel-Luise Haug im SZ-Gespräch. Zwar lief weiterhin so manches Projekt (im April dieses Jahres wurde der katholischen Kirchengemeinde Sankt Alban eine Nachbildung der Figur des Sankt Albanus übergeben, am Kirchenhang und am Forsthaus wurden Informationstafeln zur Dorfgeschichte aufgestellt, am ehemaligen Burgstall in Freyberg soll eine weitere Tafel folgen), doch nachdem laut Haug auch immer wieder von der Vereinsauflösung die Rede war und der Heimatund Kulturverein zweimal hintereinander nicht mehr am Handwerkerund Flohmarkt beteiligt war, seien die Vereinsziele überdacht worden.
Daraufhin rückte bei ChristelLuise Haug das Hürbler Schloss in den Blickpunkt. Das Schloss sei für Hürbel „Heimat und Kultur“, sagt sie im SZ-Gespräch. „Es gehört zum Dorfbild und ist ein Wahrzeichen.“Für den Verein bestehe hier ein „enormes Wirkungspotenzial“. Einer Idee, der auch die anderen Mitglieder folgen konnten, die Namensänderung von Heimat- und Kulturverein Hürbel zu Förderverein Schloss Hürbel, wurde vergangenen Sonntag einstimmig beschlossen. Die Vereinsziele wurden ebenfalls angepasst. Vereinszweck ist nun auch die Förderung der historischen Außenanlagen von Schloss Hürbel, das bisher einen Freundeskreis hatte.
Das bisherige Vorstandsteam hat sich nun mit Ausnahme von Heike Keller zurückgezogen. Neu gewählt wurden Claudia Schad (Vorsitzende), Anja Hoffmann (stellvertretende Vorsitzende), Heike Keller (Kassiererin), Nico Hoffmann (Schriftführer), Werner Keller sowie die Schlossbesitzer Heidrun Weinert und Egon Dietz (alle Beisitzer). Christel-Luise Haug ist froh, dass der Umbruch gelungen ist und der Verein wieder eine Zukunft hat. Der Vorstand sei nun um Jahrzehnte verjüngt. „Wir haben den Verein in gute Hände übergeben und können uns beruhigt zurückziehen“, sagt Haug, die auch anderen Vereinen, die Nachwuchsprobleme haben, rät, ihre Ziele zu überdenken und so möglicherweise einer Auflösung zuvorzukommen.