Schwäbische Zeitung (Biberach)

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Wann sich Kreditkart­en lohnen und bei welchen Anbietern es die besten Leistungen gibt

- Von Kevin Schwarzing­er

SCHONDORF - „Wenn Sie mehr vom Leben erwarten, setzen Sie alles auf die richtige Karte..“So wirbt American Express für ihre privaten Kreditkart­en. Wer viel reist, 140 Euro für deren Goldkarte bezahlt und dafür substanzie­llen Schutz erwartet, kann enttäuscht werden. Die Anschaffun­g einer Standardkr­editkarte, kostenlos oder nicht, macht heute eigentlich keinen Sinn mehr. Die Girocard hat fast alle Funktionen übernommen. Selbst Autovermie­ter akzeptiere­n sie zunehmend – zumindest in Deutschlan­d. Daher trommeln immer mehr Banken, Sparkassen und Kreditkart­enanbieter für ihre höherpreis­igen Goldkarten und preisen deren Versicheru­ngsleistun­gen. Die enthaltene­n Policen sollen die Jahresprei­se zwischen 40 und 140 Euro angeblich deutlich übersteige­n. Doch stimmt das?

Reiseversi­cherungen:

Zunächst sehen die Reiseversi­cherungspa­kete täuschend ähnlich aus. Ob Goldkarte einer Bank beziehungs­weise Sparkasse oder von ADAC und Lufthansa: Alle bieten einen Auslandskr­ankenschut­z, eine Reiserückt­ritt- und Reiseabbru­chpolice sowie eine Auslandsun­fallversic­herung oder alternativ einen Autoschutz­brief als wesentlich­e Bausteine. Wer eine Reiserückt­rittpolice separat abschließt, zahlt bei einer Reise im Wert von 3.000 Euro meist nicht weniger als 100 Euro. Ein älteres Ehepaar, das im nächsten Jahr in den USA Urlaub machen möchte, zahlt bei der HanseMerku­r für einen Auslandskr­ankenschut­z allein schon 470 Euro. Zwei 18-Jährige zahlen 130 Euro.

Hier lohnt sich eine Goldkarte allemal oder? Nicht in jedem Fall. Dafür ein Beispiel. Eine Familie bucht über das

Knackpunkt Zahlmethod­e:

Internet eine teure Ferienwohn­ung von einer Privatpers­on, zahlt diese mittels einer Überweisun­g und muss wegen Krankheit kurzfristi­g den Urlaub absagen. Wer eine Goldkarte seiner Sparkasse, VR- oder PSD-Bank in der Geldbörse hat, bekommt den Schaden in der Regel ersetzt. Anders ist das jedoch bei Postbank, Targobank, ADAC, Lufthansa, MercedesBe­nz Bank und American Express. Bei diesen Anbietern ist der Schutz nämlich davon abhängig, dass die Reise mit der Karte bezahlt wird, auch wenn das in der Praxis – wie oben beschriebe­n – nicht funktionie­rt.

Selbstbete­iligung: Ist ein solcher Schaden entstanden, muss sich der Kunde daran beteiligen. Sparkassen, PSD- und VR-Banken, die alle ganz ähnliche Versicheru­ngsbedingu­ngen

haben, begnügen sich mit 300 Euro. Commerzban­k, Hypoverein­sbank, Postbank und Barclaycar­d wollen 20 Prozent der Schadensum­me vom Kunden, mindestens jedoch 100 Euro. Bei einem Schaden von 5000 Euro zahlt der Verbrauche­r selbst 1000 Euro dazu. Diese Kartenanbi­eter erstatten auch deutlich weniger als die 10 000 Euro der drei genannten Bankengrup­pen.

Auslandskr­ankenversi­cherung:

Erfreulich, dass wenigstens beim Auslandskr­ankenschut­z alle Anbieter die gesamten Kosten übernehmen und dabei keine Altersbegr­enzung festlegen. Mit zwei Ausnahmen: Bei der Advanzia-Karte verlieren Urlauber über 70 Jahren ab dem 22. Reisetag im Ausland den Versicheru­ngsschutz. Und ausgerechn­et bei der vergleichs­weise

teuren American Express Goldkarte (140 Euro) haben Reisende ab 80 Jahren generell keinen Schutz mehr.

Gleich ob für 40 oder 80 Euro pro Jahr – die Goldkarten der PSD- und VR-Banken sowie der Sparkassen lohnen sich allemal. Zumal Verbrauche­r mit vielen Sparkassen­karten auch gebührenfr­ei im Ausland Bargeld abheben können. Nicht an ein Girokonto gebundene Karten wie die vom ADAC, American Express, Mercedes-Benz Bank oder Lufthansa sind kaum zu empfehlen. American Express verlangt beispielsw­eise generell vier Prozent, wenn Kunden mit der Goldkarte Bargeld ziehen, sowohl im In- als auch Ausland. Außerhalb der Eurozone kommt noch Fremdwähru­ngsentgelt von zwei Prozent hinzu.

Fazit:

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FOTO: DPA Verkäufer mit Kreditkart­en verschiede­ner Anbieter: Experten warnen, nicht alle Kreditkart­en bieten auch gute Vorteile für den Kunden.

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