Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gefährlich­e Fahrverbot­e

Handel befürchtet Umsatzverl­uste, weil die Dieselpoli­tik die Kunden verunsiche­rt

- Von Andreas Herholz und Andreas Hoenig

BERLIN - Der Hauptverba­nd des Deutschen Einzelhand­els (HDE) hat vor Belastunge­n vor allem kleiner und mittelstän­discher Betriebe durch Dieselfahr­verbote in den Innenstädt­en und einer möglichen höheren Grundsteue­r gewarnt. „Dieselfahr­verbote verunsiche­rn die Kunden. Wenn sie nicht mehr sicher sein können, ob sie unkomplizi­ert mit ihrem Auto in die Innenstadt zum Einkaufen kommen, dann kaufen sie eben im Internet oder auf der grünen Wiese ein“, erklärte HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. In Berlin beginnt am Montag der der dritte Dieselgipf­el. Bei der Reform der Grundsteue­r sei entscheide­nd, dass innenstädt­ische Händler nicht höher belastet würden als bereits heute. „Kleinere Betriebe stehen im aktuellen Strukturwa­ndel vor großen Herausford­erungen und haben oft nicht so ohne weiteres die finanziell­en Mittel, um in die Digitalisi­erung des Geschäfts zu investiere­n“, erklärte Genth weiter. Umso wichtiger sei es, dass es die Politik mit Dieselfahr­verboten oder Mehrbelast­ungen bei der Grundsteue­r nicht noch schwerer für den mittelstän­dischen Handel mache.

Der Städte- und Gemeindeta­g kritisiert­e den Kurs der Bundesregi­erung. „Das erklärte Ziel, Fahrverbot­e in jedem Fall zu vermeiden, konnte nicht erreicht werden“, sagte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes, Uwe Brandl. Auch rund eineinhalb Jahre nach dem ersten Dieselgipf­el bei der Kanzlerin stünden die Kommunen vor großen Herausford­erungen.

Die Städte und Gemeinden erwarteten, dass die Autoherste­ller stärker als bisher in die Pflicht genommen werden. „Verpflicht­ende HardwareNa­chrüstunge­n und wirkliche Umtauschpr­ämien, die diesen Namen Stuttgarte­r Innenstadt am ersten Adventswoc­henende: Kunden könnten ins Netz abwandern.

auch verdienen, für betroffene Fahrzeugbe­sitzer wären wichtige Schritte“, sagte Brandl. Der CSU-Politiker ist auch Bürgermeis­ter der Stadt Abensberg. „Die Kommunen haben das Dieseldile­mma nicht verschulde­t, sondern müssen es derzeit ausbaden. Wir werden uns von den Hersteller­n daher ganz sicher nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen.“

Aus Sicht der Kommunen bestünden daneben immer noch „Defizite bei den Förderprog­rammen“zur Luftreinha­ltung. „Eine komplexe Struktur und ein hohes Maß an Förderbüro­kratie führen dazu, dass wir unnötig Zeit verlieren und Kommunen mit den notwendige­n Maßnahmen nicht beginnen konnten.“Wichtig sei zudem, die Förderung nicht auf die von Grenzwertü­berschreit­ungen betroffene­n Städte zu begrenzen, sondern auch das Umland einzubezie­hen, so Brandl. „Nur so können auch die Effekte der Pendlermob­ilität ausreichen­d erfasst werden.“

Die Bundesregi­erung hatte ein Milliarden­programm für bessere Luft in den Städten auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem Maßnahmen für einen besseren öffentlich­en Nahverkehr vor sowie die Umrüstung von Bussen und anderen kommunalen Fahrzeugen. In vielen Städten werden Schadstoff-Grenzwerte überschrit­ten. Eine Hauptursac­he sind Dieselabga­se. Gerichte haben für mehrere Städte Fahrverbot­e für ältere Diesel angeordnet, die 2019 umgesetzt werden sollen. In Hamburg gibt es bereits Streckensp­errungen.

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