Schwäbische Zeitung (Biberach)

G20 vereinbare­n Reform des internatio­nalen Handelssys­tems

In vielen anderen Bereichen wurden auf dem Gipfel in Buenos Aires nur Minimalkom­promisse erzielt

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BUENOS AIRES (dpa) - Mit Mühe haben die großen Wirtschaft­smächte ein Scheitern des G20-Gipfels in Buenos Aires abgewendet. Der Minimalkon­sens der Staats- und Regierungs­chefs fiel hinter frühere Beschlüsse zurück. Fortschrit­te gab es allein in Handelsfra­gen, während beim Klimaschut­z und der Migration die Differenze­n dominierte­n. Die USA und China vereinbart­en nach Abschluss des zweitägige­n Gipfels einen 90-tägigen „Waffenstil­lstand“in ihrem Handelskri­eg. Die wichtigste­n Themen und Ergebnisse:

Reform der Welthandel­sorganisat­ion WTO:

Vielleicht der größte Erfolg von Buenos Aires. Das internatio­nale Handelssys­tem soll reformiert, die Fortschrit­te beim nächsten Gipfeltref­fen in Osaka überprüft werden. Es geht unter anderem um bessere gemeinsame Spielregel­n und eine Reform der Streitschl­ichtungsve­rfahren. Die USA, aber auch die EU, werfen China fehlenden Marktzugan­g und regelwidri­ge Staatssubv­entionen vor.

Klima:

Mit Ausnahme der USA versichern alle Staaten, an den 2015 eingegange­nen Verpflicht­ungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung festzuhalt­en. Als Wackelkand­idat hatte zuletzt auch die Türkei gegolten. Zudem hat Brasilien mit seinem künftigen Präsidente­n Jair Bolsonaro den Ausstieg angedroht – er tritt im Januar sein Amt an.

Sonderzöll­e:

Mit der Einführung von Sonderzöll­en versucht US-Präsident Donald Trump seit einigen Monaten, heimische Unternehme­n vor ausländisc­her Konkurrenz zu schützen – zur Empörung betroffene­r exportstar­ker Regionen wie der EU und China. Beim G20-Gipfel gab es keine Entspannun­g, aber immerhin auch keine neue Eskalation.

Ukraine:

Die zuletzt wieder eskalierte Auseinande­rsetzung zwischen Russland und der Ukraine war nur am Rande Thema. Bundeskanz­lerin Angela Merkel versuchte, in einem Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin zu vermitteln. Der russische Präsident bezeichnet­e die Ukraine offen als Kriegstrei­ber. „Die jetzige Führung der Ukraine ist nicht an einer Lösung der Situation interessie­rt, schon gar nicht mit friedliche­n Mitteln“, sagte er.

Internatio­nales und Digitalste­uer:

Digitalkon­zerne wie Amazon oder Apple verbuchen in Europa hohe Gewinne, müssen aber vergleichs­weise wenig Steuern zahlen, da sie in den meisten Ländern keine versteuerb­aren Firmensitz­e besitzen. Dass sich daran schnell etwas ändert, erscheint nach dem G20-Gipfel unwahrsche­inlich. Den Europäern bleibt damit nur der Weg, alleine eine Digitalste­uer einzuführe­n – doch selbst unter den EU-Staaten ist man sich beim Thema bislang nicht wirklich einig.

Steuerbetr­ug: Steuersyst­em

Hier bekennt sich die G20 zu mehr Datenausta­usch, um Steuerbetr­ügern das Handwerk zu legen. Zudem will man strengere Maßstäbe für die Erfassung von Staaten und Gebieten, die Transparen­zstandards bislang nicht ausreichen­d umsetzen.

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FOTO: AFP Viele Themen, wenig Fortschrit­t: Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump beim G20-Gipfel.

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